Bundesbank hat sich mit der Rückholung von Goldreserven beeilt

Bild: Deutsche Bundesbank

Die beschleunigte, 2013 beschlossene Verlagerung habe weder mit Trump noch mit dem Brexit zu tun, sagt Bundesbank-Vorstand Thiele

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Im Zuge der Finanz- und Eurokrise war auch die Frage aufgekommen, wo Deutschland im Ausland Goldreserven gelagert hat und um welche Mengen es dabei geht. 2012 versicherte die Bundesbank, Deutschland besitze 3.396 Tonnen Gold im Wert von 133 Milliarden Euro, gelagert seien sie bei der Federal Reserve Bank of New York, der Bank of England und der Banque de France, ein Drittel befand sich bereits bei der Bundesbank. Man werde die Goldbestände überprüfen und diese auf Kritik des Bundesrechnungshofs nach Deutschland zurückholen.

Die Bestände seien, so der Bundesrechnungshof, noch nie überprüft worden. Verschwörungstheorien gediehen entsprechend, dass es die Goldbestände gar nicht mehr gibt. Die Bild-Zeitung witterte einen "Goldskandal" und startete eine Kampagne: "Holt unser Gold zurück nach Deutschland!" 2015 veröffentlichte die Bundesbank, um Gerüchten entgegenzutreten, eine Liste, wo wie viele Goldbarren gelagert sind.

Dass sich fast die Hälfte der Goldreserven in den USA befindet, war damit zu einem Politikum geworden. Zunächst hatte die BRD fast alle Goldreserven im Ausland gelagert, angeblich aus Sorge vor einer drohenden russischen Invasion. Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele führte 2012 als einen Grund an, dass die Lagerung in den USA und in Frankreich kostenlos sei. Anlass zur Sorge gebe es nicht, man überprüfe die Bestände, sie seien vollständig und aus Feingold. Als Grund führte die Bundesbank auch an, die Lagerung der deutschen Goldreserven im In- und Ausland habe sich "historisch und marktbedingt so ergeben, weil das Gold teilweise an diesen Handelsplätzen an die Bundesbank übertragen wurde".

Hintergrund war das zum Kriegsende 1944 vereinbarte Bretton-Woods-Abkommen, das mit dem US-Dollar als Ankerwährung einen Golddevisenstandard mit festen Wechselkursen festlegte. Deutschland trat dem Abkommen im Jahre 1952 bei und profitierte vom schnellen Wirtschaftswachstum. Handelsüberschüsse wurden innerhalb der Europäischen Zahlungsunion (EZU) sowie von der Fed, der Bank of England und der BIZ mit Gold oder Dollar verrechnet. Vor allem als Folge des Vietnamkriegs geriet der Dollar unter Druck und kam es zu Spekulationskrisen, schließlich zur Beendigung des "Geldpools" und zur Freigabe der Wechselkurse, offiziell wurde das Abkommen 1973 beendet. Von der Bundesbank wird Gold nur in geringen Mengen zur Prägung von Sondermünzen veräußert, ansonsten wird der Bestand gewahrt. Für 2014 gab die Bundesbank den Besitz von 3.384 Tonnen mit einem Wert von 107 Milliarden Euro an.

Auch der damalige FDP-Chef Rainer Brüderle hatte sich für eine Nachzählung und eine Rückholung vom Großen Bruder stark gemacht, bei dem sein Gold nicht mehr sicher wähnte, wie das noch im Kalten Krieg der Fall war. Jährlich sollten 50 Tonnen nach Deutschland gebracht werden. Da gibt es kein Fort Knox, sondern Tresorboxen in der Bundesbank und eine Goldkammer: "Der Tresoraußenverschluss steht unter Zweifach-, die Innenverschlüsse und die Goldkammer unter einem Dreifachverschluss."

Fast 1700 Tonnen bleiben in New York und in London

Deutschland besitzt, wie die Bundesbank jetzt erklärte, insgesamt 3.378 Tonnen Gold. Mehr haben nur die USA. 2013 wurde mit der "Verlagerung" tatsächlich begonnen, beschlossen worden war, bis 2020 die Hälfte der Goldreserven auf deutschem Territorium zu haben, so dass es von niemandem beschlagnahmt werden kann. Aus New York wurden in dem Jahr schon einmal 5 Tonnen und aus Paris 32 Tonnen Gold nach Deutschland zurückgeholt, 2016 waren wurden 111 Tonnen aus New York und 105 Tonnen verlagert. Insgesamt wurden damit 583 Tonnen nach Deutschland geholt, es stehen noch 91 Tonnen aus Paris aus. Paris wird damit ganz leergeräumt, in der Federal Reserve Bank bleiben weiter 1.236 Tonnen gelagert, in der Bank of London trotz Brexit offenbar 432 Tonnen. Wie das Gold nach Frankfurt gebracht worden ist, wurde auch nicht verraten.

Die Bundesbank versichert, es habe bislang keine Schummeleien gegeben: "Die Bundesbank stellt sicher, dass es sich von den Entnahmen der Barren bei den ausländischen Lagerstellen bis deren Einlagerung in Frankfurt stets um die deutschen Goldbarren handelt. Bei Eintreffen in Frankfurt unterzieht die Bundesbank alle verlagerten Goldbarren einer vollständigen Eingangskontrolle und Echtheitsprüfung. Nach Abschluss sämtlicher Prüfungen ergaben sich bei den Verlagerungen keine Beanstandungen bezüglich Echtheit, Feingehalt und Gewicht der Barren."

Offenbar hatte man sich beeilt und die Verlagerung der Goldreserven aus dem Ausland beschleunigt. Ursprünglich sollte erst 2020 die Hälfte der Goldreserven in Frankfurt sein. Thiele erklärte vor wenigen Tagen, die beschleunigte Verlagerung habe nichts mit der Präsidentschaft von Trump zu tun. Man habe viel über ihn diskutiert, aber die Bundesbank vertraue der Fed weiterhin. Auch der Brexit habe damit nichts zu tun, London sei und bleibe der größte Goldhandelsplatz der Welt, 432 Tonnen bleiben hier gelagert. Aber warum werden alle Bestände aus Paris abgezogen? Fehlt hier das Vertrauen? Mehrkosten für den gewachsenen Goldschatz gebe es nicht, die Bundespolizei bewacht die Bundesbank für jährliche Kosten von 16 Millionen Euro.

Gold habe weiterhin eine Bedeutung, so Thiele, um Vertrauen in die Währung zu gewährleisten. Man könne Gold einsetzen, um den Wertverfall zu dämpfen. Die Bundesbank könne, so zitiert ihn die Wirtschaftswoche, im Krisenfall zuerst die im Ausland befindlichen Goldreserven verpfänden oder auch Gold gegen Euros zu tauschen. In der Fed lagern die Goldreserven der USA und die von 60 weiteren Staaten. Man könne deutsche Goldbarren hier einfach in einen anderen Raum verschieben. Auch in London sei das einfach.

Im Hintergrund dürfte allerdings schon die Ungewissheit über den Wert des Euro und die Zukunft der EU und der Eurozone stehen. Italien und auch Frankreich, wo zudem Wahlen anstehen, sind Wackelkandidaten, nach dem Ausstieg Großbritanniens aus der EU könnten auch weitere Staaten folgen. Die 5-Sterne-Bewegung will den Euro aufgeben, Le Pen droht, sollte sie gewinnen, mit einem Austritt aus der Eurozone und der EU: "Wenn ein Volk frei sein will, dann muss es seine Währung haben", sagte sie am Sonntag. "Der Euro ist nicht nur eine Währung, er ist auch eine politische Waffe, die zur Erpressung bestimmter Länder dient." Auch in Deutschland wachsen die Unzufriedenheit mit dem Euro und der Trend zur Renationalisierung. Die AfD fordert eine Volksabstimmung für den Euro. Möglicherweise wurde das Gold also nicht nur zur eventuellen Stützung des Euro zurückgeholt, sondern auch um eine Rückkehr zur Mark zu dämpfen, sollte die Eurozone auseinanderbrechen, wird spekuliert. Und auch wenn weiterhin Gold in den Staaten bleibt, weist die schnelle Rückholung auf einen Vertrauensverlust hin.

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