Beschleunigte Evolution - für den ökologischen Landbau?

Seite 2: Gen-Mücken aus dem Labor

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Ansonsten wird die Methode von Vertretern des Ökolandbaus kontrovers diskutiert. Urs Niggli, Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau, zeigt sich von Crispr-Cas begeistert. Doch einige Wissenschaftler und auch die meisten Biobauern äußern sich kritisch.

Regine Kollek zum Beispiel, die an der Uni Hamburg Technologiefolgen-Abschätzung in der Medizin lehrt, bezweifelt, dass die Methode wirklich so präzise ist, wie sie immer dargestellt wird. Christoph Then von Testbiotech hält die Gleichsetzung von Crispr-Cas mit herkömmlichen Züchtungsmethoden für irreführend.

Im Gegensatz zu diesen nämlich werde gezielt in die Zelle eingegriffen und der Befehl gegeben, an einer bestimmten Stelle eine Änderung am Erbgut vorzunehmen, erklärt er in einem Interview mit 3sat.

Ein solches Vorgehen unterscheidet sich von der klassischen Gentechnik gar nicht so sehr, wie immer behauptet wird. Crispr-Cas gilt zwar als Revolutionierung der Gentechnik, wird aber mit anderen Verfahren wie TALEN, RTDS (Rapid Trait Development System) und ODM längst unter dem Oberbegriff Genome Editing geführt.

Gene Drives

So genannte Gene-Drives-Eigenschaften können zu hundert Prozent an die nächste Generation weitergegeben werden. Allerdings sind Gene Drives auch nicht immer erfolgreich. Bekannt wurde der Versuch mit gentechnisch veränderten Mücken zur Bekämpfung von Malaria: Im Laborversuch wurde eine Unfruchtbarkeitsmutation bei weiblichen Mücken an alle ihre Nachkommen weitergegeben.

Die Mutation breitete sich in der erwarteten Häufigkeit über mehrere Generationen aus, bildete dann aber eine Resistenz gegenüber dem Gene Drive aus (siehe Genom-Editierung mit Hindernissen).

Wie bei jedem technischen Eingriff müssten die Folgen mit einkalkuliert werden. Die Natur zum Beispiel kennt keine Schädlinge. Diese werden allein durch den Menschen definiert. Würden alle so genannten Schädlinge ausgemerzt, wären die ökologischen Folgen vermutlich katastrophal, in jedem Fall aber unvorhersehbar. Ganze Arten könnten aussterben.

Fakt ist: Breiten sich genmanipulierte Insekten oder Pflanzen einmal aus, sind sie nicht mehr rückgängig zu machen. Trotz all dieser Vorbehalte und Risiken werden Versuche mit Gene-Drives und Freisetzungen von gentechnisch veränderten Insekten und Säugetieren weiter vorangetrieben.

Denn mit Manipulationen am Erbgut sollen letztlich die großen Probleme der Menschheit wie Krankheiten und Welthunger gelöst werden. Insbesondere die Bill & Melinda-Gates-Stiftung unterstützt Experten und Kampagnen, welche die Akzeptanz für Gene Drives in der Öffentlichkeit erhöhen.