Bewaffnete Drohne für den Einsatz in Gebäuden
Das britische Militär soll nun für den Stadtkampf über die weitgehende autonome und mit zwei Gewehren ausgestattete i9-Drohne verfügen, um Gegner in Gebäuden verfolgen und töten zu können
Das britische Militär hat nun eine mit zwei Gewehren ausgestattete "Killerdrohne", die im Stadtkampf eingesetzt werden soll. Genauer: Es handelt sich um einen Prototypen, so dass man die Eigenschaften erst einmal eher als Propaganda sehen muss. Die Drohne soll dazu dienen, Gegner im Inneren von Gebäuden mit Künstlicher Intelligenz auszukundschaften und zu identifizieren - und sie bei Bedarf auch zu töten. Es ist, so berichtete die Times, die erste bewaffnete Drohne, die in kleineren Innenräumen fliegen kann, weil sie den für schwerere Drohnen unvermeidlichen Aufprall auf den Wänden ("wall suck") wegen der Luftverdrängung beim Fliegen durch "eine Kombination aus Physik und KI" vermeidet.
In Zukunft schützt dann auch der Rückzug in Gebäude nicht vor Beobachtung und Verfolgung, bislang gab es nur sehr eingeschränkt bewegliche Bodenkampfroboter oder musste von außen durch die Fenster geschossen werden. Die zwei Gewehre könnten in Zukunft durch ein Maschinengewehr oder eine Rakete ersetzt werden. Fragt sich nur, ob die Drohne auch bei mehreren Abschüssen stabil gehalten werden kann. Wenn denn die Berichte stimmen, würde es sich bei der i9-Drohne mit der Betonung auf KI auch wohl um ein weitgehend autonomes Waffensystem handeln, auch wenn angeblich noch ein Mensch die Entscheidung treffen soll oder muss, ob geschossen wird.
Wenn die doch mit einem Meter Durchmesser recht große Hexacopter-Drohne mit sechs Rotoren, die einen stabilen und präzisen Flug ermöglichen, als Vorhut in Zimmer und Häuser fliegen soll, müsste zuerst ein entsprechend großer Zugang geschaffen bzw. freigeschossen werden. Damit wären die Personen, die sich im Inneren befinden gewarnt, wenn sie nicht völlig überrascht werden, könnten sich verstecken und geschützt auf die Drohne feuern. Die müsste also extrem schnell sein und damit autonom entscheiden, wenn dann noch ein human in the loop ist, dürfte die Drohne mit aller KI in vielen Fällen im Stadtkrieg, wo es gegen bewaffnete Gegner geht, doch wieder zu langsam sein. Und wenn die Drohne einmal in einer Stadt eingesetzt wurde, werden Möglichkeiten entwickelt werden, sich dagegen mit Antidrohnentechnik zu schützen.
Nach Popular Mechanics soll die Drohne in der Lage sein, mit maschinellem Sehen, "Ziele", wie man euphemistisch sagt, zu identifizieren. Der Mensch in the loop müsste nur entscheiden, ob geschossen wird, aber nicht selbst die Kamera steuern, weil die KI die "feindlichen Kämpfer" automatisch identifiziert. Das sei so ähnlich wie bei einem autonomen Fahrzeug, das Straßenschilder oder Hindernisse mit einer Bilddatenbank von entsprechen Objekten abgleicht. Ein bisschen naiv werden die Fähigkeiten schon wiedergegeben, ohne Einzelheiten zu nennen. Fraglich ist schon, wie mit maschinellem Sehen "feindliche Kämpfer" von Zivilisten oder auch Geiseln/Gefangenen unterschieden werden soll - und ob der human in the loop blitzschnell die richtige Entscheidung treffen kann, ob der Mensch im Visier getötet oder verletzt werden kann. Allerdings wird im Kriegsfall in der Regel sowieso nicht lange gezögert.
Vielleicht ist die andere Fähigkeit der britischen Drohne näherliegend. Sie soll nämlich feindliche Drohnen automatisch erkennen, verfolgen und sie durch Rammen zum Absturz bringen können. Das sei von Vorteil, weil Drohnen so schnell fliegen können, dass ein Mensch durch Fernsteuerung einer Drohne diese nicht abfangen kann.
Aber dann ist man schon einmal bei einer autonomen bewaffneten Drohne. Sie dürfte, wenn sie wirklich einsatzfähig im Inneren von Gebäuden ist, die Tür für autonome Waffensysteme weiter öffnen. Gegner werden ebenfalls autonome Drohnen bauen, um die i9-Drohnen zu überwinden, und sie werden Fallen entwickeln, um automatisch in Gebäude eindringende Drohnen auszuschalten. Das Wettrüsten wird sich nicht mehr verhindern lassen, es ist im vollen Gang. Die technische Überlegenheit, die das britische Militär auszuspielen sucht, um die Soldaten bei der Erstürmung eines Hauses zu schonen, dürfte immer schneller aufgeholt sein. Autonome Killerdrohnen werden nicht nur bald das Militär in Stützpunkten und Kasernen bedrohen, sondern auch Politiker oder andere Personen in Gebäuden, wenn sie schließlich von Terroristen oder Kriminellen verwendet werden.
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