Artenreiche Moore erhalten statt zerstören
Seite 2: Moore regulieren Wasserhaushalt
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Ein intaktes Hochmoor besitzt einen mindestens vierzig Zentimeter mächtigen Torf, der sich durch abgestorbene Pflanzenteile wie Moose herausbildet und dreißig Prozent organische Bodensubstanz enthält.
Unter Luftabschluss im wasserreichen Untergrund bleiben organisches Material und Kohlenstoff langfristig gespeichert. Die langsam wachsenden Torfmoose schützen auch vor Überschwemmungen: Bei Starkregen saugen die Torfmoose das Wasser auf wie ein Schwamm und lassen es später und langsamer abfließen. Dadurch verhindern sie Hochwasser in den niedrigen Lagen.
Eines der wenigen erhalten gebliebenen Moore ist das Murnauer Moos im Süden Bayerns. Auf einer Fläche von 4.200 Hektar fügen sich Feuchtwiesen und besondere Waldgesellschaften zu einem vielfältigen Mosaik zusammen. Das Moor beherbergt 1.800 Tierarten und 1.000 höhere Pflanzenarten, 160 davon, wie zum Beispiel die Buchsbaumsegge oder die Braune Schnabelbinse, stehen auf der Roten Liste. Auch bedrohte Vogelarten wie Braunkehlchen oder Wachtelkönig finden hier ihren Lebensraum.
Früher mähten die Bauern die nassen Flächen einmal im Jahr und nutzten das magere Heu als Einstreu, so dass im Laufe der Zeit artenreiche Feuchtwiesen entstanden. Seit dem 19. und 20. Jahrhundert setzten industrieller Torf- und Gesteinsabbau, Entwässerung und Melioration dem Murnauer Moos stark zu.
Dank der Initiative des Bundes Naturschutz konnten der Torfabbau gestoppt und Müllverbrennungsanlagen verhindert werden, nicht aber die am Rande verlaufende Autobahn.
Das tiefer gelegene Niedermoor wird durch Quellbäche mit Wasser versorgt. In den höheren Lagen des kargen Hochmoores, das vom mineralarmen Regenwasser lebt, wachsen Rosmarinheide und Wollgras. Inzwischen werden - stellenweise auch im Murnauer Moos - Moore mit hohem Aufwand renaturiert und der Gewässerhaushalt saniert.
Peter Strohwasser von der unteren Naturschutzbehörde Garmisch-Partenkirchen zu Folge akkumulieren nur noch ein Prozent der Hochmoore organische Masse und binden Kohlendioxid. Über 90 Prozent der Niedermoore und Streuwiesen seien bereits vernichtet.
Renaturierung im Hunsrück
Vor Jahrzehnten entwässerte man Moore, um Torf abzubauen, Äcker anzulegen oder mit Fichten aufzuforsten. Heute werden ehemalige Moore mit viel Aufwand renaturiert. Zum Beispiel im Rahmen des EU-weiten LIFE-Projektes Peat Restore. In Polen, Lettland, Litauen, Estland und Deutschland sollen auf insgesamt 5.300 Hektar die natürlichen Kohlenstoffspeicher möglichst naturnah wiederhergestellt werden.
Innerhalb von fünf Jahren werden der Ausstoß, die Speicherung klimarelevanter Gase, Wasserstände sowie Flora und Fauna der Moore dokumentiert und miteinander verglichen, Wiedervernässungsmaßnahmen getestet sowie potenziellen Klimaeffekte der Moorrestaurierung berechnet.
Dafür stellt die EU bis 2021 Fördergelder in Höhe von sechs Millionen Euro bereit. In einigen wiedervernässten Mooren siedeln bereits wieder Kiebitze, Kraniche, Schnepfen und Graugänse in guter Nachbarschaft mit Rehen. Parallel dazu können sich moortypische Pflanzenarten neu entfalten.
Auch im Hunsrück, wo vor 200 Jahren Moore Fichtenpflanzungen weichen mussten, werden heute die Entwässerunggräben wieder aufgefüllt. In dem ausgetrockeneen Boden finden die Wurzeln der Fichten kaum Halt, erklärt Dr. Harald Egidi, Leiter des Nationalparks Hunsrück-Hochwald, im Interview mit 3sat. Deshalb werden die Fichten von Stürmen leichter umgeworfen.
Auch das moortypische Torfmoos wird neu gepflanzt, denn es saugt das Wasser auf wie ein Schwamm. Doch Torfmoose wachsen langsam - im Schnitt nur ein bis zwei Millimeter im Jahr. Bis es Wasser speichern kann, wird es wohl einige Zeit dauern.
Nicht weit vom Renaturierungsprojekt entfernt liegt ein altes Moor, das von Entässerung verschont geblieben war: Hier gedeihen Drahtschmiele, Binsen, Wollgras und Siebenstern, Torfmoose, Goldenes Frauenhaarmoos oder Sonnentau.