Boko Haram steigt in Sklavenhandel ein
Salafistenführer will entführte Schulmädchen "auf dem Markt verkaufen"
Am 15. April entführte die salafistische Anti-Bildungs-Sekte Boko Haram zahlreiche Schulmädchen aus einem Internat im nigerianischen Bundesstaat Borno. Nach unterschiedlichen Angaben zur Zahl der Entführten einigten sich die meisten Medien mittlerweile auf insgesamt 276, von denen 53 flüchten konnten und zwei an Schlangenbissen starben.
Nun veröffentlichte der Salafistenführer Abubakar Shekau eine 57-minütige Videobotschaft, in der er sich zum Raub der Mädchen bekennt. Die so Shekau, wolle er "auf dem Markt verkaufen", weil ihm seine Religion die Sklavenhaltung und den Sklavenhandel nicht nur erlaube, sondern sogar gebiete. Angeblich wurden einige bereits in den Tschad und nach Kamerun exportiert - zu einem Preis von umgerechnet etwa 10 Euro.
Der Terrorist rechtfertigt die Entführung damit, dass man seiner Forderung nach einem Ende der Schulbildung für Mädchen nicht nachgekommen sei. Allerdings gaben die Mädchenschulen im Bundesstaat Borno zum Zeitpunkt der Entführung gar keinen regulären Unterricht mehr: Die entführten Schulmädchen waren nur angereist, um eine Prüfung abzulegen.
Beobachter vermuten, dass die Entführung auch ein Racheakt dafür sein soll, dass die nigerianische Regierung einige Ehefrauen von führenden Boko-Haram-Terroristen inhaftierte. Shekau hatte nach der Verhaftung seines Eheweibes im Mai 2012 angekündigt, er werde nun die Frauen der Feinde von Boko Haram ins Visier nehmen.
Mehrere Meldungen des nigerianischen Militärs, dass die Mädchen befreit worden seien, erwiesen sich als Lügen. Die Regierung des Ölstaats geriet dadurch immer stärker in die Kritik: Nachdem die Mütter entführter Mädchen öffentlich den nigerianischen Staatspräsidenten Goodluck Jonathan der Unfähigkeit beschuldigten, ließ dessen Ehefrau Patience [sic] angeblich zwei davon festnehmen und warf ihnen vor, die Entführung erfunden zu haben und selbst Teil von Boko Haram zu sein.
Am Montag kündigten die USA an, Nigeria bei der Beendigung der Entführung zu unterstützen. Dazu sollen unter anderem Geheimdiensterkenntnisse weitergegeben werden. Am Tag darauf machte auch der britische Premierminister David Cameron den Behörden der ehemaligen Kolonie ein entsprechendes Angebot. Boko Haram zeigt sich davon bislang wenig beeindruckt: Inzwischen soll die Gruppe weitere Mädchen entführt haben.
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