Berliner Station 59: Vorbereitung auf den Ebola-Ernstfall
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Nach Hamburg, Frankfurt und Leipzig soll als nächstes Berlin einen Seuchenträger zur symptomatischen Behandlung aufnehmen. Der Einsatzplan steht
Seit Dezember 2013 breitet sich die Ebola-Epidemie in Westafrika immer mehr aus. Während die NGO Ärzte ohne Grenzen vor Ort medizinische Hilfe leistet, agiert die Weltgesundheitsorganisation der UNO eher hilflos. Im Notfall können infizierte Patienten mittlerweile auch in die Bundesrepublik ausgeflogen werden. Nach Hamburg, Frankfurt und Leipzig soll als nächstes Berlin einen Seuchenträger zur symptomatischen Behandlung aufnehmen. Die medizinische Betreuung von Ebola-Infizierten ist nicht ohne Risiko. Im Health Presbyterian Hospital im texanischen Dallas infizierte sich bei der Behandlung von Thomas Eric Duncan eine Krankenschwester mit dem Ebola-Erreger (Ebola: "Protokoll-Fehler"). Im Hospital Carlos III in Madrid infizierte sich die Krankenschwester Teresa Romero bei der Behandlung der verseuchten Priester Manuel Garcia Viejo (+) und Miguel Pajares mit dem Retrovirus (Nach Ebola-Chaos Notfallplan in Madrid).
Aktuelle Behandlungsfälle in Deutschland
Seit Dezember 2013 brach im westafrikanischen Guinea eine Epidemie des Ebola-Virus aus. Es handelt sich um einen Erreger vom Zaire-Stamm oder einer Variante davon. Die Seuche breitete sich auch auf die Nachbarländer Liberia, Sierra Leona und Senegal aus. Außerdem entstand in Nigeria im Juli 2014 ein zweiter Ebola-Herd. Im August 2014 gab es einen dritten Seuchenausbruch in Kenia mit einer anderen Variante des Erregers (Zaire-Stamm, Kikwit-Subtyp). Die Zahl der offiziell registrierten Toten stieg auf über 4.000 Personen an. Eine Ansteckung erfolgt meist über Schmierinfektion, seltener durch Anhusten auf kurze Distanz. Mittlerweile nimmt die Seuchenangst international zu.
In der Bundesrepublik gibt es nur vier oder fünf Virologen, die als Experten für Ebola gelten, wie der Tropenmediziner Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg. Außerdem bestehen in den deutschen Kliniken und Krankenhäuser mindestens acht Sonderisolierstationen bundesweit (Hamburg, Berlin, Leipzig, Würzburg [mit Einschränkung], München, Stuttgart, Frankfurt/Main, Saarbrücken und Düsseldorf). Diese verfügen über insgesamt 50 Sonderbetten, davon 20 Isolierbetten allein in Berlin.
Im Juli 2014 sollte zunächst der Virologe und Ebola-Experten Sheik Umar Khan, der die Seuchenbekämpfung in Sierra Leone geleitet hatte und selbst erkrankt war, in Hamburg behandelt werden. Aber dies scheiterte, weil der Arzt noch vor Abreise seiner Erkrankung erlag.
Am 27. August 2014 wurde der erste Ebola-Patient über den Flughafen in Hamburg-Fuhlsbüttel zur Behandlung eingeflogen. Es handelte sich um einen Senegalesen, der ins Kompetenzzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) eingeliefert wurde. Hier wurde er von einem Ärzteteam unter Leitung von Dr. Stefan Schmiedel, das vom Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg unterstützt wurde, behandelt. Der Senegalese konnte am 3. Oktober 2014 als geheilt entlassen werden.
Am 3. Oktober 2014 wurde über den Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt ein belgischer Kinderarzt zur medizinischen Versorgung eingeflogen. Er wird derzeit an der Frankfurter Universitätsklinik von einem Ärzteteam unter Leitung von Prof. Dr. René Gottschalk behandelt.
Am 9. Oktober 2014 wurde der sudanesische UN-Mitarbeiter Mohammed A. über den Flughafen Leipzig eingeflogen und ins Sankt-Georg-Krankenhaus eingeliefert. Dort betreute ihn ein Ärzteteam unter Leitung von Prof. Dr. Bernhard Ruf. In der Nacht zum 14. Oktober ist der Patient verstorben. Damit ist Mohammed A. der erste "Ebola-Tote" in der Bundesrepublik. Die kontaminierte Leiche soll nun in Deutschland eingeäschert werden.
Außerdem gab es logistische Probleme: Die Klinik konnte ihren biomedizinischen Sondermüll zunächst nicht fachgerecht entsorgen und musste ihn zwischenlagern, weil ein Autoklav fehlte. Das Desinfektionsgerät musste erst kurzfristig bestellt werden.
Es heißt, gemäß den Notfallplanungen wäre nun Berlin an der Reihe, den nächsten Ebola-Patienten aufzunehmen.
Fehlalarme
Schon vor Jahren hatte es in Berlin einen Ebola-Fehlalarm gegeben: Im August 1999 wurde der Kameramann Olaf Ullmann nach einer Afrikareise mit Verdacht auf Ebola auf die Station 59 verlegt. Die Diagnose erwies sich als falsch, dennoch verstarb der Patient wenige Tage später. Als Todesursache stellte sich schließlich eine Infektion mit Gelbfieber heraus. Der Patient war aus seiner Heimatstadt Frankfurt/Oder mit einem Hubschrauber eingeflogen worden. Daraufhin gaben die Ärzte dem Piloten den Ratschlag, er solle seinen Helikopter doch gleich an Ort und Stelle zu verbrennen. Das fand dieser überhaupt nicht lustig. Anschließend musste der Hubschrauber in monatelanger Arbeit mühevoll sterilisiert werden.
Am 15. August 2014 wurde auf dem Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt zum ersten Mal Ebola-Alarm ausgelöst: In einem Flugzeug aus Äthiopien war ein Mann mit einer fiebrigen Erkrankung. Er wurde auf der Seuchenstation des Flughafens untersucht. Hier konnte eine Ebola-Infektion ausgeschlossen werden.
Die erhöhte Nervosität führte auch in Berlin bereits zu mehreren Fehlalarmen: Am 19. August 2014 brach eine Afrikanerin mit Fieber und Kreislaufbeschwerden im Jobcenter in Berlin-Pankow (Storkower Straße 133) zusammen. Daraufhin wurde die Feuerwehr alarmiert. Trotz jahrelanger Ausbildung und obwohl die Presse seit Monaten über die Ebola-Epidemie in Westafrika berichtet hatte, verhielt sich die alarmierte RTW-Besatzung der Berufsfeuerwehr zunächst risikofreudig. Sie näherten sich der dreißigjährigen Patientin nur mit dem obligatorischen Paar Einweghandschuhe, ohne weitere Selbstschutzmaßnahmen ergriffen zu haben.
Erst als sich im Patientengespräch herausstellte, dass die Patienten kürzlich aus Afrika eingereist war, löste die RTW-Besatzung Seuchenalarm aus: Die Patientin wurde zur Isolierstation 59 transportiert. Die 600 Besucher des Jobcenters mussten zwei Stunden warten, bis sie das Gebäude wieder verlassen durften. Die RTW-Besatzung, zwei weitere Einsatzkräfte und zwei Mitarbeiter des Jobcenters wurden vorübergehend in Quarantäne genommen. Schließlich konnte Entwarnung gegeben. Zunächst hieß es, die Afrikanerin leide "nur" an einer Magen-Darm-Infektion, später stellte sich heraus, dass die Patientin an Malaria erkrankt war.
Am 26. September 2014 landete auf dem alten Flughafen in Berlin-Schönefeld ein privates Passagierflugzeug aus Lagos in Nigeria. An Bord befand sich ein Passagier, der eine fiebrige Erkrankung hatte. Statt planmäßig in Israel zu landen, wurde die Maschine daraufhin nach Berlin-Schönefeld umgeleitet. Die zuständige Amtsärztin des brandenburgischen Landkreises Dahme-Spreewald schloss nach einer Untersuchung eine Infektion mit Ebola aus. Der Verdacht habe sich "nach Schnelltest nicht bestätigt", erklärte Landrat Carsten Saß.
Am 12. Oktober 2014 prahlte ein Nigerianer bei einem Kneipenbesuch im "Gabiko" in Berlin-Wilmersdorf (Paulsborner Str. 94) damit, er sei an Ebola erkrankt. Per Handy alarmierte er die Feuerwehr. Daraufhin rückte ein Großaufgebot aus einer Hundertschaft der Polizei und 16 Feuerwehrmännern, teilweise in gelben Tychem-Schutzanzügen, an. Am Einsatzort angekommen, mussten die Sondereinsatzkräfte feststellen, dass der Mann die Gaststätte bereits verlassen hatte. Daraufhin ließ die Polizei per Handyortung feststellen, wo der Mann wohnte. Schließlich wurde der "Patient" in seiner Wohnung in der Nestorstraße aufgegriffen und zur Diagnose ins Krankenhaus gebracht.
Hier mussten die Ärzte nach zwei Stunden feststellen, dass keine Infektion vorlag. Es stellte sich heraus, dass der Afrikaner seine "Erkrankung" offensichtlich frei erfunden hatte. Nun muss er mit einer Strafanzeige wegen "Missbrauch von Notrufen und Beeinträchtigung von Unfallverhütungs- und Nothilfemitteln" (§ 145 StGB) rechnen. Dafür droht eine angemessene Haftstrafe von bis zu einem Jahr Gefängnis. Außerdem muss der "Scherzbold" gemäß der Feuerwehrbenutzungsgebührenordnung (FwBenGebO) für die Einsatzkosten von über 10.000 Euro aufkommen.
In der Zwischenzeit wurden die übrigen Kneipengäste - unnötigerweise - mit einem einfachen Mundschutz ausgestattet. Erst nachdem eine Amtsärztin sie untersucht und registriert hatte, durften die Gäste das Lokal erleichtert verlassen. Nun befürchten die Behörden, dass sich beim Fortschreiten der Epidemie eine Ebola-Hysterie ausbreiten könnte.
Am 13. Oktober 2014 wurde am Hamburger Hauptbahnhof ein 15-jähriger aus Mali unter Ebola-Verdacht aufgegriffen. Er hatte sich auf der Fahrt von Bremen nach Hamburg mit dem Zug ME 81910 mehrfach übergeben. Ein Schnelltest bestätigte den Verdacht nicht.
Am 13. Oktober 2014 verbreitete die Jörg Löbker von der Springer-Presse die Meldung, die Weltgesundheitsorganisation habe den Berliner Gesundheitsbehörden die Ankunft des ersten Ebola-Patienten aus Westafrika avisiert. Wann der Patient in Berlin eintreffen würde sei noch nicht bekannt. Dies würden die Berliner Rettungskräfte spätestens vier Stunden vorher erfahren. Die Pressemeldung erwies sich als "Ente". Die Sprecherin der Senatsgesundheitsverwaltung Constance Frey dementierte:
Es liegen bislang jedoch keine Anfragen zur Unterbringung eines Ebola-Patienten vor.
Berliner Einsatzplan
Sollte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) an die Bundesregierung herantreten, um einen weiteren Ebola-Infizierten aufzunehmen, würde die Bundesregierung die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales in Berlin-Kreuzberg (Oranienstraße 106) informieren. Diese wiederum würde danach alle weiteren Behörden und Dienstellen alarmieren. Gesetzliche Einsatzgrundlage wäre das Infektionsschutzgesetz (IfSG).
Sollte der Patient einfliegen, läge die Einsatzleitung zunächst bei der Berliner Berufsfeuerwehr. Die Leitstelle (FwLtS) befindet sich im Gebäude "H" der Feuerwehrzentrale am Nikolaus-Groß-Weg. Der Saal (400 qm) ist mit einem Einsatzleitrechner (ELR) und insgesamt 45 multifunktionalen Computerarbeitsplätzen ausgestattet. Gemäß der "Alarm- und Ausrückeordnung" würde der zuständige Dispatcher die beteiligten Einsatzkräfte von hier aus führen.
Der Patient würde auf dem militärischen Nordteil des Otto-Lilienthal-Flugplatzes in Tegel landen. Hier steht für Seuchenfälle ein Quarantänehaus in einem früheren Flugzeughangar an der Rue du Commandante Jean Toulasne zur Verfügung, das aber in diesem Fall nicht genutzt werden würde. Stattdessen würde der - möglicherweise gehfähige - Patient von mehreren Mitgliedern der Berliner Berufsfeuerwehr in speziellen Schutzanzügen in ein Sondereinsatzfahrzeug geleitet und betreut werden. Vom Flughafen Tegel bis zur Sonderisolierstation 59 des Rudolf-Virchow-Klinikums sind es etwa 5,5 Straßenkilometer. Die Fahrt erfolgte im Konvoi mit Polizeibegleitung unter Nutzung von Sonderrechten - sprich Blaulicht.
Ein hochinfektiöser Patient kann nicht mit einem herkömmlichen Rettungswagen (RTW) transportiert werden. Der Grund hierfür ist einfach: Ein solcher Krankenwagen bietet keine hinreichende Umweltisolation. Außerdem könnte er mit seiner elektro-medizinischen Ausstattung nach dem Einsatz nicht hinreichend desinfiziert werden und wäre daher Sondermüll. Daher hat die Berliner Feuerwehr für solche seltenen Transportfälle extra ein Infektions-Transport-Fahrzeug (ITF) angeschafft.
Auf Basis eines MAN TGL 10.180 4x2 BL wurde ein Kofferaufbau aus zwei abgedichteten Räumen errichtet. In dem abgedichteten Patientenraum herrscht ein kontinuierlicher Unterdruck, so dass keine Krankheitskeime entweichen können. Mit einer hochauflösenden Kamera kann der Patientenraum vom Fahrerhaus kontinuierlich überwacht werden. Über eine Wechselsprechanlage kann sich das Fahr- und Führungspersonal jederzeit über die aktuelle Lage im Patientenraum informieren. Dessen medizinische Ausstattung ist bewusst spartanisch gehalten, jedoch stehen versiegelte Koffer mit notfallmedizinischem Equipment bereit.
Die Einrichtung besteht aus Kunststoff, damit sie möglichst einfach mit Desinfektionsmitteln gereinigt werden kann. In Frage kommt eine Begasung mit Formaldehyd oder eine Scheuer-Wisch-Desinfektion mit verdünnter Peressigsäure (PES). Neben der Patientensektion befindet sich ein Technikraum, in dem die Klimatechnik mit hochwertige HEPA 14- Filtern untergebracht sind. Ein solches Spezialfahrzeug ist ungefähr doppelt so teuer, wie ein normaler Krankenwagen.
Früher verwendete die Berliner Berufsfeuerwehr zum Transport hochinfektiöser Patienten einen Transportisolator vom Typ "Stretcher Transit Isolator" des britischen Herstellers Elwyn E. Roberts Isolators Ltd.. Dieser sah aus wie ein überdimensionaler, gläserner Brutkasten für Erwachsene und wurde vom Personal daher als "Schneewittchen-Sarg" bezeichnet. Ob der Transportisolator heute noch verwendet wird oder mittlerweile ausgemustert wurde, um die Wartungskosten durch das englische Werkspersonal zu sparen, ist nicht bekannt.
Station 59
Die Station gehört zur "Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie" des Campus Virchow-Klinikum (CVK) der Charité in Berlin-Wedding. Die Klinik wird von Prof. Dr. Norbert Suttorp geleitet, Leiter der Station 59 ist Oberarzt Dr. Frank Bergmann. Sie wurde Ende der siebziger Jahre als Pockenstation errichtet, aber als das Gebäude fertiggestellt war, waren die Pocken bereits ausgerottet. Wenn heutzutage in der Hauptstadt ein schwerwiegender Seuchenfall auftritt, landet der betroffene Patient hier.
So wurde im Jahr 1994 ein Flugpassagier aus Indien mit der Fehldiagnose Pest eingeliefert. Die wird aber nicht nur für besonders schwere Infektionsfälle genutzt, da das ökonomisch unsinnig wäre und das Personal nur durch den ständigen Krankenhausbetrieb einsatzfähig bleibt. Im Normalbetrieb werden Patienten mit "herkömmlichen" Infektionen behandelt: Lebensmittelvergiftung durch Salmonellen, AIDS, Lungenentzündung, Malaria, Tuberkulose oder Typhus. Es handelt sich um jährlich rund 1500 Patienten.
Während der Haupteingang des CVK am Augustenplatz 1 liegt, steht für die Zufahrt zur Station 59 ein separater Nebeneingang in der Straße Nordufer 21/22 zur Verfügung. Damit vermeidet man eine lange Fahrt über das weitläufige Klinikgelände. Auf dem ummauerten Krankenhausgelände ist das flache Gebäude der Station noch einmal separat eingezäunt. Allerdings fällt das einem zufällig vorbeikommenden Klinikbesucher kaum auf, schließlich sind die Tore zur Stationszufahrt - im Normalfall - weit geöffnet und das dort befindliche Polizeiwachhäuschen wirkt so klein und verlassen, dass es durch nichts Argwohn erregt. Aber im Bedarfsfall kann die Station sofort weiträumig abgesperrt werden. Alle Ein- und Ausgänge werden dann die Polizei oder dem "Wisag"-Wachschutz der Charité genauestens kontrolliert.
Jahrelang war eine Modernisierung des Gebäudes immer wieder aufgeschoben worden. Von 2005 bis 2009 wurde die Station wegen der zunehmenden Gefahr des Bioterrorismus umgebaut und modernisiert. Dafür waren rund 11,4 Mio. Euro veranschlagt. Die Bauleitung lag bei der "N.I.L. Planungs- und Ingenieurgemeinschaft". Folgende Unternehmen waren an den Umbauarbeiten beteiligt: "Basicel - Bau-Sicherheit-Elektro" (Petershagen), "Georg Degen - Zentralheizung, Sanitäre Anlagen" (Berlin), "Elektroinstallation Ralf Abraham" (Hohen Neuendorf), "KLU - Klima-Lüftung-Umwelt" (Berlin), "Lodewick - Sanitäre Anlagen, Heizungsbau und Rohrleitungsbau" (Herzberg) und "Plöger Bauklempnerei, Sanitäre Anlagen" (Berlin).
Die neue Klima- und Lüftungsanlage, deren zahlreiche Rohrleitungen auf dem Dach des Flachbaus miteinander verschlungen sind, verursachte erhebliche Probleme, so dass sich die Inbetriebnahme der modernisierten Station verzögerte. Die hermetische Abschottung innerhalb des Gebäudes wurde ausgebaut und ein Hochsicherheitsbereich mit zwei Krankenzimmern und einem Labor errichtet. Nach dem Umbau wird nicht mehr in jedem einzelnen Krankenzimmer, sondern in dem ganzen Gebäude ein Unterdruck erzeugt. Dafür benötigt die Hochleistungsentlüftungsanlage im Alarmfall zwei Stunden. HEPA-Filter säubern die abgehende Luft, so dass keine Krankheitskeime in die Umwelt gelangen können.
Mit der Modernisierung einher ging eine erhebliche Verkleinerung der Station. Waren bisher vierzig Betten vorhanden, so sind es seit 2007 nur noch zwanzig Betten. Dennoch verfügt die Station mit diesem reduzierten Bestand immerhin noch über 40 Prozent der in der BRD überhaupt verfügbaren Sonderbetten.
Die Station gliedert sich in die beiden Gebäudeteile "a" und "b". Normalerweise sind beide Hausabschnitte durch einen Durchgang miteinander verbunden; aber bei einem gefährlichen Seuchenfall konnte eine spezielle Zwischentür hermetisch verschlossen und so beide Segmente voneinander getrennt, so dass auch in diesem Fall in einem Teil der Station die Patienten unter relativ "normalen" Bedingungen weiter versorgt werden können.
In jeder Stationshälfte gibt es Einzelzimmer, die rechts und links eines langen Flures angelegt sind. Zu jedem Krankenzimmer gibt es ein separates Vorzimmer, das als Schleuse dient. Jedes Zimmer ist nur mit einem einzigen Krankenbett belegt und besitzt eine eigene Nasszelle. Die Fensterscheiben bestehen aus Panzerglas.
Der Gebäudegrundriss ist architektonisch so gestaltet, dass jedes Krankenzimmer nicht nur über den Flur betreten werden kann. Da jedes Krankenzimmer quasi an der Gebäudeaußenseite im Erdgeschoss lag, kann es - theoretisch - auch direkt von draußen betreten werden. Infizierte können über diese Fensterfront angeliefert werden und kommen so mit dem Rest des Gebäudes garnicht in Kontakt. Die Außentüren der Fensterfront besítzen eine Klingel mit Wechselsprechanlage. So kann sich der Kranke mit einem Besucher durch die geschlossene Tür unterhalten, ohne dass dieser die Station betreten muss.
Bei einem Seuchenfall darf keine kontaminierte Luft, Wasser oder Material in die Umwelt gelangen. So wird die Umluft durch eine Klimaanlage im 1. Stock gefiltert, bevor sie an die Umgebung abgegeben wird. Sämtliche Medizin- und Krankenabfälle landen über eine Schleuse in den Vorzimmern ins Kellergeschoß, wo sie in einem Autoklav bei 134 Grad aufwendig gereinigt werden.
Gegenwärtig gehören zum Personalbestand der Station etwa 200 Pfleger, Ärzte, Psychologen und Techniker. Zu nennen sind hier u. a. der Assistenzarzt Florian Kurt Alius, Christian Gaebler, Dr. Kenny Geomor, Thomas Große, Dr. Caroline Isner, Thomas Klotzkowski, Dr. Felix Moeck, Dr. Frieder Pfäfflin, Kirsten Pörtner, Dr. Anne Ritter, Dr. D. Schürmann und Dr. Florian Steiner.
Für jeden einzelnen Patienten sind ein Arzt und zwei Betreuungskräfte zuständig. Für die Rund-um-die-Uhr-Versorgung ist daher ein Team aus mindestens drei Ärzten und neun Pflegern nötig. Jedes Team behandelt immer nur einen einzigen Infektionsfall, um eine Kontaminationsverschleppung von Patient zu Patient zu verhindern. Damit reicht das vorhandene Personal nicht aus, um alle vorhandenen Betten tatsächlich nutzen zu können. So ist die von der Bundesregierung genannte Zahl von 50 Sonderbetten nur bedingt richtig.
Zur Personalverstärkung könnte in begrenztem Umfang das Personal der CVK-Rettungsstelle hinzugezogen werden, die selbst über eine ABC-Schutzausbildung verfügen. Dazu führt das Personal der Rettungsstelle regelmäßig Übungen mit dem ABC-Zug der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) aus Berlin-Spandau unter Leitung von Michael Walther durch.