Bahn plant Totalsperren auf den Strecken Würzburg-Hannover und Stuttgart-Mannheim

Symbolbild: K. Jähne. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Schotter und Gleise müssen schon nach 27 Jahren kompletterneuert werden

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Eisenbahnschienen sind - wie der Name sagt - aus Eisen und sehen eigentlich relativ stabil aus. Bei der aktuellen Belastung müssen sie trotzdem teilweise schon nach weniger als 30 Jahren erneuert werden, wie das Beispiel der erst 1991 gebauten Strecke zwischen Würzburg und Hannover zeigt, auf der täglich durchschnittlich 110 Passagier- und 26 Güterzüge fahren. Diese Strecke lässt sich den Angaben der Bahn nach nicht mehr ausbessern, sondern muss zwischen 2019 und 2023 zusammen mit dem Schotterbett, den Weichen und den Oberleitungen komplett neu gebaut werden.

Selbiges geschieht auf der ebenfalls 1991 fertiggestellten und von täglich 184 Passagier- und 24 Güterzügen befahrenen ICE-Strecke Mannheim-Stuttgart, die deshalb vom 10. April 2020 bis zum 31. Oktober 2020 vollständig gesperrt wird. Dem gestern veröffentlichten Sanierungsplan nach gibt es solche Komplettsperren auch auf den Strecken Hannover-Göttingen (zwischen dem 11. Juni und dem 14. Dezember 2019), Göttingen-Kassel (vom 23. April 2021 bis zum 15. Juli 2021), Fulda-Würzburg (2022) und Kassel-Fulda (2023). Da die Streckenneubauten von der Bahn als "Ersatzinvestitionen" deklariert werden, muss für die veranschlagten Kosten in Höhe von 825 Millionen Euro fast ausschließlich der Steuerzahler aufkommen.

Fahrgäste der Bahn müssen während der Sperrzeiten auch auf Verbindungen wie Hamburg-Frankfurt, Berlin-Frankfurt und Frankfurt-München teilweise lange Umwege und entsprechend längere Fahrzeiten in Kauf nehmen. Außerdem werden insgesamt weniger Züge fahren. Dafür sollen Kunden mit "besonderen kleinen Aufmerksamkeiten" entschädigt werden, wie das Unternehmen gestern bekannt gab. Außerdem stellte es Rabatte bei Zeitkarten in Aussicht, sagte aber nicht wie hoch (oder wie niedrig) diese ausfallen sollen.

Bereits 2018 wurden wegen Reparatur-, Wartungs- und Neubauarbeiten mehrere Bahnstrecken zeitweilig stillgelegt: Sie sorgten unter anderem für eine sechswöchige Totalsperre der Strecke zwischen München, Freising und Landshut, für einen dreimonatigen Ausfall der Strecke zwischen Nürnberg und Würzburg und für eine Verlängerung der Fahrzeit zwischen Hamburg und München um teilweise bis zu 50 Minuten.

Alternativen

Wer mit der Bahn fahren will, muss aber nicht nur deshalb bei seinen Terminen Spiel einplanen können: Im August etwa kam fast ein Drittel der Fernzüge des Unternehmens zu spät oder gar nicht. Im bisherigen Jahr 2018 war es über ein Viertel. Erfahrung damit machte sogar Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, der sich mit einem Hubschrauber der Bundespolizei zur Eröffnung der IAA-Nutzfahrzeugemesse in Hannover fliegen ließ, nachdem sein der ICE 548 kurzfristig ausfiel.

Diese Option steht den meisten anderen Bahnkunden nicht zur Verfügung, weshalb die Ankündigung weiterer großflächiger Streckensperrungen manche davon dazu bewegen könnte, sich nach Alternativen umzusehen. Die sind zwar auch nicht problemfrei, aber es gibt sie gerade günstig gebraucht, weil Städte wegen Abmahnungen und Klagen des Vereins Deutsche Umwelthilfe (DUH) Fahrverbotszonen für ältere (und möglicherweise auch jüngere) Dieselmodelle einführen. Diese Fahrzeuge können dann in andere EU-Mitgliedsländer verkauft werden, wo man die europäischen Schadstoffvorschriften anders auslegt als in Deutschland. Oder sie finden einen Käufer auf dem heimischen Markt, der sie vor allem auf Autobahnen und anderen Straßen als Ersatz für die Züge der Bahn nutzt und an den Stadträndern auf U-Bahnen oder Busse umsteigt.

Straßen: Ebenfalls begrenzte Haltbarkeit, aber bessere Ausweichmöglichkeiten

Auch Straßen sind bei der derzeitigen Belastung auf eine Lebensdauer von etwa 30 Jahren angelegt. Sie haben jedoch den Vorteil, dass sie sehr viel einfacher spurweise gesperrt und erneuert werden können. Bei plötzlich auftretenden Behinderungen können Autos und Busse außerdem auf Bundes- und Landstraßen ausweichen, was Zügen nicht möglich ist. Das Ausweichen kann allerdings ebenfalls etwas dauern - und Autos müssen selbst gesteuert werden, zumindest so lange, bis Roboterfahrzeuge zugelassen sind, die es erlauben, während der Fahrten Arbeit zu verrichten oder Freizeit zu genießen (vgl. Kalifornien erlaubt Roboterauto-Testfahrten ohne menschlichen Aufpasser). Fernbusse bieten diese Vorteile theoretisch bereits jetzt - aber praktisch nur dann, wenn die Fahrer dafür sorgen, dass andere Fahrgäste nicht mit allzu großen Lautstärken stören.

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