Bilder für jeden vom Satelliten

Der Kalte Krieg ist vorbei, aber ...

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Am 24.12.1997 wurde von einer russischen Trägerrakete der erste kommerzielle Satellit, der Bilder von Gegenständen auf der Erde bis zu drei Metern liefern soll, in seine Umlaufbahn gebracht. Die Firma mit dem bezeichnenden Namen Earthwatch wollte mit Early Bird 1 die Möglichkeit für jedermann bieten, s-w oder farbige Bilder von der Erdoberfläche gegen eine Gebühr - auch über das Internet - zu bestellen. Die Mindestsumme beträgt 300 US-Dollar.

Doch nach dem erfolgreichen Start ist Early Bird verstummt. Nachdem er seine Umlaufbahn eingenommen hat, lassen sich keine Signale mehr empfangen. Möglicherweise wurde der Satellit während des Abschusses in Sibirien beschädigt. Kein gutes Omen für die russische Weltraumindustrie. Jetzt, so verkünden manche, sei die "Zeit der Transparenz", die von solchen privat nutzbaren Spionagesatelliten eingeläutet werden, erst einmal ein wenig nach hinten verschoben. Das "Recht auf Wissen", das die Öffentlichkeit und vor allem die Journalisten gerne für sich Anspruch nehmen und vielleicht jetzt schon Bilder etwa vom Erdbeben in China haben würden, ist vertagt. Angekündigt sind ähnlich hochauflösende Spionagesatelliten aber von amerikanischen, französischen, israelischen, indischen und russischen Firmen. Man darf also die Hoffnung nicht verlieren, doc eines Tages seine Freunding oder seinen Freund beim Baden am Mittelmeer mit unerwünschter Begleitung in flagranti erwischen zu können.

Für 1999 ist bereits ein Satellit mit dem Namen QuickBird geplant, der Bilder mit einer Auflösung von weniger als einem Meter liefern soll. Damit kann man dann schon dem Nachbarn über den Zaun sehen, wenn es anders nicht geht. Gegenwärtig bieten die schärfsten Satellitenbilder der Erde eine Auflösung von etwa 10 Metern.

Die Bilder lassen sich zur Stadt- und Raumplanung bzw. -überwachung, zum Herstellen von Karten oder zur Analyse des Ausmaßes von Katastrophen verwenden. Medien, aber auch Regierungen oder Terroristen könnten jetzt aber auch Bilder von geheimen Anlagen oder von Krisengebieten erhalten. Noch hat sich die US-Regierung das Recht einbehalten, die kommerziellen Satellitenbilder von amerikanischen Anbietern in Krisenzeiten zu verbieten oder sie etwa an die Regierungen von Kuba, Nord-Korea, Iran oder Irak zu verkaufen. Aber das kann sich ja bald ändern - und dann können wir künftige Kriege, anders als im Irak-Krieg, vielleicht unzensiert verfolgen. Und die Militärs müssen tatsächlich mit Star Wars beginnen.