Breitbart.com: Vorerst keine deutschspachige Ausgabe

Die Expansion der rechten Nachrichten-Website nach Deutschland und Frankreich vor den Wahlen dürfte nicht klappen, Grund dürften auch sinkende Einnahmen sein

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Mit dem Wahlgewinn von Donald Trump, glaubte das rechte Online-Medium Breitbart.com, das ihn kräftig unterstützt hatte und an Lesern und Einnahmen gewonnen hatte, auf Erfolgskurs zu sein. Die Mischung aus kurzen Skandalnews, Gerüchten, zugespitzten und einseitigen Nachrichten scheint bei Trump-Sympathisanten gut anzukommen.

Nachdem dieser den einstigen Breitband-Chef zuerst in sein Wahlteam und dann als Chefstrategen Stephen Bannon ins Weiße Haus geholte hatte und seinen Kampf gegen die "liberalen" Medien fortsetzte, sah man sich mit den guten Verbindungen zur Regierung auf der Überholspur. Bannon beschrieb Breitbart als "Plattform für Alt-Right", also für die neuen Rechten und Rassisten.

Da Breitbart.com schon in Israel und im Brexit-Land eine Dependance hatte und in einigen europäischen Ländern Wahlen anstehen, in denen womöglich rechte Gruppierungen im Kielwasser von Trumps Erfolg stärker werden könnten, gab es Bestrebungen oder Ankündigungen, auch Redaktionen in Deutschland und Frankreich zu eröffnen. Damit würden die allseits gefürchteten "Beeinflusssungsoperationen", Fake News und einseitige Berichterstattung noch stärker von Russland und den USA ausgehen.

Aber vorerst scheint es mit der Ausbreitung nach Europa nichts zu werden, zumindest nicht noch vor den Wahlen. Vermutlich ist der Markt hierzulande anders, Englisch reicht, es muss in Deutsch oder Französisch publiziert werden, um überhaupt einen Einfluss haben zu können, und das Geld fließt vielleicht nicht mehr so reichlich, zumal die Redaktion stark ausgebaut wurde. Nach dem Skandal um Milo Yiannopoulos, der Breitbart.com verließ, und den Boykottaufrufen für Anzeigen, denen viele Unternehmen folgen (Liste) scheint das Geld nicht mehr so gut zu fließen. Die Einnahmen, so Fox Business, seien signifikant gesunken, man wolle sich jetzt, um das Image zu bessern, stärker mainstream-mäßig aufstellen, wobei aber dann die Alleinstellung verloren ginge.

Vor kurzem hatte schon Politico, das den transatlantischen Sprung mit einem Joint Venture mit dem Axel Springer Verlag geschafft hat (politico.eu), hämisch bemerkt: "Breitbart’s European offensive: all talk, no action.".

Zwar brachte gerade die Zeit noch die Meldung, dass Thomas Williams, der Rom-Korrespondent von Breitbart.com, versichert habe, die ersten Bewerbungsgespräche geführt zu haben. Ziel sei es, in 6-8 Monaten ein Büro in Deutschland aufzubauen. Aufgemacht wurde der Beitrag mit dem drohenden Titel: "Breitbart" steht vor Expansion nach Deutschland.

Es könnte sich um eine Fake-News handeln. Jedenfalls sagte der nämliche Korrespondent der rechten Jungen Freiheit, der damit ein Stein vom Herz fallen könnte, auf eine Anfrage, dass Breitbart.com vorerst auf eine deutschsprachige Ausgabe verzichten würde. Die Pläne seien "auf unbestimmte Zeit verschoben". Demnächst wäre also mit keiner Konkurrenz zu rechnen