Britische Truppen in die Ukraine? Johnson warnt vor Eskalation in Europa nach Trump-Wahl
Ex-Premier droht mit Militäreinsatz in der Ukraine. Heftige Kritik an Republikanern. Kiew lockt Trump derweil mit zwei Angeboten. Eines davon dürfte China aufhorchen lassen.
In einem Interview mit dem britischen Nachrichtenportal GB News hat der ehemalige Premierminister Boris Johnson in Aussicht gestellt, dass britische Truppen in die Ukraine entsandt werden könnten, sollte der wiedergewählte US-Präsident Donald Trump die Verteidigungsausgaben für das Land kürzen.
Johnson betonte, es sei wichtig, die Ukraine zu unterstützen, um Russland davon abzuhalten, andere europäische Nationen zu bedrohen.
"Wenn die Ukraine fällt, würde dies zu einer noch größeren Bedrohung an unseren Grenzen führen, den Grenzen des europäischen Kontinents, überall dort, wo Demokratien an Russland grenzen", so Johnson. Er wies insbesondere auf die potenziellen Risiken für die baltischen Staaten und Georgien hin und deutete an, dass eine Niederlage der Ukraine weitreichende Folgen für ganz Europa hätte.
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Johnson verteidigte den hohen finanziellen Aufwand für die militärische und politische Unterstützung der Ukraine. Es gehe darum, so der konservative Politiker, "Demokratie zu schützen". Andernfalls würde das kollektive Sicherheitsgefüge durch ein wiedererstarktes Russland, das viele Teile Europas bedrohen könnte, stark beeinträchtigt.
Dies würde Großbritannien zwingen, direkt Truppen zu entsenden und hätte auch Auswirkungen auf die Sicherheit im Pazifik und im Südchinesischen Meer.
Johnsons Kritik an Republikanern – und ein wenig Lob für Trump
Auf die Frage nach Trumps Haltung zur Ukraine verwies Johnson auf widersprüchliche Signale aus der Republikanischen Partei der USA. "Donald Trump steht unter dem Einfluss vieler Stimmen", so Johnson. Viele Republikaner aber verträten eine falsche Linie in Bezug auf die Ukraine.
Zugleich kritisierte er einige Republikaner dafür, dass sie "von Wladimir Putin verzaubert" seien und eine "seltsame Fanboy-Attitüde für Putin" hätten.
Allerdings lobte Johnson auch Trumps frühere Unterstützung für die Ukraine und merkte an, dass "die Schlacht um Kiew ohne Trumps Unterstützung durch die Lieferung von Javelin-Panzerabwehrwaffen sehr, sehr anders hätte verlaufen können".
Selenskys Angebote an Trump
Präsident Selenskyj hatte zuletzt versucht, Trumps Unterstützung für seinen sogenannten Siegesplan zu gewinnen. Zwei Punkte aus diesem Plan zielen laut ukrainischen und europäischen Vertretern speziell auf Trumps Interessen ab. Darauf wies zuletzt die Financial Times hin.
Das Blatt zitiert einen beteiligten Funktionär, dem zufolge sich Trump bei einem Treffen mit Selenskyj im September in New York "interessiert" an den beiden Vorschlägen gezeigt habe.
Ukraine für mehr Engagement Europas
Einer der Punkte sieht demnach vor, nach Kriegsende einige US-Truppen in Europa durch ukrainische Kräfte zu ersetzen. Der andere Punkt, der auf eine Idee von Senator Lindsey Graham – einem Verbündeten Trumps – zurückgeht, verspricht westlichen Partnern Zugang zu wichtigen Rohstoffen der Ukraine.
Um einer negativen Entwicklung nach Trumps Amtsantritt im Januar entgegenzuwirken, begann die Ukraine bereits im Sommer mit der Ausarbeitung von Vorschlägen, "um unsere Ziele durchzusetzen, bevor Trump seine eigene durchsetzen kann", habe eine beteiligte Person erklärt. Kiew hofft, Trump mit maßgeschneiderten Angeboten für sich gewinnen zu können.
Ukrainische Wirtschaft: USA sollen mitentscheiden können
Laut Financial Times sprechen ukrainische Unternehmer zudem mit der Regierung darüber, Trump eine Art "Investitionsprüfung" anzubieten. Damit könnte der US-Präsident quasi mitentscheiden, wer in der Ukraine Geschäfte machen darf – nach dem Motto "alle außer China".
Ukrainische Branchen, die bisher von chinesischer Technologie und Materialien abhängig sind, könnten zu US-Anbietern wechseln und so mehr westliche Investitionen anlocken.
Um Trump weiter zu besänftigen, könnte Kiew auch die amtierende Botschafterin in Washington, Oksana Markarova, abberufen. Republikaner hatten ihre Entlassung gefordert, nachdem sie einen Selenskyj-Besuch in einem US-Munitionswerk organisiert hatte, an dem nur Demokraten teilnahmen. Die Gespräche über die Nachfolge laufen bereits.