Ausgebaut und ausbaufähig
Nach "Spore" das nächste EA-Game mit Web-2.0-Elementen: "Die Sims 3"
Lieber Leser, dies ist eine ganz persönliche Geschichte, ein kleiner Ausschnitt der ersten Erfahrungen mit dem dritten Teil der unglaublich populär gewordenen Computer- und Videospielreihe „Die Sims“.
Nachdem ich mich als Spock in der neu geschaffenen „Sims“-Community angemeldet habe, um SimPoints im Wert von 12 Euro (1000 Punkte) auf meinem Mitgliedskonto gutgeschrieben zu bekommen, kreiere ich einen alten Knacker. Um ihn nicht zu schwerfällig wirken zu lassen, vermeide ich es, ihm eine allzu dicke Wampe über seinen Dödel zu hängen – lieber ein bisschen sportlich, denke ich. Dann noch ein paar Sommersprossen und Altersflecken, und schon kann’s losgehen.
Mr. Spock zieht in eine Parterrewohnung, die aus einem Wohn- und einem Schlafzimmer besteht, in deren Mitte sich eine winzige Küche und ein Bad mit Dusche und Toilette befinden. Um Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen, besorge ich meinem Sim zunächst einen Job als Küchenhilfe. Da diese Art der Arbeit mich selbst schnell anöden würde, lasse ich Mr. Spock Tag für Tag den Stellenmarkt in der Zeitung studieren. Seine Freizeit verbringt mein Sim in einer Bibliothek. Dort kann er nämlich nicht nur in Büchern schmökern, sondern sich auch am PC mit einem Rennspiel unterhalten.
Im weiteren Verlauf äußert Mr. Spock, dass er gern mal ins Kino gehen würde. Leider beginnt seine Schicht in der Küche eines Schnellrestaurants so spät am Tag, dass es ihm unmöglich ist, eine Vorstellung zu besuchen. Aber wie hätte ich das vorher wissen sollen, als ich die Merkmale meines Charakters festgelegt habe; ich wollte eben keinen Kulturbanausen. Deswegen fühlt sich Mr. Spock jetzt ein wenig frustriert, er kann nicht seinen Neigungen nachgehen. Da hilft nur eins: Ein neuer Job muss her. Schleunigst!
Gesagt, getan. Schon drei Tage später, direkt nach dem Wochenende, kann Mr. Spock in einem Verlagshaus anfangen. Am ersten Tag spielt er zwar lediglich den Kaffeeboten, doch die Möglichkeit, als Journalist zu arbeiten, spricht meinen Sim selbstverständlich weit mehr an. Am nächsten Tag geht es bereits an die ersten Recherchearbeiten. Unterdessen hat Mr. Spock auf der Terrasse eines Restaurants eine jüngere Frau namens Tamara Donner kennengelernt. Mit ihr versteht er sich auf Anhieb. Hier ein Witz, da eine Freundlichkeit, schwups, man mag sich.
Es gelingt Mr. Spock zwar nicht auf Anhieb, Tamara zu sich nach Hause einzuladen. Lange warten muss er allerdings auch nicht. Zwei Tage später klingelt sein Telefon. Ob sie mal vorbeikommen könnte? Aber sicher doch. Und so kommt es, dass der alte Mann und die junge Frau eine Viertelstunde später im Wohnzimmer stehen und zu Indie- und Elektromucke abrocken. Wem das richtig gut gefällt, der wird sich in diesem Moment glücklich schätzen, das Geschehen auf dem Bildschirm mitfilmen zu können.
Videos aufzunehmen beziehungsweise Screenshots zu erstellen, das sind wie bei „Spore“ wichtige Aspekte von „Die Sims 3“. Ganz im Sinn des Web 2.0 soll man sich mit Gleichgesinnten austauschen, sich präsentieren. Inhalte anderer Spieler können ebenfalls heruntergeladen werden. Filme wird es aller Voraussicht nach in wenigen Tagen in Hülle und Fülle im Internet geben, schließlich kann man über den Launcher, die Steuerzentrale von „Die Sims 3“, Filmen nachträglich akustisch wie optisch einen neuen Schliff verpassen.
Der Spielumfang hat endlich die Größe, die man sich schon vor fünf Jahren gewünscht hat. In dem, was er tun will und tun kann, fühlt sich mein Sim kaum noch eingeschränkt. Lediglich das Geld könnte mehr sein. Denn selbst wenn Tamara bei Mr. Spock einzieht, so reicht das gemeinsame Einkommen doch immer noch nicht, um sich einen schönen Swimmingpool im Garten zu bauen. Allerdings hängt die Summe in erster Linie von der Beckengröße ab, soll heißen: Mr. Spock und Tamara müssen sich bessere Jobs suchen, und ich muss mich ein wenig in Geduld üben.
Apropos Geduld. Bisher hat mir noch kein „Sims“-Teil und noch keine der unzähligen Erweiterungen so viel Spaß gemacht, wie diese Fortsetzung. Nichtsdestotrotz musste ich feststellen, dass sich trotz Vorspuloption manche Phasen, insbesondere das Arbeiten und das Schlafen, wie Kaugummi in die Länge ziehen. Diesbezüglich hätten die Macher vielleicht besser selbst noch die eine oder andere Konferenz abgehalten. Wie wäre es zum Beispiel mit einer spielbaren Traumsequenz? Und wieso kann man seinem Sim eigentlich überhaupt nicht bei der Arbeit über die Schulter sehen? Electronic Arts füttert uns lieber mit dem kostenlosen Download einer weiteren Stadt namens Riverview. Wieso sich auch groß anstrengen? Das kann die Community doch selbst.