Britanniens Donezk?

Wahlergebnisse vom 7. Mai 2015. Blau: Tories. Rot: Labour: Gelb: SNP. Karte Italay90/Cryptographic.2014. Lizenz: CC BY-SA 4.0

Nach der Wahl verlautbaren Engländer aus dem Norden in Sozialen Medien, dass sie gerne zu Schottland gehören würden

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Am 7. Mai wurde im Vereinigten Königreich ein neues Parlament gewählt. Die geographischen Unterschiede in den Wahlergebnissen waren diesmal noch deutlich größer als bei früheren Wahlen. Im Süden und in der Mitte Englands wurden (abgesehen von London, Birmingham und einigen kleineren Städten) fast alle Wahlkreise von den Tories gewonnen. In Schottland räumte dagegen die Scottish National Party (SNP) 56 von 59 Wahlkreisen ab.

Viele Wähler in Sheffield, Leeds, Manchester und anderen Regionen im traditionell Labour-dominierten Norden Englands sind nicht sehr glücklich mit dem Wahlergebnis. Manche von ihnen würden es vorziehen, von der SNP regiert zu werden, die künftig über die Einkommensteuer, einen Teil der Mehrwertsteuer und einen Teil der Sozialleistungen entscheiden soll.

Zu diesen neuen Kompetenzen, mit deren Übertragung sich die Tories bereits einverstanden erklärten,fordert die SNP-Vorsitzende Nicola Sturgeon noch die Verfügungsgewalt über die Unternehmenssteuersätze, das Arbeitsrecht, die Mindestlohnhöhe und einen weiteren Teil der Sozialleistungen. Das überwältigend gute Wahlergebnis der SNP zeigt Sturgeons Ansicht nach, dass das schottische Volk diese zusätzlichen Kompetenzen in den Händen der SNP-Regionalregierung und des von der SNP beherrschten Regionalparlaments wünscht.

Cameron meinte, er wolle erst die zugesicherten Kompetenzen übertragen und sich dann mit weiteren Wünschen beschäftigen. Ein Modell, das lediglich die Verteidigungsausgaben in den Händen Londons lässt, werde von ihm aber nicht unterstützt.

Die in der britischen Presse sehr präsenten Meldungen über diese Stärkung der schottischen Subsidiarität haben dazu beigetragen, dass sich in Sozialen Medien der Slogan "Take us with you, Scotland" verbreitet. Auf Twitter benutzen ihn Tausende als Hashtag. Und eine Petition auf Change.org, die den Anschluss des englischen Nordens an Schottland fordert, wurde inzwischen von über 40.000 Unterstützern unterschrieben.

Obwohl bereits eine Karte mit einer neuen Grenze zwischen Nottingham und Sheffield kursiert und obwohl viele Schotten begeistert reagieren, spricht einiges dafür, dass die Äußerungen nicht hundertprozentig ernst gemeint sind. Ganz Schottland hat nur etwa 5,4 Millionen Einwohner - aber alleine in den Metropolregionen Manchester, Liverpool, Leeds, Sheffield und Newcastle leben deutlich über zehn Millionen Menschen, die in einem Groß-Schottland die eigentlichen Schotten an Zahl deutlich übertreffen würden. Zudem haben die Regionen schwere wirtschaftliche und infrastrukturelle Probleme, angesichts derer wahrscheinlich auch die SNP froh ist, dass ihre Regionalregierung nicht damit belastet wird.

Ein Anschluss des englischen Nordens an Schottland ist deshalb ausgesprochen unwahrscheinlich. Dafür erhält der Nordens auch ohne diesen Anschluss die Chance auf etwas mehr Eigenständigkeit: Die Region Manchester wählt 2017 - ähnlich wie London - einen "Metro-Bürgermeister" und bekommt neue Kompetenzen in den Bereichen Gesundheits- und Sozialwesen, Polizei, Verkehr und Wohnungsbau. Diese neuen Kompetenzen will der britische Finanzminister George Osborne auch den anderen englischen Metropolregionen anbieten, aber nicht aufdrängen.

The Fall - The North Will Rise Again

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