CIA-Direktor Petraeus tritt aus angeblich "persönlichen Gründen" zurück
Zwar finden einige personelle Veränderungen nach der Wiederwahl von Obama im Weißen Haus statt, doch dieser Rückzug wirft Fragen auf
Kaum ist Barack Obama als Präsident wiedergewählt worden, tritt CIA-Direktor David Petraeus überraschend zurück. Obama hatte Petraeus, der im Irak und in Afghanistan Kommandeur der US-Truppen war, erst 2010 zum Nachfolger von Leon Panetta gemacht, als dieser zum Verteidigungsminister ernannt wurde.
Update: Wie US-Medien heute berichtet haben, war das FBI dem Liebesleben des CIA-Direktors auf die Schliche gekommen und hatte eine geheime Untersuchung eingeleitet.
Ausgangspunkt war vor mehreren Monaten der Verdacht gewesen, dass ein von Petraeus benutzer Computer zum Versenden von Emails missbraucht worden sein könnte. Darüber gelangten die FBI-Agenten zur Kenntnis von Emails, die der verliebte Geheimdienstchef an Paula Broadwell, eine Ko-Autorin seiner Biographie, die ihn lange Zeit auch in Afghanistan begleitet hat, geschrieben hat. Broadwell, Absolventin der Militärakademie West Point, an der Harvard University beschäftigt und Sportlerin, solldie Affäre beendet vor längerer Zeit beendet haben, was Petraeus aber offensichtlich nicht gefiel.
Das FBI hatte vor zwei Wochen Petraeus befragt, angeblich soll das Weiße Haus erst am Mittwoch, einen Tag nach der Wahl, von in Kenntnis gesetzt worden sein, was aber vielfach bezweifelt wird.
Am Donnerstag teilte Petreaus Obama mit, dass er zurücktreten wolle, der gerade wieder bestätigte Präsident akzeptierte am Freitag die Resignation und pries Petraeus in den höchsten Tönen. Er habe die USA "sicherer und stärker" gemacht.
Petraeus macht für seinen Rücktrittswunsch eine außereheliche Beziehung geltend. Nachdem er 37 Jahre lang verheiratet gewesen sei, erklärte er in einem Statement für die CIA-Mitarbeiter, habe er eine "extrem schlechte" Urteilskraft bewiesen, als er eine außereheliche Beziehung begonnen hat.: "Ein solches Verhalten ist nicht akzeptabel als Ehemann und als Leiter einer Organisation wie der unseren."
Foxnews spricht von einem "Affair Shocker. In rechten Kreisen ist man der Meinung, dass der Rücktritt des in den USA angesehenen Militärs dem Weißen Haus schon vor dem Wahltag bekannt gewesen sei. Man habe das verschleiert, um die Wiederwahl nicht zu gefährden:
The Petraeus resignation is only the most recent evidence that the Obama administration will lie to the American people to achieve its ends. But with all of his experts gone, Obama’s cabinet will now be staffed by the political C team in a time of crisis, both domestically and internationally.
Zwar spricht einiges dafür, dass Petraeus versucht haben könnte, schnell Schlimmeres zu vermeiden und die Gunst der Stunde genutzt hat, weil nach der Wiederwahl von Obama sowieso größere personelle Veränderungen geschehen werden. So wird sich auch Hillary Clinton vom Posten der Außenministerin ebenso wie Finanzminister Timothy Geithner zurückziehen. Auch Justizminister Holden und Verteidigungsminister Panetta scheinen amtsmüde zu sein.
Ob eine Beziehung aber tatsächlich dem Ansehen von Petraeus als CIA-Direktor hätte Schaden können? Wäre er damit erpressbar geworden? So lange nicht klar ist, mit wem er eine Beziehung eingegangen ist, ist das alles nur Spekulation.
Gut möglich, schließlich hatte Newsweek erst am 5. November die von Petraeus aufgestellten Richtlinien für Führungspersonen veröffentlicht, die den CIA-Direktor selbst unter hohen Druck setzten. Die erste Regel:
Lead by example from the front of the formation. Take your performance personally - if you are proud to be average, so too will be your troops.
Die Leistung persönlich zu nehmen, würde natürlich auch bedeuten, dass das Persönliche zum Job gehört. Leitende Personen müssen überdies "große Ideen in Verbindung mit einem strategischen Konzept" vermitteln. Für einen Soldaten sei die körperliche Fitness Grundlage für die geistige: "Dein Körper ist Dein ultimatives Waffensystem." Aber man müsse auch aus seinen Fehlern lernen. Das wollte er nun nicht - oder er wollte durch den Rücktritt seine Ehre retten.
Für Obama ist der Rücktritt von Petraeus, der für die US-Regierung wichtige Arbeit im Irak - verantwortlich für den "Surge" - und in Afghanistan geleistet hat, vermutlich ein Rückschlag. Schließlich war er seit 2010 auch verantwortlich für den Drohnenkrieg und die weitere Militarisierung des Geheimdienstes für den fortgesetzten weltweiten Krieg gegen den Terror. Petraeus hatte trotz des Sparzwangs mehr bewaffnete Drohnen für die CIA verlangt, was nicht alle gut fanden. Zudem kam der Geheimdienst wegen des Angriffs auf das US-Konsulat in Bengasi unter Kritik. Er soll aber betont haben, sein Rücktritt habe mit Libyen nichts zu tun. Allerdings vermeidet er nächste Woche Anhörungen über den Vorfall in Libyen, indem er "persönliche Umstände" vorschiebt. Die Frage ist auch, ob die Drohne, die am 1. November von iranischen Kampfflugzeugen über dem Persischen Golf angegriffen wurde, eine von der CIA gewesen ist.