Aus für die Zapfsäule?

Seite 2: Im ländlichen Kreis wird die Tankstelle zum Umschlagplatz mit Nahversorgung

Solange der ÖPNV im ländlichen Raum, nicht durch ehrenamtlich betrieben Bürgerbusse ausgebaut wird, bleibt das eigene Auto zentral für die Mobilität, zumal die Distanzen aufgrund einer sich ausdünnenden Bevölkerungsdichte und Infrastruktur immer länger werden.

Da mit der reduzierten Bevölkerungsdichte in vielen Dörfern die Nahversorgung auf der Strecke bleibt und auch Tankstellen alleine vom Kraftstoffverkauf nicht mehr leben können, bleibt für die, die sich nicht auf personalfreien Kreditkarten-Betrieb umstellen, wo man vor dem Tanken ein Guthaben von seiner Karte laden muss, nur die Übernahme weiterer Funktionen.

Neben den schon im städtischen Umland erwähnten kostensenkenden Angeboten von Paketdienstleistungen, die dann nicht mehr bis zur Haustür der Kunden geliefert werden müssen, könnten die Tankstellen im ländlichen Raum zusätzlich weitere Funktionen übernehmen. Da es schon heute in vielen Dörfern kein gastronomisches Angebot mehr gibt und sich Lieferdienste auf dem Land schwertun, könnten an den Tankstellen zu bestimmten Zeiten Foodtrucks Station machen, was in französischen Dörfern bereits seit Jahren gängig ist. Sie bieten sich aber auch als sozialer Treffpunkt an und könnten Einkaufsmöglichkeiten der meist verlorenen Nahversorgung bieten.

Denkbar wäre auch ein kombinierter Personen- und Güterlieferverkehr. Hierbei sammeln Handwerker oder Pflegedienste auf ihren täglichen Routen Pakete von Tankstellen ein und nehmen sie zu ihren Kunden oder Patienten mit. Damit könnte man das Verkehrsaufkommen reduzieren und die Paketlieferdienste entlasten.

Die Autobahn-Stationen mit einem Service-Angebot rund um Güter- und Fernverkehr

Für die aktuell noch gut ausgelasteten Tankstellen an der Autobahn, die 1998 unter dem damaligen Verkehrsminister Matthias Wissman (CDU) zur Privatisierung ausgeschrieben wurden und inzwischen über die Firma Tank & Rast meist mittels selbständiger Pächter betrieben werden, scheint es kurzfristig wenig Handlungsbedarf zu geben.

Mit den schon lange geforderten zusätzlichen Parkplätzen, die es Fernfahrern ermöglichen ihre gesetzlich vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten einzuhalten, tut man sich offensichtlich schwer, weil diese praktisch keine Verdienstmöglichkeiten für die Betreiber bieten.

So stellt man sich in der DLR-/Aral-Studie vor, dass der Güterverkehr auf vordefinierten Autobahn-Routen teilweise automatisiert verlaufen könnte und autobahnnahe Tankstellen fungieren hierbei als Wechselstationen, an denen von autonomen auf fahrergeführte Lkws für den Stadtverkehr gewechselt wird.

Zudem könnte es an der Station ultraschnelle Lademöglichkeiten für elektrische Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen geben. Das Angebot an UFC-Säulen (Ultra fast charging) könnte insbesondere auch für Fernreisende von Interesse sein, die ihr Fahrzeug innerhalb eines kurzen Stopps auf längeren Urlaubs- oder Dienstfahrten laden könnten.

Die Studie wurde 2019, also vor Corona veröffentlicht, und hatte keine geänderten staatlichen Vorschriften angenommen. Ob sich diese Kontinuität für die nächsten 20 Jahre beibehalten lässt oder ob schon die CO2-Bepreisung deutliche Änderungen beim Individualverkehr anschieben wird, ist derzeit nicht absehbar.