CO2-Pooling: Wie Tesla zur Öko-Bank der Autoindustrie wird

E-Mobil umschlingt Verberenner mit dem Stromkabel

Mehrere Autohersteller schließen sich mit Tesla zusammen, um CO2-Grenzwerte einzuhalten. Durch Pooling lassen sich Strafzahlungen vermeiden. Doch was, wenn Teslas Verkäufe weiter sinken?

Toyota, Ford, Stellantis, Mazda und Subaru setzen auf eine Koalition mit Tesla, um die ab diesem Jahr geltenden strengeren EU-Emissionsvorschriften einzuhalten. Die Kooperation würde es den Herstellern ermöglichen, ihre Flotten virtuell zusammenzulegen und deren Emissionen zu mitteln. Diejenigen, die weniger Elektrofahrzeuge verkaufen, entschädigen Tesla dafür finanziell.

Die Pools bilden eine gemeinsame Verrechnungsbasis, mit der Autobauer, welche die Grenzwerte 2025 durch ihren Neuwagen-Antriebsmix verfehlen, Geldstrafen umgehen. Gleichzeitig lassen sich die Elektroautobauer, die den Emissionsdurchschnitt im jeweiligen Pool unten halten, die Verrechnung gut bezahlen. Für viele Hersteller ist das Pooling wohl trotzdem die günstigere Lösung, obwohl durch das Pooling letztlich der Ausstoß von Kohlendioxid nicht reduziert wird.

Tesla kann 2025 mit über einer Milliarde Euro Mehreinnahmen durch Emissionshandel mit anderen Herstellern rechnen, weil sich Wettbewerber, die bislang auf Verbrenner setzten, im Zuge des europäischen Emissionshandels mit dem Elektroautobauer verbinden. Diese Rechnung geht aufgrund der sinkenden Tesla-Verkäufe möglicherweise jedoch nicht auf. Den Schaden hätten dann beide Seiten.

Teslas Emissionshandel-Einnahmen für 2025 könnten aber auch deutlich über einer Milliarde Euro liegen, sollte der Elektroautohersteller seine sogenannte Long-CO2-Position zu Geld machen können. Mit einer Long-Position ist ein steigender Wert gemeint. Der EU-weit schleppende Tesla-Verkauf könnte diese Ziele jedoch noch gefährden. Weiter absenken kann Tesla seinen CO2-Flotten-Ausstoß nicht mehr.

CO2-Pooling statt CO2-Reduzierung

Mehrere internationale Autohersteller finden sich zu zwei Pools mit den Elektroautobauern Tesla, Smart, Volvo und Polestar zusammen, um die 2025 anziehenden CO2-Grenzwerte in der EU zu erreichen und Strafzahlungen zu vermeiden. Mit Mercedes geht auch ein deutscher Autobauer diesen Weg.

Wer als Autohersteller dem Tesla-Emissionspool beitreten wollte, konnte dafür noch bis zum 5. Februar einen entsprechenden Antrag einreichen. In diesem mussten die Antragsteller eine Geheimhaltungs-Erklärung unterzeichnen und Tesla Daten zu ihren Emissionen zur Verfügung stellen. Dann prüften Tesla-Verantwortliche das Risiko, ob der Pool seine Emissionsziele durch den erhöhten CO2-Eintrag verfehlen könnte.

Volvo schloss sich im Rahmen des Emissionshandels mit Mercedes zusammen und kann in diesem Zusammenhang mit Mehreinnahmen in Höhe von 300 Millionen Euro rechnen. Hersteller, die dem Volvo-Mercedes-Pool beitreten wollten, hatten bis zum 7. Februar 2025 Zeit.

Andere wollen die Ziele aus eigener Kraft erreichen oder bewegen sich auf die Politik zu, um eine Aufweichung der Grenzwerte zu erreichen. Zu den letzteren zählen wohl Volkswagen und Renault, die beide teilweise staatliche Aktionäre haben. Beide Hersteller haben im Hinblick auf die Zahl ihrer E-Auto-Verkäufe vom vergangenen Jahr und den verschärften Emissionszielen in diesem Jahr große Lücken zu schließen.

Der französische Hersteller Renault kritisierte im Zusammenhang mit den reduzierten Flottengrenzwerten die Europäische Kommission, denn er sei durch die Regelungen gezwungen, kontraproduktive Entscheidungen zu treffen und den amerikanischen Wettbewerber über finanzielle Zuwendungen zu stärken. Dies führe in der Folge zu einer Schwächung der europäischen Industrie.

Lobbyarbeit der Autohersteller

Die europäischen Autohersteller, die bei der Einführung von E-Mobilen im Rückstand sind, haben ihre Lobbyarbeit in Brüssel und den jeweiligen Landesparlamenten intensiviert, um die Emissionsvorschriften zu lockern. Sie haben davor gewarnt, dass sie gezwungen wären, Strafen zu zahlen, ihre Produktion herunterzufahren, sich mit ausländischen Konkurrenten zusammenzuschließen oder ihre Elektrofahrzeuge mit hohen Verlusten zu verkaufen.

Die Zahl der verkauften Elektroautos stagnierte zuletzt und ist aktuell sogar rückläufig, weil die Verbraucher ausschließen, dass die CO2-Abgaben für Kraftstoffe steigen werden. In Deutschland sind zudem die für den E-Mobilkauf vom Steuerzahler den Privatkunden zur Verfügung gestellten Subventionen entfallen.

Hatte die EU im Januar noch einer Aufweichung der CO2-Flottengrenzwerte eine Absage erteilt, weil eine kurzfristige Änderung der Regeln die Wettbewerbsbedingungen verzerren würde und jenen Herstellern, die ihre CO2-Ziele einhalten können, einen Wettbewerbsnachteil bringen würde.

Die deutsche EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat jedoch nach der Wahl in Deutschland angekündigt, im Zuge des Strategiedialogs zur Zukunft der Autobranche die Flottengrenzwerte für die Hersteller vorübergehend aufweichen zu wollen.

Die Politik will dabei die CO2-Flottengrenzwerte für 2025 nicht mehr anfassen, aber die Autoindustrie auch nicht mit Milliarden-Strafen überziehen. So kommt es wohl zur Anwendung eines Buchungstricks, um die Autohersteller in diesem Jahr vor Klimastrafen zu bewahren.

Dabei geht es weniger um eine Verrechnung wie beim Pooling, sondern um eine Verschiebung auf der Zeitachse. Somit soll ein Hersteller Defizite im Jahr 2025 durch die Übererfüllung der Quoten in den Jahren 2026 und 2027 verrechnen können.