Buddhisten, die weder Erbarmen noch Liebe für die Menschen kennen
Seite 3: Schandtaten gegen Hindus im Land des Bruttosozialglücks
- Buddhisten, die weder Erbarmen noch Liebe für die Menschen kennen
- Voller Liebe gegen den tollwütigen Hund namens Islam
- Schandtaten gegen Hindus im Land des Bruttosozialglücks
- Die Buddhisten wehren sich gegen Überfremdung
- Auf einer Seite lesen
Was nur wenigen bekannt ist: Ein zu Gewalttaten und Extremen neigender buddhistischer Nationalismus findet immer mal wieder größere Anhängerschaften. Und weil das vielen Menschen auch im Westen so ganz und gar unvorstellbar und auch unvereinbar mit dem romantischen Bild des friedfertigen Buddhismus ist, leugnen oder verdrängen die meisten Beobachter diese Erfahrung. Shangri-la und aggressiver Nationalismus scheinen den Beobachtern irgendwie nicht zusammenzupassen. Und doch ist Buddhismus mit bösartigem Nationalismus eine unbestreitbare Realität.
In Bhutan, dem letzten Land aller buddhistischen Glückseligkeit, das sich geradezu hymnisch wegen der Verankerung des "Bruttosozialglücks" in seiner Verfassung rühmen und preisen lässt, fand vor gar nicht so langer Zeit eine brutale Vertreibung statt. Aus dem kollektiven Gedächtnis der Welt ist diese Schandtat längst wieder hinter dem Bild von Bhutan als Shangri-la und der Heimat wallender buddhistischer Glückseligkeit verschwunden. Man kann sich doch seine schönsten Vorurteile und Illusionen über eine heile Welt nicht einfach durch die krude Realität kaputt machen lassen.
Ganz Bhutan ist flächenmäßig ungefähr ebenso klein wie die Schweiz, hat aber nur gerade mal um 700.000 Einwohnern. Aus diesem Land wurden über 120.000 Menschen mit großer Gewalttätigkeit vertrieben: zwischen einem Sechstel und einem Fünftel der Gesamtbevölkerung, also nicht gerade ein Pappenstiel.
Die Lhotshampa oder nepalesischen Bhutaner lebten und leben meistens im Süden, an der Grenze zu Nepal - übrigens die verbreitetste Quelle nationalistischer Auseinandersetzungen mit Minderheiten. Da wo mehrere Nationalitäten und Kulturen aufeinanderstoßen, gibt es auch die meisten Konflikte. Vertrieben wurden sie, weil sie als Hindus nicht in die in Bhutan zelebrierte buddhistische Glückseligkeit hineinpassen. Das ist der wahre Grund.
Die meisten der Bhutaner gehören dem tibetischen Kulturkreis an und sind Anhänger des tantrischen Mahayana-Buddhismus, des Vajryana-Buddhismus. Sie machen ungefähr 75 Prozent der Bevölkerung aus, die Lhotshampa rund 25 Prozent.
Wenn ungefähr jeder fünfte oder sechste Bewohner eines Landes vertrieben wird, müsste das sich eigentlich dramatisch in den Veränderungen der Bevölkerungszahl niederschlagen. Nicht so in Bhutan. Die Zahlen sind ungefähr gleich geblieben. Ein Hinweis darauf, dass die offiziellen Zahlen nicht so ernst zu nehmen sind. Sie zeigen bestenfalls Größenordnungen und schwanken zwischen dem Minimum von 600.000 und dem Maximum von 2.2 Millionen Einwohnern. Allen Ernstes: Je nach Statistik schwankt die Bevölkerungszahl zwischen 600.000 und 2,2 Millionen.
Die meisten Bhutaner sind ethnisch und kulturell mit den Tibetern verwandt. Der Buddhismus hat sich schon im 7. Jahrhundert ausgebreitet. Im 8. Jahrhundert hielt sich der sagenumwobene Guru Rinpoche oder Padmasambhava - er gilt als der zweite Buddha und hat den Buddhismus nach Tibet gebracht- in Bhutan auf, bevor er nach Tibet aufbrach.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ließen sich die ersten Einwanderer aus Nepal in Bhutan nieder. Die britischen Kolonialherren warben sie als Hilfsarbeiter auf den Reisplantagen im Süden des Landes an. 1958 verhängte die Regierung Bhutans erstmals einen Niederlassungsstopp und erließ zugleich ein Gesetz, das den bis dahin eingewanderten Nepali und ihren Nachfahren die Möglichkeit bot, Staatsbürger von Bhutan zu werden. Mit den alteingesessenen Bevölkerungsgruppen Bhutans, den Ngalong und den Sarchop, hatten die Lhotshampa wenig Kontakt. So behielten sie auch ihre nepalesische Sprache und Kultur bei. Die meisten sind Hindus.
Die bhutanische Regierung akzeptierte zunächst alle Nepalesen, die vor 1958 in das Land gekommen waren; die Zuwanderung hielt jedoch darüber hinaus an.
Eine beispiellose Orgie der politischen Gewalt
Seit Mitte der 1980er Jahre unternahm die Regierung den Versuch, die Lhotshampa stärker in die vorherrschend buddhistische Kultur zu integrieren. Eine Volkszählung hatte 1980 ergeben, dass der Bevölkerungsanteil der Lhotshampa teilweise auf über 35 Prozent angewachsen war. Und das löste in Regierung und Bevölkerung des Landes große Besorgnis über die drohende "Überfremdung" und die Gefährdung der traditionellen tibeto-buddhistischen Kultur durch eine von den Nepalesen getragene Demokratie aus.
Ende der 1980er und Anfang der 1990er wurde schließlich dem größten Teil der Lhotshampa die bhutanische Staatsbürgerschaft brutal entzogen. Etwa 120.000 von ihnen wurden nach Nepal abgeschoben oder mussten dorthin fliehen. Alle Nicht-Bhutaner mussten innerhalb von vier Tagen das Land verlassen.
1985 bekam Bhutan ein neues Staatsbürgerschaftsgesetz mit einer diskriminierenden Vorschrift: Wer als Bhutaner anerkannt werden wollte, musste nachweisen, dass er vor 1959 seinen ständigen Wohnsitz in Bhutan hatte. Viele Lhotshampa konnten das nicht, wurden zu illegalen Einwanderern erklärt und ohne Federlesen aus dem Land gejagt.
Seitdem betreibt die Regierung eine massive kulturelle Assimilierung und Bhutanisierung. Dazu zählt das Gebot, die nationale Kleidung der ethnischen Bhutaner zu tragen, deren Sprache als einzige Sprache zu sprechen, das Verhalten der Eingeborenen zu praktizieren und den Grundsatz der Einheit von König, Regierung und Königreich ("tsa wa sum") zu achten.
Während der Unruhen fanden viele Lhotshampa Zuflucht in den umliegenden Ländern. Wie viele es sind, und vor allem, was sie sind, darüber herrscht bis heute zwischen der bhutanischen Regierung und den Bewohnern der Flüchtlingscamps Uneinigkeit. Fakt ist, dass heute noch um 60.000 Menschen in Flüchtlingslagern leben, die sich selbst als vertriebene Bhutaner sehen.
Das rigorose Vorgehen löste unter den Lhotshampa heftige Unruhen aus, die von Armee und Polizei mit Gewalt niedergeknüppelt wurden. Im Zuge der anhaltenden Unruhen verließen ab 1991 über 120.000 Menschen das Land, zum großen Teil wurden sie deportiert, zu einem anderen Teil flüchteten sie nach Nepal.
Die vor 1985 ausgestellten Staatsangehörigkeitsdokumente wurden für ungültig erklärt. Die Behörden begannen, neue Ausweise auszugeben. Ab 1988 setzte eine gezielte Verfolgung der nepalisch stämmigen Bevölkerung und auch der ostbhutanesischen Sarchops ein.
Als Staatsbürger wurde nun nur noch angesehen, wer nachweisen konnte, dass Mutter und Vater Staatsbürger Bhutans waren, und mit Steuerquittungen aus den Jahren vor 1958 belegen konnte, dass sie in Bhutan lebten. Selbst alte Leute, deren Kinder und Enkelkinder nachweislich in Bhutan geboren waren, wurden mangels Schriftstücken als "Ausländer" behandelt. Wer seine Staatsbürgerschaft nicht dokumentieren konnte, musste das Land verlassen.
Die königliche Regierung verfolgte seit 1989 die Politik "Eine Nation, ein Volk". Mit aller Macht versuchte das regierende Volk der Ngalong, mit erbarmungsloser Brutalität alle anderen Ethnien unter Androhung von Strafen zur Aufgabe ihrer Kultur, Sprache und Kleidung zu zwingen. So wurden auch hinduistische Rituale und Nepali als Verkehrssprache verboten. Mit Gewalt ließ das Königshaus Proteste der anderen Volksgruppen niederschlagen, Demonstranten wurden festgenommen, viele Dörfer von der Armee zerstört, in denen Kritiker des Königshauses vermutet wurden, und mutmaßliche Unterstützer vertrieben.
1989 wurde der Parlamentsabgeordnete der Südbhutaner, Teknath Rizal, festgenommen. Er hatte in einer Petition gefordert, Dokumente aus dem Jahr 1985 zur Ausgabe von Staatsbürgerschaftsnachweisen heranzuziehen. Rizal wurde gefoltert und erst zehn Jahre später wieder freigelassen. Heute lebt er in Nepal und ist dort einer der Sprecher der Flüchtlinge und der Demokratiebewegung Bhutans.
Weit über 100.000 Süd-Bhutaner leben seither in sieben Lagern im Osten Nepals. Vergeblich hofften sie bislang auf eine Rückkehr in ihre Heimat. Mehrere Verhandlungsrunden zwischen den Regierungen Bhutans und Nepals brachten keine Lösung. Die Flüchtlinge sowie Menschenrechts- und Hilfsorganisationen werfen Bhutan eine Verschleppungstaktik vor, die nur darauf abziele, jede Wiedereinbürgerung der Vertriebenen zu verhindern. Die hartherzige Verstocktheit der Regierung steht in krassem Widerspruch zur glücksseligen Gefühlsduselei des bhutanischen Glücksversprechens.
Auch der Hochkommissar für Flüchtlinge der Vereinten Nationen (UNHCR) sowie die USA und die Regierungen verschiedener europäischer Staaten mahnten eine schnelle Rückführung der Vertriebenen an. Die Regierung Bhutans unterband alle Bemühungen um eine Heimkehr. Flüchtlinge, die versuchten über Indien nach Bhutan zurückzukehren, wies man schon an der Grenze nach Nepal ab.
2007 erklärten sich die USA bereit, 60.000 Lhotshampa-Flüchtlinge aufzunehmen, weitere sollen in anderen Drittländern angesiedelt werden. Bis November 2015 wurde bereits der hunderttausendste Flüchtling umgesiedelt. Fast 85.000 Menschen wurden von den USA aufgenommen, 6.500 von Kanada, 554 von Australien, 1.002 von Neuseeland.