Apokalypse oder Reset?

Seite 2: Die größte Gefahr lauert nicht in Finanzsektor

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Die Frage, die sich aufdrängt, lautet: Wie lange kann dieses System noch bestehen? Eine präzise Antwort darauf lässt sich nicht geben. Einen globalen Schuldenstand von über 200 Billionen US-Dollar hat es in der Geschichte der Welt noch nicht gegeben. Auch negative Zinsen waren bisher unbekannt und für das Gelddrucken gibt es keine bekannte Obergrenze.

Dass es irgendwann zur Hyperinflation führen muss, steht fest, aber niemand kann sagen, wie weit die Aktien-, Anleihen- und Immobilienmärkte sich noch künstlich aufblähen lassen, bevor die Blasen zerplatzen. Sollten die Zentralbanken an die Grenzen ihrer Möglichkeiten stoßen, steht noch der Internationale Währungsfonds (IWF) mit seiner eigenen Währung, den "Sonderziehungsrechten", zum Eingreifen bereit. Diese bereits 2008 in großem Stil eingesetzte Währung wird ausschließlich an Staaten vergeben und könnte einen Crash im Ernstfall noch um einige Zeit hinauszögern.

Dennoch ist es angesichts der vielen wirtschaftlichen Krisenherde nicht ausgeschlossen, dass ein unvorhergesehenes Ereignis (ein "black swan") das gesamte Kartenhaus zum Einsturz bringt. Sollte das geschehen, stünde die Welt von einem Augenblick auf den anderen vor der größten Krise aller Zeiten. Das Weltfinanzsystem hat sämtliche Länder so eng miteinander verknüpft, dass kein Winkel der Erde von seinem Zusammenbruch und der resultierenden Entwertung des Papiergeldes verschont bliebe.

Die derzeit größte Gefahr lauert allerdings weder im Finanzsektor, noch in der Realwirtschaft, sondern im Bereich der Politik. Die politisch Verantwortlichen wissen - genau wie die wirtschaftlich Mächtigen - um die allseits lauernden wirtschaftlichen und finanziellen Gefahren und greifen daher zu zwei in der Vergangenheit bewährten Mitteln: Um von den wahren Schuldigen und der eigenen Korruptheit abzulenken, bauen sie Feindbilder auf und bereiten Kriege vor.

Die USA als mächtigstes und gleichzeitig sozial am stärksten zerrissenes Land setzen zunehmend auf militärische Gewalt und legen seit Längerem die Grundlagen für einen Krieg gegen Russland. Ihre Politik gegenüber der Ukraine und den ehemaligen Ostblockstaaten dient der ständigen Provokation der Regierung Putin. Unterstützt wird sie durch den treuesten Verbündeten der USA im Nahen Osten, Saudi-Arabien, das seit 2015 dafür sorgt, dass der Ölpreis, der bereits die Sowjetunion zu Fall gebracht hat, immer weiter sinkt - ein Prozess, den Russlands Führung auf Dauer nicht überleben kann.

Aber auch die übrigen Großmächte wie Großbritannien, Frankreich und auch Deutschland bereiten sich immer stärker auf militärische Auseinandersetzungen vor. Sowohl Russland, als auch China, das nach einem Fall der russischen Regierung sofort zum nächsten Angriffsziel der USA würde, unternehmen ebenfalls erhebliche Rüstungsanstrengungen.

Motor für diese internationalen Kriegsvorbereitungen sind allerdings nur vordergründig die Lage der Weltwirtschaft und die des globalen Finanzsystems. Entscheidender und für die Entwicklung des Weltgeschehens auch über das Jahr 2016 wichtigster Faktor auf unserem Planeten ist die exponentielle Zunahme der sozialen Ungleichheit.

Da sich die Welt fest im Würgegriff der Finanzindustrie befindet und diese nicht einmal zu den geringsten Zugeständnissen an die arbeitende Bevölkerung und die Armen bereit ist (man erinnere sich nur an die Ereignisse dieses Jahres in Griechenland), wird sich die soziale Ungleichheit in der vor uns liegenden geschichtlichen Epoche dramatisch verschärfen und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf das Heftigste entladen - in der Form von Armutsaufständen, Bürgerkriegen und riesigen sozialen Verwerfungen.

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