Antisemitismus: Gelbwesten unter Beweisdruck
Seite 2: Gelbe Westen: Eindeutige Erklärungen gegen Antisemitismus
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Was nicht so recht in das Tableau passt, wie es zum Beispiel Le Monde präsentiert: Es stimmt nicht, wonach es den Reihen der Gelbwesten keine deutliche Distanzierung zum Antisemitismus gebe. Eine Basis-Vereinigung, die Gesprächsrunden organisiert, die eng mit den Protesten an den Kreiselverkehren verknüpft ist, hat auf den Vorwurf bereits schon Ende Januar bei ihrer Konstituierung eindeutig reagiert und tut dies auch aktuell in einem ausführlichen Kommuniqué.
Auch die von der "seriösen Öffentlichkeit" mit Argusaugen beobachteten bekannten Facebook-Persönlichkeiten der Gilets jaunes, wie zum Beispiel Eric Drouet oder Rodriguez, machen in eindeutigen Statements klar, dass sie mit Antisemitismus nichts am Hut haben wollen.
Daran hängt auch das Überleben der Bewegung. Sie muss nun, wie etwa der Extremismusforscher Jean-Yves Camus meint, zusehen, dass sie dieses Etikett wieder los wird.
Finkielkrauts Warnungen
Finkielkraut, der nun deutlich auf Abstand zur Gelbwesten-Bewegung ("eine Sekte") geht, nicht zuletzt wegen der Repräsentanten, die in den Medien einen prominenten Platz bekommen haben ("arrogant"), spricht übrigens von einem neuen Antisemitismus, den er nicht unbedingt direkt mit den Gilets jaunes verbindet. Was am Samstag passiert sei, sei Folge einer längeren Entwicklung. Bezeichnend dafür sei, dass sich einer der Pöbler als polizeibekannter Islamist herausgestellt hat, und die Ansprüche, die aus dessen Gebrüll herauszuhören waren: "Geh zurück nach Tel Aviv. Frankreich gehört uns."
Das sei nicht der bekannte, "klassische" Antisemitismus, sondern einer, der aus den Banlieues komme, zu dessen Heraufkommen eine naive Linke viel beigetragen habe. Finkielkraut, der diese Haltung schon lange kritisiert und dafür als Reaktionär etikettiert wurde, macht der "linken Intelligentsia" den Vorwurf, dass sie zur Wut, die sich nun gegen ihn gerichtet habe, beigetragen hat.
Ziel seiner Vorwürfe, die an den Kern des neuen Antisemitismus gehen, sind in seiner Analyse nicht so sehr die Gelben Westen als vielmehr die Linken. Er erwähnt auch, das er schon früher bei Demonstrationen in Paris attackiert wurde. Nämlich bei der Nuit Debout, die von links getragen wurde.
Der Antisemitismus der Marke Dieudonné
Die Zeitung Libération fügt dem Blick auf den Antisemitismus bei den Gilets jaunes noch hinzu, dass sehr wohl einige bekannte "klassische" rechtsextreme Antisemiten von der Öffentlichkeit durch die Demonstrationen der Gelben Westen profitieren wollten.
Zum anderen zeige sich, dass sich die Antisemiten, die sich als Anhänger von Alain Soral oder Dieudonné zu erkennen geben, in jüngster Zeit mehr ins Zeug gelegt haben - etwa mit Gesängen und obszönen Gesten -, um auf sich aufmerksam zu machen. Das gelingt ihnen offensichtlich immer besser, umso mehr als auch die internationale Aufmerksamkeit nun dafür geschärft ist.
Die Gelbwesten stehen nun unter einem angestiegenen öffentlichen Druck, sich als politische Bewegung zu präsentieren, die nichts mit Antisemitismus zu schaffen hat.