COP28: Warum Klimadiplomatie mehr Realismus benötigt

Seite 2: Was tun?

Es ist nicht zielführend, wenn sich 70.000 wohlmeinende Menschen für 14 Tage treffen und nach einer Sprachregelung für die Welt suchen, die letztlich unverbindlich bleiben muss, weil sie an den unterschiedlichen Interessen der Länder vorbeigeht.

Wer, wie die deutschen Grünen, mit einem Stimmenanteil von 15 Prozent im eigenen Land glaubt, er oder sie könne die Welt bewegen, täuscht sich gewaltig. Man muss den Bürgern auf der ganzen Welt reinen Wein einschenken in Sachen der Anpassungsleistung, die sie beim Ausstieg aus der fossilen Energie erbringen müssen.

Wenn man dann noch gewählt wird und den ärmeren Ländern der Welt in einem Ausmaß unter die Arme greift, das wir uns heute weder vorstellen können noch wollen, gibt es eine Chance auf wirklichen Wandel.

Würde etwa Norwegen erklären, alle Erträge seines mit dem Verkauf von Öl aufgebauten Staatsfonds (der über eine Billion Euro wert sein soll) künftig auf unbestimmte Zeit einem ärmeren Land zur Verfügung zu stellen, das auf die Nutzung fossiler Energie verzichtet, das wäre ein wirklich vorbildliches Vorgehen.

Würden die westlichen und östlichen Industrieländer unisono den ärmeren Ländern der Welt zusagen, die für die Umstellung auf erneuerbare Energieträger notwendigen Technologien für die nächsten vierzig Jahre umsonst zu liefern, würde man erheblich an Glaubwürdigkeit gewinnen.

Wer aber glaubt, er könne mit der Umstellung der ärmeren Länder auch noch schöne Geschäfte machen, weil er über die notwendige Technologie verfügt, liegt vollkommen daneben.

Warum nach COP28 Realismus einkehren sollte

Allmählich beginnt man in unseren Breiten zu verstehen, welche Interessenkonflikte bei der Bewältigung des globalen Ausstiegs aus der fossilen Energie zu überwinden sind. Hinsichtlich der Dimension der Anpassung, die dieser Ausstieg bei uns und bei den anderen verlangt, herrscht jedoch die blanke Illusion.

Wir sind schon nicht bereit, unserer Bevölkerung klar zu sagen, dass sich die fossilen Energieträger rasant und langfristig verteuern müssen und wie einschneidend die Umverteilung im Inland sein muss, die das zu begleiten hat.

Auch haben wir nicht verstanden, welch gewaltige Kompensation diejenigen erbringen müssen, die ihren Wohlstand direkt oder indirekt auf billiger fossiler Energie aufgebaut haben, um diejenigen, denen das jetzt nicht mehr erlaubt sein soll, zu entschädigen.

Erst wenn Realismus und Offenheit bei diesen Themen an der Tagesordnung sind, gibt es eine Chance auf Besserung. Um das umzusetzen, bedarf es keiner überdimensionierten Konferenz, sondern einer klaren Analyse und einer ehrlichen Information für die Masse der Bürger.