Arbeitsmarkt 2025: Deutschland steuert auf Drei-Millionen-Marke bei Arbeitslosen zu

Arbeiter wird aus der Fabrik entlassen und ist arbeitslos

Trotz steigender Arbeitslosigkeit will die Bundesregierung das Bürgergeld kürzen. Doch Experten warnen: Die Sparpläne sind unrealistisch.

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist im Dezember leicht gestiegen. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) mitteilte, waren 2,807 Millionen Menschen ohne Arbeit, 33.000 mehr als im Vormonat. Der Anstieg sei zum Jahresende üblich, hänge aber auch mit der schwachen Konjunktur zusammen, sagte BA-Chefin Andrea Nahles.

Im Jahresdurchschnitt 2024 lag die Arbeitslosenquote bei sechs Prozent und damit höher als in den Vorjahren. Nahles blickt mit gemischten Gefühlen auf das Jahr 2025. Als größte Herausforderungen sieht sie die konjunkturelle Abkühlung und den Strukturwandel in der Industrie.

Experten rechnen 2025 erstmals seit zehn Jahren mit über drei Millionen Arbeitslosen

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger warnte jetzt: "In diesem Jahr drohen wir in Deutschland die Marke von drei Millionen Arbeitslosen zu überschreiten". Er forderte eine Wende in der Arbeitsmarktpolitik mit mehr Sanktionen für Arbeitslose und weniger Frühverrentungsanreize.

Auch Claus Vistesen, Chefökonom bei Pantheon Macroeconomics, erwartet laut Reuters steigende Arbeitslosenzahlen: Es sei "nur eine Frage der Zeit, bis die Arbeitslosenquote in Deutschland wieder ansteigt".

Weniger offene Stellen deuten auf nachlassende Arbeitskräftenachfrage hin

Die BA meldete für Dezember 654.000 offene Stellen, 59.000 weniger als vor einem Jahr. Das deute auf eine Verlangsamung der Nachfrage nach Arbeitskräften hin.

"Zurzeit ist die Möglichkeit für Menschen, die arbeitslos sind, in Arbeit zu kommen, eher schlecht", konstatierte BA-Chefin Nahles laut Deutscher Presse-Agentur (dpa). "Da braucht es einfach eine konjunkturelle Belebung."

Trotz Krise: Regierung plant Kürzungen beim Bürgergeld

Trotz des sich abzeichnenden Anstiegs der Arbeitslosigkeit plant die Bundesregierung im Haushalt 2025 Einsparungen beim Bürgergeld und den damit verbundenen Leistungen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro gegenüber 2023.

Die Ausgaben für Regelbedarfe sollen um 3,1 Prozent auf 25 Milliarden Euro sinken, die Bundesbeteiligung an den Kosten für Unterkunft und Heizung um fünf Prozent auf elf Milliarden Euro. Auch bei den Eingliederungsleistungen und den Verwaltungskosten sind Kürzungen vorgesehen. Insgesamt sollen die Kosten für das Bürgergeld im Jahr 2025 bei 45,3 Milliarden Euro liegen, 4 Prozent weniger als 2023.

Für die Empfänger bedeutet das eine Nullrunde: Alleinstehende sollen weiterhin 563 Euro im Monat erhalten, eine vierköpfige Familie je nach Alter der Kinder zwischen 1.783 und 2.011 Euro plus Kosten für Unterkunft und Heizung.

Experten bezweifeln Realisierbarkeit der Sparpläne

Angesichts der schlechten Konjunkturaussichten bezweifeln Experten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) allerdings, dass die geplanten Milliardeneinsparungen gelingen werden. Sie gehen davon aus, dass die Zahl der Grundsicherungsempfänger auch 2025 nicht sinken wird, weil viele Arbeitslose in der Krise kaum Chancen auf einen neuen Job haben.

"Potenziell könnten 2025 mehr Menschen aus dem Arbeitslosengeld I in die Grundsicherung rutschen, weil Arbeitssuchende immer schwerer eine Beschäftigung finden", warnt IW-Expertin Stefanie Seele. Schon jetzt sei die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung von 3,8 Millionen im Juni 2022 auf vier Millionen im Juni 2024 gestiegen.

BA-Chefin Nahles rief dazu auf, trotz der Krise nicht zu pessimistisch zu sein. Im internationalen Vergleich stehe der deutsche Arbeitsmarkt gut da. Deutschland habe die viertniedrigste Arbeitslosenquote in der EU.