Ausländische Interventionen: "Nur drei Jahre lang erträglich"

Seite 3: Politik mit Islamisten? Türkei profitiert vom Abbröckeln des Einflusses Frankreichs

Allgemein profitiert die Türkei vom Abbröckeln des Einflusses Frankreichs, das im vergangenen Jahr ankündigte, die 5.100 Soldaten seiner Sahel-Streitmacht Barkhane um voraussichtlich 40 bis 50 Prozent zu verringern.

Erstmals schloss die Türkei im Juli 2020 ein militärisches Abkommen mit Niger, dessen Klauseln geheim gehalten bleiben. Es sieht jedenfalls eine Hilfe bei der Ausrüstung nigrischer Streitkräfte, aber auch die Entsendung türkischer Soldaten zur Bekämpfung der regionalen Terrorgruppe Boko Haram vor.

Dadurch könnte die Türkei ihre aktuelle, unbestrittene militärische Präsenz in Libyen nach Süden hin verlängern. Die ICG zeigt sich über eine Perspektive "weiterer Militarisierung" in der Region beunruhigt, zumal dies überdies einen Wettlauf mit den rivalisierenden Vereinigten Arabischen Emiraten bei militärischen Projekten auszulösen drohe.

Der Bericht hebt auch hervor, der Türkei werde vorgeworfen, islamistische Strömungen und insbesondere jene der Muslimbrüder durch ihre Regionalpolitik fördern zu wollen. Zugleich dementiert der Rapport die von französischer Seite geäußerte Unterstellung, die Türkei könnte auch gewaltförmig vorgehende Dschihadisten in der Region fördern: Dieser Verdacht habe sich bei diversen Ansprechpartnern vor Ort nicht erhärten lassen.

Tatsächlich scheint die Politik Ankaras eher auf eine Strategie der institutionellen Durchdringung zu setzen. Französische Spitzenpolitiker warfen ihr in jüngster Zeit wiederholt vor, im Sahel "Destabilisierung" zuungunsten ihres Landes zu betreiben, so Verteidigungsministerin Florence Parly am 12. Januar 2021 im Parlament und ihr Vorgesetzter Emmanuel Macron im November 2020.