BILD gegen Arte

Seite 2: Wenn die Rechte Israel lobt

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Dass sich diese Rechte damit besser etabliert und dass sie deshalb weiter rassistisch und auch antisemitisch sein kann, müsste doch eher als Gefahr gesehen werden. In seinem Aufsatz geht Grigat schließlich davon aus, dass es sich bei der Pro-Israel-Haltung der Rechten eher um eine Instrumentalisierung handelt. Sehr richtig schreibt er:

Als historisch entscheidender Protagonist des offenen Antisemitismus hat die Rechte dennoch weiterhin besondere Aufmerksamkeit verdient. Es wäre fatal, bei der Linken richtigerweise immer wieder auch implizit, sekundär und strukturell antisemitische Argumentationen ins Visier zu nehmen, bei der politischen Rechten aber Entwarnung zu geben, nur weil sich dort jenseits der offenen neonazistischen Gruppierungen und Parteien explizit judenfeindliche Äußerungen heute seltener finden als in den vergangenen Jahren.

Stefan Grigat

Nun spielt sich diese israelfreundliche Rechte auch in der Debatte um die Arte-Doku als vermeintliche Vorkämpferin der Meinungsfreiheit auf. Wer ein historisches Beispiel für eine rechte Instrumentalisierung Israels sucht, wird bei der Springerpresse fündig. Vor einigen Jahren machte die Ausstellung "Axel Springer und die Juden" deutlich, dass Bildzeitung die Erfolge Israels im Sechs-Tage-Krieg dadurch mit Antisemitismus garnierte, indem sie sie mit den Blitzkriegsstrategien der deutschen Wehrmacht verglich. So konnte man wohl auch die NS-Generation noch davon überzeugen, dass es besser gewesen wäre, man hätte die Juden nicht im KZ ermordet, sondern an die Front geschickt.

Zudem konnten in der Bildzeitung viele Ex-Nazis als Autoren und Karikaturisten aktiv sein, die ihre völkische Propaganda minus den offensichtlichen Antisemitismus dort fortsetzen konnten. So bleibt sich auch Bild treu.

Bei der Beurteilung der Doku nicht die alten Fehler wiederholen

Nur sollten die Springer-Kritiker nicht den Fehler der 1960er Jahre wiederholen und reflexhaft die Seite einnehmen, die der Bild am meisten widerspricht. So wurden viele bundesdeutsche Linke von Freunden Israels nach dem Sechs-Tage-Krieg zu deren vehementesten Gegnern.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Pinneberg und Aktivist der außerparlamentarischen Linken, Wolfgang Seibert, beschreibt in dem kürzlich im Neofelis Verlag erschienenem Band Verheerende Bilanz: Der Antisemitismus der Linken im Gespräch mit dem Herausgeber Johannes Spohr, wie ihn diese linke Revision der Haltung zu Israel damals irritierte und für lange Zeit von der Linken entfremdete.

Erst Jahre später, als er mehr zufällig in Kontakt mit der israelichsolidarischen Linken kam, wurde er wieder politisch aktiv. Wenn nun von Bild und weiter rechts stehenden Medien, die von Arte nicht ausgestrahlte Dokumentation gelobt wird, sollte die Linke nicht den Fehler machen und sie aburteilen. Es sollte vielmehr darum gehen, sowohl die dort vertretenen Positionen kritisch zu dokumentieren.