Banksterwahnsinn
Der Enteignungscoup des negativen Zinses
Negativzinsen sind Zinsen, mit denen ein Guthabenkonto belastet wird. Sie stellen somit eine systematische Enteignung von Sparern dar. Bei einer negativen Realverzinsung macht deshalb eine Umschichtung in inflationsgeschützte Anlagen wie Dividendenaktien, Immobilien, Rohstoffe oder Edelmetalle Sinn. Die bisher sehr niedrigen Zinsen und der künstlich herbeigeführte Aufschwung der Aktienmärkte haben zu einem verstärkten Geldfluss in Immobilien und dem Aktienmarkt geführt.
Bei den Bondmärkten gab es große Abflüsse, da tiefe Zinsen oder sogar negative Zinsen den Besitz von Anleihen nicht attraktiv machen. Kommt es dann zu einer erneuten scharfen Korrektur, bleiben dann eigentlich nur noch die zuletzt arg gebeutelten Rohstoffwerte als sicherer Hafen. Eine neue Währung wie Bitcoin ist hierbei wegen der dort vorherrschenden Spekulation ebenso wenig ein sicherer Hafen wie der US-Dollar, der bei einer Flucht aus den US-Anleihen massiv unter Druck geraten könnte.
Deshalb ist es interessant, dass Larry Summers, der Mann, den man als neuen Fed-Chef nicht wollte, nun Negativzinsen ins Gespräch bringt, um den nächsten US-Abschwung zu bekämpfen (Säkulare Stagnation und Bubbles forever). Es ist vollkommen klar, dass dies natürlich wieder nicht das Grundproblem der ausufernden Verschuldung lösen wird, aber die Party kann wieder einmal einen weiteren Wirtschaftszyklus weitergeführt werden.
Der von Silvio Gesell angedachte Negativzins, um das Horten von Geld der Reichen zu verhindern, wird aber von Summers ad absurdum geführt, wenn er die Einlagen von Millionen von Kleinsparern reduziert. Bei Gesell sollte der Negativzins die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöhen, beim Negativzins, den Larry Summers vorschlägt, geht es aber um nichts anderes als um die Enteignung der Mittelschicht, nachdem die Unterschicht bereits dem US-Suppenküchenkapitalismus erlegen ist.
Die totale Kontrolle des Geldmarktes
Zwar schreibt Summers richtig, dass die US-Ökonomie nur mit finanziellen Blasen und massivem Stimulus Vollbeschäftigung erreichen kann, jedoch muss für Ihn die Schwelle des Nullzinses nach unten durchbrochen werden. In einem typischen Abschwung müsse die FED die Zinsen weiter senken können. Wenn die Inflationsrate nahe null ist, so die These, müsse das Zinsniveau um etwa 2 bis 3 Prozent unter dieser Inflationsrate sein, d.h. der für einen nachhaltigen Aufschwung angemessene Zinssatz müsse somit bei -2 bis -3 Prozent liegen. Was Summers hier also vorschlägt ist die Politik des lockeren Geldes noch lockerer zu machen.
Doch es gibt eine andere Lösung, eine Lösung, die in der Vergangenheit immer funktioniert hat. Man lässt die Wirtschaft sich selbst bereinigen. Die kranken Banken wären 2008 Pleite gegangen, neue Banken wären aus den Ruinen entstanden und das System hätte sich von selbst gesundet. Es ist falsch, wenn von außen in die Geldwirtschaft eingegriffen wird. Eine weitere Lösung wäre es, die FED abzuschaffen und auf eine fixe Geldmenge zu setzen, wie es einst Thomas Edison vorschlug, die entweder durch Commodities oder Edelmetalle gedeckt sein muss. Seit es die FED gibt, hat sich der Wert des US-Dollars um mehr als 95 % entwertet, ohne eine FED wär dies sicherlich nicht passiert.
Summers Plan hat aber noch eine perfidere zweite Komponente. Er leistet der Aufgabe des Bargeldes Vorschub. Denn wer sollte noch Bargeld halten, wenn er weiß, dass er darauf einen Strafzins bezahlen muss. Damit dient sein Vorschlag auch dazu, der totalen Kontrolle des Geldmarktes Vorschub zu leisten. Was Summers mit seiner Argumentation vorbringt, wirft natürlich die Frage auf, warum man überhaupt den Aufkauf von Staatsanleihen braucht, wenn die einfachere Lösung ein negativer Zins wäre. Dann hätte man sich eigentlich die Blasenbildung in der FED-Bilanz sparen können. Eine weitere Frage, die sich stellt, ist, ob mit einem negativen Zins eine weitere Blase entstehen würde, möglicherweise ein Rohstoffbubble?
Das Problem der Liquiditätsfalle
Wenn Cash sich ständig entwertet und das Ausleihen von Geld mit Geschenken belohnt wird, so wird das Geld sich einen neuen Weg suchen, wo die Gier den Verstand frisst. In einer Welt des negativen Zinses werden reale Werte den höchsten Wert besitzen. Darüber hinaus stellen Negativzinsen, wenn diese nicht der Ankurbelung der Umlaufgeschwindigkeit der von Bankstern und Reichen gehorteten Geldmengen dienen, eine Enteignung der Bürgers dar.
Was eine Volkswirtschaft voranbringt, ist jedoch nicht, die Kluft zwischen Arm und Reich weiter zu erhöhen, sondern diese Kluft zu schließen, d.h. besser als ein negativer Zins wäre eine Nichtnutzungsgebühr von Geld im Sinne Silvio Gesells bei Kapitalsammelstellen und Vermögen über 10 Million USD. Doch hiervon dürften sich selbst viele US-Demokraten nicht überzeugen lassen.
Was Larry Summers als schwere Stagnation sieht, bezeichnet der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman als Liquiditätsfalle. Dies ist eine Situation, bei der die Zinssätze weit gegen null gefallen sind und das Geld nicht mehr für Investitionen genutzt wird, wie es John Maynard Keynes beschrieb. Zwar mag er mit der Diagnose Recht haben, jedoch bestehen Zweifel, ob ein negativer Zins für alle das Problem löst. Auch wenn neue virtuelle Währungen wie Bitcoin einen möglichen Ausweg aus dieser Falle bieten, werden diese nur dann nachhaltig die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigern, wenn sie ihren spekulativen Charakter verlieren. Deshalb muss dem Grundübel auf den Grund gegangen werden, nämlich der Hortung des Geldes durch die Banken.
Wir wissen heute, dass die ökonomische Expansion der USA in den Jahren 2003 bis 2007 durch den sogenannten Housing Bubble getragen war. Ähnlich wie in Japan nach dem Crash von 1990 wirken hier sehr starke deflationäre Kräfte, die bisher die Inflation im Zaum hielten. Das grundlegende Problem der Deflation ist jedoch, dass das Geld gehortet und nicht ausgegeben wird, was gleichbedeutend ist mit Stagnation. Banken parken das Geld bei den Zentralbanken, machen mit billigem Geld Eigenhandel und verhindern somit, dass es bei den Unternehmern ankommt. Damit sind sie die eigentlichen Innovationsverhinderer, die einen nachhaltigen Aufschwung untergraben.
Ökonomisches Sklaventum ante portas?
Obwohl in unvorstellbarer Weise Anleihen in den USA von der FED aufgekauft wurden, ist die Wirtschaft bisher nur minimal angesprungen. Doch was geschieht, wenn es zu einer neuerlichen Krise und Rezession kommt? So lange die Zinsen nicht wieder deutlich angezogen sind, hat die FED keine Munition mehr, um eine Krise zu bekämpfen, es sei denn man macht die Zinsen negativ.
Die US-Ökonomie ist angesichts einer hohen Verschuldung der Haushalte und des Staates in den letzten 20 Jahren einer Liquiditätsfalle nur durch das systematische Erzeugen von Bubbles entkommen. Der aktuelle Bubble am Aktienmarkt sowie der Bubble am Bondmarkt sind jedoch eine tickende Zeitbombe, bei der spätestens ab 2016/2017 eine Krise heranbrechen könnte, die die Krise des Jahres 2008 wie eine Minikrise aussehen lassen würde. Dass die Volckerregel, dass Banken der Eigenhandel verboten werden soll, erst Mitte 2015 kommt, ist zu bedauern, da diese bis zu diesem Datum kräftige weiterzocken werden, um die Edelmetallmärkte, die Zinsen und die Währungen zu manipulieren.
Wir leben heute im Zeitalter des allgemeinen Betruges. Anstatt Probleme zu lösen, werden diese auf kommende Generation verschoben, und die Wahrnehmungen sind so getrübt, dass man nicht bereit ist zu erkennen, dass es angesichts der alternden Babyboomer-Generation nur einen einzigen Weg aus der Liquiditätsfalle gibt, nämlich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zu steigern. Die Enteignung der Bürger durch ausufernde Inflation scheint ebenso wie die Bestrafung von Guthaben von Sparern kein Weg zu sein, eine Stagnation nachhaltig zu überwinden. Aber es sind Methoden, die in Kombination mit dem Verbot von Bargeld einen völlig neuen Weg der Enteignung der Bürgers und der totalen Kontrolle eröffnen.
Die heutige Geldpolitik mit Anleiheaufkäufen in ungekanntem Ausmaß und des Gelddruckens über Primärhändler (Primary Dealer) wie z.B. Goldman Sachs suggeriert uns scheinbare Normalität, wenn die Aktien wieder zu steigen beginnen. Was passiert aber, wenn das größte Experiment der Wirtschaftsgeschichte schief läuft? Der Ökonom Frank Shostak bezweifelt, dass die Geldpolitik der FED tatsächlich viel dazu beigetragen hat, das ökonomische Wachstum in den USA anzukurbeln. Das künstliche Senken von Zinsen ist keine Methode zur Erhöhung des Wohlstandes, sondern eine der Umverteilung, so dass sich die diejenigen, die die Krise ausgelöst haben, wirtschaftlich erholen können. Doch dies stellt eine Fehlallokation von Kapital dar, weil nicht die Innovateure einer Wirtschaft belohnt werden, sondern die Kapitalsammelstellen, die das Geld horten oder Eigenspekulationen damit vornehmen.
Wenn Gelddrucken Wohlstand erzeugen würde, dann könnte man mit beliebigem Drucken von Geld die weltweite Armut sofort eliminieren. Tatsächlich macht jedoch das Gelddrucken alle Marktteilnehmer ärmer, vor allem den Mittelstand, der die meisten Arbeitsplätze hervorbringt. Wenn dann noch das frisch gedruckte Geld mit einem negativen Zins versehen wird, dann stehen wir in der Tat vor einem neuen Zeitalter der Enteignung der Sparer und des ökonomischen Sklaventums der Bürger im Rahmen der bargeldlosen Totalüberwachung.