Bundeswehr: "Mach, was wirklich zählt"

Die Bundeswehr feiert mit Fackeln und Großem Zapfenstreich ihr 60-jähriges Bestehen, aber auch mit einer entlarvenden Kampagne

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Das 60-jährige Bestehen der Bundeswehr wurde mit einem "Großen Zapfenstreich", also am Abend mit Fackeln und Musik, "unter strengen Sicherheitsvorkehrungen" begangen - vor dem Reichstag, was mitunter andere Erinnerungen wecken könnte. Verteidigungsministerin von der Leyen war sich dessen bewusst und versicherte den Soldaten mit einer Äußerung des gerade verstorbenen Ex-Kanzlers Helmut Schmidt: "Ihr könnt euch darauf verlassen, dieser Staat wird euch nicht missbrauchen."

Bei der Bundeswehr heißt es ergriffen: "In das Licht von unzähligen Fackeln war der Reichstag am Abend des 11. Novembers beim Großen Zapfenstreich anlässlich des 60. Geburtstags der Bundeswehr getaucht. 'Die Bundeswehr hat das in sie gesetzte Vertrauen gerechtfertigt.' Diese Bilanz zog Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen aus 60 Jahren Bundeswehr und 25 Jahren 'Armee der Einheit'. "

Rekrutierungsposter der Bundeswehr.

Gegen die Veranstaltung gab es eine kleine Demo, die nichts zu feiern sah. Im Aufruf erinnerte man: "Bei Gründung der Bundeswehr stammten deren Offiziere und Unteroffiziere fast ausnahmslos aus der Wehrmacht, 300 Offiziere waren aus der Waffen-SS. Gegen die Wiederbewaffnung gab es in der BRD ab den 1950er Jahren massive Proteste der Friedensbewegung."

Bundeswehrgegner, die sich "Kommando Befehlsverweigerung" oder wahlweise "pazifistische Kreative" nennen, hatten den "Showroom" der Bundeswehr in Berlin schon am Montag gewissermaßen zum Auftakt des 60. Geburtstags mit roter und blauer Farbe beschmiert. In einem später online veröffentlichten Bekennerschreiben heißt es:

"Junge Menschen fragen heute immer mehr nach dem Sinn ihrer Arbeit und was ihnen diese neben einem Einkomme eigentlich bringt. darauf haben wir in der Bundeswehr starke Antworten" so und immer weiter liest sich dies auf der Webseite der Armee. Zeitgleich zelebriert der kackbraune Karnevalsverein völlig geschichtsverdrossen am 11.11. den aktuellen Kriegszustand durch ein öffentliches Gelöbnis am Reichstagsgebäude, Fackeln, Trommeln und 3000 Ehrengäste inklusive.

Bekennerschreiben

Neben der Aktion wurde auch "unerlaubt" im öffentlichen Raum eingegriffen, Werbung verändert bzw. auf Werbeflächen Plakate angebracht, was "Adbusting" genannt wird, um die Protestbotschaften zu vermitteln.

Adbusting-Kampagne zur Zweckentfremdung von Werbung.

Hingewiesen wird vor allem auf ein Bundeswehrplakat, das nach Ansicht der "pazifistischen Kreativen" eine Normalisierung von Krieg und des Berufsbilds Soldat legitimieren soll. Der Text des Plakats lautet: "Krisenherde löschst du nicht mit Abwarten und Teetrinken. Mach, was wirklich zählt". Dazu gibt es auch eine Rekrutierungskampagne: "Mach, was wirklich zählt".

Was zählt, wird zwar nicht gesagt, es wird aber suggeriert, wenn es sich um eine Bundeswehrkampagne handelt, nämlich wohl, dass Krisenherde mit Militär und Waffeneinsatz zu "löschen" sind. Letztlich ist darin auch eine Kritik an einem politischen Vorgehen der Krisenlösung durch Veränderung der Ursachen enthalten. Schon der Ausdruck Krisenherde spielt auf Brandherd oder den Ausgangspunkt einer Krankheit im Körper an. Ob das der geeignete Zugang zum Lösen von gesellschaftlichen Konflikten ist? Offenbar wird eben dies propagiert und von der Bundesregierung auch durch das Entsenden von Soldaten zum Löschen der Krisenherde in Afghanistan, im Mittelmeer, im Irak und in Mali beherzigt.

Bild: Bundeswehr

Die Bundeswehr reagierte auf die Farbattacke nicht ungeschickt und stellte auf der Facebook-Seite des Showrooms, der mittlerweile wiederhergestellt wurde, ein Foto der bunten Fassade mit einem Poster: "Wir kämpfen auch dafür, dass du gegen uns sein kannst."