Banken verschärfen die Klimakrise
Die Energie- und Klimawochenschau: Von todbringenden Tropenstürmen, entschlusslosen Kommissionen und der Liste der dreckigsten Banken
In der vom Zyklon Idai verwüsteten Region in Mosambik, Simbabwe und Malawi sind nun über 100.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht. Viele Menschen mussten von Dächern und aus Bäumen gerettet werden. Bislang sind über 750 Todesopfer in den drei Ländern gezählt worden, doch die Zahl wird vermutlich weiter steigen.
Das Kinderhilfswerk UNICEF warnt, dass das Schlimmste noch bevorstünde. Insgesamt seien in Mosambik etwa 1,8 Millionen Menschen von den Folgen des Sturms betroffen, die Hälfte davon Kinder. Viele Gegenden seien noch immer nicht zugänglich. "Die Hilfsorganisationen beginnen gerade erst das Ausmaß der Zerstörungen zu verstehen. Ganze Ortschaften sind überflutet, Gebäude weggeschwemmt, und Schulen und Gesundheitsstationen wurden zerstört. Während die Such- und Rettungsmaßnahmen weitergehen, muss alles getan werden, um die Ausbreitung von Krankheiten durch verseuchtes Wasser zu verhindern", erklärt UNICEF-Direktorin Henrietta Fore.
Wenn Tropenstürme mit dem Klimawandel zunehmen und vor allem wenn sie Entwicklungsländer treffen, dann werden sie auch tödlicher ausfallen, so das Resultat einer Studie der Oregon State University, die soeben im Fachjournal World Development erschienen ist. In fünf von sechs Szenarien, die der Ökonom Todd Pugatch entwickelte, fiel die Zahl der Todesopfer mit dem Klimawandel in der Zukunft höher aus, in einem Szenario um 52 Prozent. Als Basisdaten für die Modellierungen dienten die Auswirkungen von Wirbelstürmen in Mexiko zwischen 1990 und 2011.
In weniger entwickelten Ländern wie Mexiko könnten die Auswirkungen der Stürme besonders verheerend sein, da die Gemeinden dort ohnehin über unzureichende Ressourcen verfügten. "Ich denke nicht, dass diese Ergebnisse in gleichem Maße für entwickelte Länder wie die USA zutreffen. Aber die Hurrikane Katrina und Harvey in den USA haben gezeigt, dass starke Stürme auch hier zu enormen Verlusten von Menschenleben und materiellen Schäden führen können", sagt Pugatch.
Doch nicht nur Menschen und Infrastruktur werden immer stärker getroffen, auch die Natur könnte in Zukunft in immer stärkerem Ausmaß in Mitleidenschaft gezogen werden. Wissenschaftler der Columbia University haben gezeigt, dass der Hurrikan Maria, der im Oktober 2017 Puerto Rico getroffen hat, 20 bis 40 Millionen Bäume hat sterben lassen oder stark geschädigt hat. Dem Sturm fielen doppelt so viele Bäume zum Opfer wie bei früheren Stürmen, viele Stämme brachen durch. Dabei waren einige Arten stärker betroffen als andere. "Beunruhigenderweise waren das eher die am langsamsten wachsenden, wertvollsten Harthölzer, die in der Vergangenheit den starken Stürmen standgehalten hatten."
Stärker werdende Stürme könnten so langfristig die Vegetation der Tropenwälder im Atlantikraum verändern. "Wälder werden niedriger und kleiner werden, weil ihnen die Zeit zum Nachwachsen fehlen wird, und sie werden weniger artenreich sein", erklärt die Leitautorin der Studie Maria Uriarte.
Viele Kommissionen, wenig Ergebnisse
Wie berichtet erweist sich Deutschland gerade einmal mehr als Bremser in der EU-Klimapolitik. Die mangelhafte Umsetzung von Klimazielen hierzulande wird wohl auch dazu führen, dass Deutschland Emissionszertifikate für die Jahre 2018 bis 2020 erwerben muss.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat zu diesem Zweck 300 Millionen Euro in den Bundeshaushalten von 2020 bis 2022 eingeplant, wie die taz berichtet. Wobei noch nicht sicher sei, ob der Betrag ausreiche. Aber verfehlte Klimaziele und drohende Strafzahlungen scheinen weiterhin keinen Anlass zu einem radikalen Umdenken in der Verkehrspolitik zu geben. Der Verkehrssektor hat seit 1990 nichts zur Reduktion der Treibhausgasemissionen beigetragen; im Gegenteil lag der CO2-Ausstoß 2017 mit 168 Millionen Tonnen etwas über dem von 1990 mit 164 Millionen Tonnen.
Bis 2030 sollen die Emissionen um 42 Prozent reduziert werden. Vorschläge dafür, wie das funktionieren kann, soll die Kommission "Nationale Plattform Zukunft der Mobilität" erarbeiten, die sich am Montag zum letzten Mal treffen und bis Ende der Woche ihren Abschlussbericht vorlegen soll. Wie über verschiedene Medien bereits Ende letzter Woche nach außen gedrungen ist, konnte sich die Kommission bislang nicht auf für das Klimaziel ausreichende Maßnahmen einigen.
Statt politischen Willen zu bekunden und sich nicht immer der fossilen und automobilen Lobby zu beugen, setzt die Bundesregierung immer wieder neue Kommissionen ein. Nun hat Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Klimakabinett gebildet, dem Umweltministerin Schulze, Innenminister Seehofer, Wirtschaftsminister Altmaier, Landwirtschaftsministerin Klöckner, Verkehrsminister Scheuer, Kanzleramtschef Braun und Regierungssprecher Seibert angehören. Geleitet wird das Kabinett von der Kanzlerin, ihr Stellvertreter ist Bundesfinanzminister Scholz.
Das Kabinett soll die rechtlich verbindliche Umsetzung des Klimaschutzplans 2050 und die Einhaltung der Klimaschutzziele 2030 vorbereiten. "Wir werden bis Ende des Jahres ein Klimaschutzgesetz oder mehrere Gesetze verabschieden. Da stehen wir vor Riesenherausforderungen, unter anderem im Bereich des Verkehrs", kündigte Merkel bei einer Konferenz in Berlin an.
Im Verkehrsbereich könnte die größte Herausforderung in einem Minister liegen, der sich fachlich fundierten Empfehlungen - etwa nach einem Tempolimit - emotional und ohne Argumente verweigert. Mit einem Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen und 80km/h auf Landstraßen ließen sich bis zu 5 Millionen Tonnen CO2 im Jahr einsparen, schätzt die Deutsche Umwelthilfe. Das ist gemessen an der Gesamtzahl der Verkehrsemissionen nicht viel, gemessen daran, dass dafür fast keine Investitionen notwendig sind, aber doch einiges. Abgesehen davon, dass ein Tempolimit dazu beitragen würde, Verkehrstote auf Autobahnen zu vermeiden.
1,9 Billionen US-Dollar für fossile Energien
Daran, dass der Klimaschutz weltweit nicht richtig in Schwung kommt, sind aber nicht nur Regierungen schuld, sondern auch der Finanzsektor. Seitdem 2015 in Paris das Klimaschutzabkommen geschlossen worden ist, sind weltweit 1,9 Billionen US-Dollar in die Finanzierung fossiler Brennstoffe geflossen, stellt die Studie "Banking on Climate Change" fest, die von einer Gruppe von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen erstellt wurde.
Statt zu sinken, sind die Investitionen in den fossilen Sektor in den letzten Jahren sogar gestiegen. Die Liste der Finanziers für fossile Projekte wird angeführt von der US-amerikanischen Bank JP Morgan Chase, die von 2016 bis 2018 195.663 Milliarden US-Dollar in diesen Sektor fließen ließ. An zweiter Stelle der dreckigen Banken folgt Wells Fargo mit 151.599 Milliarden US-Dollar für den fossilen Sektor.
Das klimaschädlichste Kreditinstitut aus Deutschland ist die Deutsche Bank, die mit 53.939 Milliarden Dollar auf Platz 17 der internationalen Liste rangiert. Besonders hervorgetan hat sich die Deutsche Bank bei der Finanzierung von Bohrungen nach Öl und Gas im fragilen arktischen Ökosystem, sowie als Geldgeber des deutschen Kohlekonzerns RWE. Weltweit führend in der Finanzierung des Kohlebergbaus und von Kohlekraftwerken sind allerdings die chinesischen Banken China Construction Bank, Bank of China und ICBC.
Doch egal welchen fossilen Sektor die Banken finanzieren, trägt jeder davon dazu bei, dass das verbleibende Kohlenstoffbudget, das die Menschheit verheizen darf, um das Pariser Klimaziel einzuhalten, überschritten wird.
Dazu erklärt Alison Kirsch vom Rainforest Action Network: "Das Ausmaß, in dem die Banken weltweit weiterhin Milliarden von Dollar in fossile Brennstoffe pumpen, ist schlichtweg nicht mit einer erträglichen Zukunft vereinbar. Es ist eine Beleidigung für das logische Denken, für die Wissenschaft und für die Menschheit, dass seit dem wegweisenden Pariser Klimaabkommen das Volumen der Finanzierung für fossile Brennstoffe steigt. Wenn die Banken ihre Unterstützung für dreckige Energie nicht schnell auslaufen lassen, ist ein planetarer Kollaps aufgrund des menschengemachten Klimawandels nicht nur wahrscheinlich, sondern steht unmittelbar bevor."
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