Ausnahmezustand um russisches Atomzentrum
Auch in Russland brennen die Wälder. Menschen und Infrastruktur sind in Gefahr
Großflächige Waldbrände toben nicht nur in Südeuropa. Die russische Nachrichtenagentur Tass meldete am Samstagabend einen Ausnahmezustand in der Stadt Sarow, die Russlands nationales atomares Forschungszentrum beherbergt. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland und die Umweltorganisation Greenpeace griffen die Nachricht am Sonntag auf. Die Verhängung des Ausnahmezustands sei nötig, weil sich das Feuer im Gebiet von Nischni Nowgorod ausbreite und so zusätzliche Kräfte zur Löschung der Brände mobilisiert werden können, teilte die Verwaltung der abgeschirmten Stadt demnach mit.
Russlandweit standen nach Behördenangaben am Sonntag rund 3,5 Millionen Hektar Wald in Flammen – das entspricht etwa der Fläche Baden-Württembergs. Der Greenpeace-Experte Grigori Kuksin sprach im Radiosender Echo Moskwy von den schlimmsten Waldbränden in der Geschichte der russischen Wetterbeobachtung.
Auch in anderen Regionen waren Ortschaften durch die Brände bedroht. Besonders stark betroffen war die sibirische Region Jakutien im Nordosten Russlands, wo Dutzende Häuser abbrannten und zahlreiche Menschen evakuiert werden mussten. In den sibirischen Regionen Irkutsk und Krasnojarsk versanken ganze Städte im Rauch, wie auf Bildern im russischen Staatsfernsehen zu sehen war.
Ein Tropfen auf den heißen Stein
Seit Wochen überschlagen sich die Nachrichten über großflächige Waldbrände aus allen Teilen der Welt. Langanhaltende Hitze und Trockenheit bieten dafür einen idealen Nährboden. Greenpeace hat bereits im Juli freiwillige Helfer in den Osten Sibiriens geschickt, um bei den Löscharbeiten zu helfen. Auch in der Region Leningrad war nach Angaben der Organisation eine Gruppe von Freiwilligen im Einsatz und hatte zuletzt erfolgreich einen von vier Torfbränden in der Nähe des Dorfes Naziya gestoppt. Doch der Organisation ist klar, dass solche Hilfsaktionen nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein können - sie warnt davor, dass noch nie dagewesene Gefahren zur "neuen Normalität" werden können, wenn nicht sehr schnell Maßnahmen ergriffen werden, um klimaschädliche Emissionen in allen Sektoren zu minimieren.
Speziell in Russland sind es nicht nur die Brände, die Menschen und Infrastruktur gefährden, sondern auch die auftauenden Permafrostböden. Einige Häuser in der Industriestand Norilsk seien kaum noch vor dem Einsturz zu bewahren, sagte der Ingenieur Ali Kerimow vergangene Woche der Deutschen Presse-Agentur. Nach Schätzungen des russischen Umweltministeriums könnten sich die Schäden im Zusammenhang mit dem Auftauen gefrorener Böden bis 2050 auf bis umgerechnet 57 Milliarden Euro belaufen könnten.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.