Bei Eheproblemen: Ecstasy?
USA: Freigabe von MDMA für Therapiezwecke wird diskutiert
Wird MDMA, im Volksmund auch Ecstasy genannt, in wenigen Jahren als Hilfsmittel in der Psychotherapie verwendet? Das glauben Experten nach der "State of Ecstasy"-Konferenz, die letzte Woche in San Francisco stattfand. Besonderes Aufsehen erregte Sue Stevens mit ihrem Vortrag. Ihr Ehemann war unheilbar an Krebs erkrankt. Die Einnahme von MDMA unter therapeutischer Aufsicht soll dem Paar entscheidend dabei geholfen haben, mit den mit der Krankheit verbundenen emotionalen Problemen umgehen zu lernen.
Der Kampf gegen den Krebs und die alltägliche Furcht vor dem bevorstehenden Tod von Shane Stevens hatte das Ehepaar fast entzweit: "Wir konnten uns dem anderen gegenüber nicht mehr öffnen. Er tat alles, um mich nicht zum Weinen zu bringen, und ich war nur noch darauf bedacht, ihn nicht zu verärgern." In dieser Phase hätten sie gar nicht bemerkt, dass der Krebs das Problem zwischen den Eheleuten auslöste, so Sue Stevens weiter. Erst ein guter Freund habe diesen Verdacht geäußert und sie auch mit der Idee der Ecstasy-Therapie vertraut gemacht.
"In einer sechsstündigen Sitzung haben wir es mit Hilfe von Ecstasy geschafft, alle emotionalen Probleme zu lösen, die mit dem Krebs verbunden waren. Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass wir danach nie wieder einen ernsten Streit hatten", so Sue Stevens, die die versammelten Ecstasy-Spezialisten ermutigte, weiterhin zu versuchen, für das Präparat eine Genehmigung der amerikanischen "Food and Drug Administration", kurz FDA, zu erkämpfen.
Rick Doblin, Gründer und Direktor der Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies glaubt, dass sich MDMA binnen fünf Jahren mit einem geschätzten Budget von 4 Millionen Dollar durch das FDA-Genehmigungsverfahren boxen ließe. Obwohl in den letzten Jahren nach einer klinischen Testreihe zwischen 1992 und 1999 nur eine Studie bezüglich des Effekts von Ecstasy auf Krebskranke genehmigt wurde, hofft der Forscher, dass die FDA die vor 15 Jahren von der Drug Enforcement Administration aus dem Verkehr gezogene Substanz zumindest für psychotherapeutische Zwecke freigibt.
Diese Hoffnung wurde auch von Katherine Bonson aus der Abteilung "Kontrollierte Substanzen" der FDA geschürt: "Wenn die Forscher entsprechende Resultate vorlegen, wird die FDA die Substanz freigeben. Die Regierung ist dieser Droge gegenüber nicht so negativ eingestellt, wie sie glauben." Den nächsten Satz muss man sich im Original auf der Netzhaut zergehen lassen: "You give us data that makes it look like a good drug and we'll approve that drug."
Aha, so einfach ist das also. Da stellt sich aber die Frage, warum dann auch in den Staaten (von Kalifornien mal abgesehen, wo aber nach wie vor AIDS-Patienten bestraft werden, weil sie "zuviel" Ganja bei sich hatten) Marihuana-Produkte nach wie vor illegal sind. Denn dieses Genussmittel sieht schon seit Jahren "like a good drug" aus, Belegmaterial findet sich in Hülle und Fülle. Das Zeug lässt sich nachweislich sehr gut für allerlei therapeutischen Zweck brauchen, vom Grauen Star über AIDS bis hin zur Chemotherapie - von den Möglichkeiten als Ersatz für seltene / teure / umweltschädliche Materialien ganz zu schweigen. Aber wer weiß, vielleicht findet ja in Amerika derzeit tatsächlich ein Umdenken statt.