Arabischer Marsflug mit japanischer und amerikanischer Technik

Al-Amal vor dem Start. Foto: MBRSC

Die heute gestartete Sonde "al-Amal" soll dem Herrscher von Dubai zufolge die Botschaft aussenden, "dass die arabische Zivilisation wieder eine große Rolle spielen wird"

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Nachdem ihr Start zwei Mal wetterbedingt aufgeschoben wurde ist die von den Vereinigten Arabischen Emiraten bezahlte Sonde al-Amal heute Nacht auf ihre Reise zum Planeten Mars aufgebrochen (vgl. Erste arabische Marsmission "Al Amal" startet erfolgreich). Den soll sie ab Februar 2021 mindestens ein 687 Erdtage lang dauerndes Marsjahr umkreisen.

Dabei wird der den Auftraggebern zufolge "erste richtige Wettersatellit" des roten Planeten meteorologische Daten sammeln. Aus diesen sollen dann Erkenntnisse über die Dynamik der Wetterregelmäßigkeiten und der Klimaentwicklung dort gewonnen werden. Speziell erwartet man sich unter anderem Aufschluss darüber, warum der Mars in den letzten paar Millionen Jahren Wasserstoff und Sauerstoff in den Weltraum abgab.

Die Instrumente, mit der die Sonde deshalb ausgestattet ist, beinhalten unter anderem einen neu entwickelten "Emirates eXploration Imager" , ein "Emirates Mars Infrared Spectrometer" und ein "Emirates Mars Ultraviolet Spectrometer". Diese Geräte sollen neben Temperaturen auch Anteile von Wasserstoff, Sauerstoff, Wasser, Ozon, Aerosolen und Staub messen.

Prestigeprojekt

Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktoum, der Emir von Dubai und Premier- und Verteidigungsminister der Emirate, teilte der Welt vor dem Start mit, der Name al-Amal ("die Hoffnung") richte sich an "Millionen junger Araber - und "die "erste Botschaft" der Mission sei, "dass die arabische Zivilisation wieder eine große Rolle spielen wird".

Sieht man sich das Projekt etwas näher an, hält sich der arabische Beitrag außerhalb der Finanzierung allerdings in Grenzen: Gestartet wurde die zwei Meter 90 lange, zwei Meter 37 breite, 1,35 Kilogramm schwere und mit zwei 900-Watt-Solarpaneelen betriebene Sonde mit einer H-IIA-Rakete von Mitsubishi. Das geschah auch nicht am Persischen Golf, sondern in Tanegashima, dem Weltraumbahnhof der japanischen Raumfahrtagentur JAXA, wohin man das Gerät mit einer russischen Antonov An-124 transportieren ließ.

Die Entwicklung des mit sechs 120-N-Schubdüsen, acht 5-N-Reaktionskontrollsystemen ausgestatteten Satelliten geschah zum großen Teil an der Universität von Colorado in Boulder und durch ein mehrheitlich amerikanisches Team. Dort, in Boulder, konstruierte man auch den "Emirates eXploration Imager" und das "Emirates Mars Ultraviolet Spectrometer". Das "Emirates Mars Infrared Spectrometer" entstand dagegen vor allem an der Arizona State University".

Auch die Chinesen starten bald

Gelingt der Transport, wären die Vereinigten Arabischen Emirate die sechste oder siebte terranische Gebietskörperschaft, die von sich behaupten kann, dem Mars nahe gekommen zu sein. Der erste Flug zum Mars gelang 1960 der Sowjetunion, deren Sonde Marsnik 1 es aber nicht mehr zurück zur Erde schaffte. Danach gab es noch 17 sowjetische, zwei russische und drei russisch-europäische Mars-Missionen.

Erfolgreich auf dem Mars landen konnten die Russen erstmals 1971, die Amerikaner 1975. Letztere hatten es erstmals 1964 geschafft, zum Mars zu fliegen, was sie inzwischen noch 26 Mal machten. Die dritte Nation, die den Mars erreichte, war 2003 Japan. Ihre eigentlich als Orbiter gedachte Sonde flog nach Beschädigungen allerdings in 870 km Entfernung vorbei, während die "Beagle", die erste Sonde der European Space Agency (ESA), kurz darauf in eine Marsumlaufbahn einschwenkte. Dasselbe gelang 2014 mit dem indischen Marsprojekt ISRO.

Dass sich China noch nicht in dieser Liste findet, könnte sich bald ändern: Der Start der chinesischen Marssonde Tianwen-1 wird für die Zeit zwischen dem 23. Juli und Anfang August erwartet. Sie soll mit einer Langer-Marsch-5-Rakete vom Kosmodrom Wenchang aus in den Weltraum gebracht werden. Kommt sie beim Mars an, wird sich nicht auf das Wetter, sondern auf die Oberfläche, die Schwerkraft, das Magnetfeld und das Innere des Planeten konzentrieren.

Dass die Emirate und China fast gleichzeitig zum Mars starten, ist kein Zufall: Sein Bahn und die der Erde haben gerade eine für kurze Reisen so günstige Position erreicht, dass sich diese erst wieder in sechs Monaten ergeben wird. Deshalb wollen auch die USA ihre neue Marsmission Perseverance am 30. Juli in Kap Canaveral starten.

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