Billige Atomkraft? Wie Frankreichs EDF mit Rekordverlust umgeht

Seite 2: Ran an die Sparbücher

Um die extremen Kosten zu schultern, welche die EDF gegen alle Erfahrungen für sechs EPR auf 52 Milliarden Euro herunterrechnet, will die Regierung nun an die Sparbücher der Bevölkerung heran.

Auf den beliebten "Livret A", die steuerfrei sind, haben etwa 55 Millionen Menschen im Land rund 370 Milliarden Euro angespart. Sowohl das Energieministerium als auch das Wirtschaftsministerium haben bestätigt, dass "die Finanzierungsoptionen" über die Ersparnisse für neue Atomkraftwerke "geprüft" würden.

Das Livret A wird gemeinsam von der Caisse des Dépôts et Consignations (CDC) verwaltet, einer staatlichen Bank, die Projekte im öffentlichen Interesse durchführt, wobei vor allem der Sozialwohnungsbau zu nennen ist, wie die Financial Times herausstreicht.

Der CDC-Chef Eric Lombard erklärte gerade die Bereitschaft, über die Volksersparnisse auch in Atomkraft zu investieren.

Wenn das Parlament diesen Vorschlag des Präsidenten der Republik zum Bau von sechs neuen EPR bestätigt, wäre es logisch, dass die reichlichen Ersparnisse der Franzosen zur Finanzierung der neuen Kraftwerke herangezogen werden

Eric Lombard.

Interessant ist, dass Lombard die Kosten schon mit 60 Milliarden veranschlagt. Davon soll ein Teil "Eigenmittel" sein, ein anderer Teil von den "Kapitalmärkten" kommen und nur ein kleiner Teil von der CDC. Woher die hoch verschuldete EDF aber die Eigenmittel nehmen will, bleibt ein Geheimnis. Das gilt auch für die Beteiligung der Kapitalmärkte.

Denn niemand will in das teure und unsichere Atomgeschäft einsteigen. Die Weigerung der Aktionäre, die ständigen Kapitalerhöhungen der EDF mitzutragen, um sie vor der Pleite zu retten, führte letztlich zur Rückverstaatlichung.

Darüber werden die Risiken auf die Bevölkerung abgewälzt, deren Ersparnisse nun auch für den absurden Neubau "neuer" Atomkraftwerke herangezogen werden sollen. Allerdings erklärt sich nun, warum die Zinsen auf den Sparbüchern inzwischen schnell von 0,5 auf 3 Prozent angehoben wurden, womit der Umfang der Einlagen um 22 Milliarden gesteigert worden sein soll.

Dass sich der "Zinssatz für die in Frankreich beliebten steuerfreien Sparbücher Livret A" innerhalb von rund "einem Jahr versechsfacht" hat, bringt auch für französische Sparkassen und Banken stark steigende Kosten mit sich. In Deutschland wird auf Spareinlagen nur etwa die Hälfte der Zinsen gezahlt.

Einigen Zeitungen ist es sogar einen Artikel wert, dass überhaupt wieder Zinsen auf Einlagen in Sparbüchern gezahlt werden.

Dabei hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen schon mehrfach erhöht und der liegt inzwischen wieder bei 2,5 Prozent, die aber in Deutschland, trotz einer überdurchschnittlichen Inflation, nicht an die Sparer weitergegeben werden.