COVID-19: Der Coronavirus und die Zivilisation
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Ausgangssperren sind ein Ausdruck von Hilflosigkeit, nicht von Stärke, besonders in Deutschland verbreiten alternative Medien, dass die Corona-Krise ein aus finsteren Motiven fabrizierter Fake ist
Krisen werden von Mächtigen ausgenutzt, aber dass sie die Corona-Krise mit allen katastrophalen Folgen bewusst inszenieren, erscheint Diana Johnstone wenig plausibel. Übersetzung des auf Consortiumnews.com erschienenen Artikels von Susanne Hofmann.
Je länger die strenge Ausgangsbeschränkung währt, desto mehr finden selbst Menschen, die in Liebe verbunden sind, einander unerträglich. Im größeren Rahmen gehen in dieser verrückten Massen-Ausgangsbeschränkung Menschen, die die Ablehnung der Lügen unserer kriminellen Herrscher eint, sich gegenseitig an die Gurgel. Der Grund: Sie interpretieren das, was wer warum tut, unterschiedlich.
Dies spielt sich in den alternativen Medien ab, insbesondere in Deutschland. Anscheinend glauben viele kritische politische Analysten, dass die Corona-Krise ein Fake ist, fabriziert von Medien und Regierungen aus finsteren Motiven. Sie rufen zu Protestdemonstrationen gegen die Ausgangsbeschränkung auf.
Ich kann nicht umhin, darin die Besessenheit bestimmter Oppositioneller zu sehen, sich selbst als gute "anti-autoritäre" Deutsche zu beweisen, die sich dem Nazismus nie gebeugt hätten. Doch ist diese Geltendmachung individueller Freiheit inmitten einer Krise der öffentlichen Gesundheit angebracht?
Die Grenzen der Macht
Kluge Menschen möchten natürlich hinter allem, was geschieht, ein Motiv finden. Früher mögen solche Menschen Theologen gewesen sein, die die höchst mysteriöse Weise erklärten, mit der Gott seinen kosmischen Plan umsetzt. Eine Flut, eine Seuche, ein Erdbeben? Dafür musste es einen Grund geben, einen Beweggrund aus menschlicher Sicht. Der Allmächtige bestrafte seine sündige Herde and zeigt ihr, wer der Boss ist.
Heute sind etliche Kommentatoren in den alternativen Medien bereit, an die Allmacht nicht Gottes, sondern des Mammon zu glauben, an die Allmacht der Wallstreet und ihrer Partner in Politik, Medien und Militär. Aus dieser Perspektive geschieht nichts Wesentliches, das nicht von den irdischen Mächten aus Eigennutz geplant worden wäre.
Der Mammon zerstört die Wirtschaft, damit einige wenige Oligarchen alles besitzen. Oder: Der Mammon hat den Covid-19-Schwindel ersonnen, um uns alle einzusperren und uns auch noch des letzten bisschen Freiheit zu berauben. Oder der Mammon bedient sich schließlich des Virus, um einen Vorwand zu haben, uns alle mit geheimen Substanzen zu impfen und uns in Zombies zu verwandeln.
Ist das glaubhaft? In gewisser Weise, ja. Wir wissen, dass der Mammon skrupellos und in moralischer Hinsicht aller Verbrechen fähig ist. Doch es passieren sehr wohl Dinge, die der Mammon nicht geplant hat, wie zum Beispiel Erdbeben, Fluten oder Seuchen. Die Abneigung gegen unsere herrschende Klasse zusammen mit der Abneigung gegen das Eingesperrtsein führt zur Gleichung: "Sie" benutzen diese (erfundene) Krise nur, um uns einzusperren!
Doch wozu? Für wen ist es von Vorteil, die Bevölkerung einzusperren? Aus reiner Genugtuung sich selbst zu sagen: "Ah, jetzt haben wir sie da, wo wir sie haben wollten, alle zuhause eingebuchtet!" Will man so einen Volksaufstand unterdrücken? Welchen Volksaufstand? Wozu sollte man Menschen unterdrücken, die gar nichts tun, was man unterdrücken müsste?
Wozu eine Bevölkerung einsperren - und hier denke ich besonders an die Vereinigten Staaten -, die uneinig, unorganisiert, völlig verwirrt ist aufgrund ideologischer Indoktrination, die ihr seit Generationen weismacht, ihr Land sei in jeder Hinsicht "das beste", und die deshalb außerstande ist, kohärente Forderungen an ein System zu formulieren, das sie rücksichtslos ausbeutet? Muss man seinen treuen Schoßhund einsperren, damit er einen nicht beißt?
Wenn überhaupt, dann könnte das Trauma dieser Situation tatsächlich eine schläfrige Bevölkerung veranlassen, sich der dringenden Notwendigkeit einer grundlegenden Veränderung der Gesellschaft bewusst zu werden. Die Vorstellung, dass die Gefahr besteht, dieser Lockdown könnte von Dauer sein, ist vollkommen unrealistisch und widerspricht jeder Erfahrung früherer Lockdowns. Im Gegenteil - eine verlängerte Ausgangssperre führt höchstwahrscheinlich zu Explosionen. Die Frage ist, können diese Explosionen konstruktiv sein?
Geblendet von der Hybris
Statt die Allmacht des Mammon zu beklagen, wäre es konstruktiver, nach Rissen in seiner Rüstung zu suchen, nach seinen Schwächen, nach Möglichkeiten ihn massiv zu diskreditieren, anzuprangern und zu besiegen.
Der Mammon ist von seiner eigenen Hybris geblendet, oft ist er einfältig, inkompetent und verdummt, weil man ihn mit so Vielem so leicht davonkommen lässt. Schauen Sie sich Mike Pompeo oder Mike Pence an - sind das allmächtige Genies? Nein, das sind Typen, die in einem korrupten System, das Wahrheit, Tugend oder Intelligenz verachtet, nach oben gelangen konnten, wie die übrigen Verbrecher, die in einem System bar jeder ethischen oder intellektuellen Maßstäbe an der Macht sind.
Die Macht solcher Typen widerspiegelt lediglich die Tatsache, dass ganze Bevölkerungsgruppen ihre soziale Verantwortung nicht wahrnehmen. Ihr Desinteresse an der Politik erlaubt es zweifelhaften und skrupellosen Figuren nach oben zu gelangen.
Der Lockdown, den unsere westlichen Regierungen verfügt haben, offenbart mehr Hilflosigkeit denn Macht. Sie haben sich nicht danach gedrängt, uns einzusperren. Der Lockdown ist verheerend für die Wirtschaft, der ihre Hauptsorge gilt. Sie haben gezögert und konnten sich erst dazu durchringen, als sie handeln mussten und schlecht gerüstet waren, etwas anderes zu tun. Sie sahen, dass China mit dem Lockdown gute Ergebnisse erzielt hatte. Doch die klugen asiatischen Regierungen haben mehr als das getan, sie haben Masken verteilt, Tests und Behandlungen durchgeführt, die die westlichen Regierungen nicht besaßen.
Die westlichen Regierungen riefen nach Ausgangsbeschränkungen, als Experten ihnen die Exponentialkurven erklärten. Sie wussten nicht, was sie sonst tun sollten. Immerhin ist noch genug Rest an sozialem Verantwortungsbewusstsein in unseren Gesellschaften vorhanden, um die Regierungen zu verpflichten, die einfachen, klassischen Quarantänemethoden anzuwenden, die während einer Pandemie üblich sind.
Natürlich sind in jeder Krise einige in der Position, von der Katastrophe zu profitieren. Die Geier haben das Vieh nicht in den Tod getrieben, um das Aas zu fressen. Wenn es aber daliegt, dann werden sie es verschlingen. Die Finanzmächte der Wall Street könnten die Kongressangehörigen schnell dazu bringen, Gesetze zu verabschieden, um ihnen aus der Klemme zu helfen, während kleine Unternehmen untergehen und die arbeitende Bevölkerung in die Verzweiflung getrieben wird.
Doch auf lange Sicht hat die Wall Street ohne die kleinen Unternehmen, ohne die Arbeiter, die jetzt ihres Einkommens beraubt werden und nichts mehr ausgeben können, ohne normale wirtschaftliche Aktivität niemanden mehr, den sie aussaugen, nichts mehr, das sie ausbeuten könnte. Es ergibt absolut keinen Sinn zu glauben, dass die führenden Wirtschaftsmächte diese ruinöse Krise erstrebt haben, um einen rätselhaften Vorteil für sich selbst zu erlangen.
In der Europäischen Union lehnen es Gläubiger-Staaten wie Deutschland und die Niederlande ab, die Europäische Zentralbank "Corona-Bonds" ausgeben zu lassen, um die wirtschaftliche Erholung schwer getroffener Länder wie Italien und Spanien zu finanzieren. Das bedeutet, jene Länder müssen sich Geld vom privaten Finanzsystem leihen und das zu hohen Zinssätzen, die zum Bankrott führen werden.
Das klingt nach einer Gefälligkeit für den internationalen Finanzsektor, der jedoch auf einem unendlich großen, unbezahlbaren Schuldenberg sitzen bleiben wird. Und im Ergebnis wird die Europäische Union gespalten. Das ist nicht im Interesse irgendeines dieser mächtigen Meister des Mammon.
Öffentliche Gesundheit ist keine individuelle Entscheidung
Im Westen werden "Menschenrechte" im Sinne der "Rechte" des Individuums oder einer Minderheit verstanden, sich gegen das sogenannte "Regime" zu stellen - wenn es um andere Länder als unser eigenes geht. Die Vereinigten Staaten benutzen den verabsolutierten Wert der "Menschenrechte" als Vorwand, Staaten, die ihre globale Vorherrschaft ablehnen, ihren Willen mittels Sanktionen und Bomben aufzuzwängen. Der Autorität die Stirn zu bieten wird als Widerstand gefeiert, ohne sich dabei unbedingt die Details näher anzusehen.
Doch nahezu alle wesentlichen Aspekte jeder zivilisierten Gesellschaft stehen der Verabsolutierung individueller Rechte entgegen. Jede zivilisierte Gesellschaft hat eine Art Rechtssystem, einige grundlegende Regeln, die jeder zu befolgen hat. Die meisten zivilisierten Länder haben ein staatliches Bildungssystem und (mit Ausnahme der USA) eine gesetzliche Krankenversicherung, die der ganzen Bevölkerung zugutekommen soll. Zu diesen Elementen der Zivilisation gehören Einschränkungen der individuellen Freiheit.
Die Vorteile, die jeder Einzelne in einer zivilisierten Gesellschaft genießt, bewirken, dass diese Einschränkungen für nahezu alle akzeptabel sind. Die Gesundheit des Einzelnen hängt von der Gesundheit der Gemeinschaft ab. Deshalb akzeptieren in den meisten westlichen Ländern alle ein einheitliches Krankenversicherungs-System. Die einzige Ausnahme sind die Vereinigten Staaten, wo die egozentrischen Ansichten einer Ayn Rand weithin als ernstzunehmende Denkweise gelten.
Der Ausbruch einer Seuche oder einer Epidemie erfordert plötzlich abnorme, extrem unangenehme Beschränkungen wie etwa Quarantänen. Es ist ein Fall, in dem die Freiheit des einzelnen für das Wohl der Allgemeinheit geopfert wird: Die Bewegung des Individuums wird nicht nur für sein eigenes Wohl eingeschränkt, sondern für das Wohl seiner Gemeinschaft und, ja, das der ganzen Menschheit.
Das Paradoxon unserer hochtechnologisierten Gesellschaften liegt darin, dass, je unmöglicher es für die Allgemeinheit (uns alle) ist, lebenswichtige Funktionen und Themen zu verstehen, desto mehr sind wir auf Experten und Autoritäten angewiesen und desto mehr misstrauen wir ebendiesen Experten und Autoritäten und verdächtigen sie, ihre Positionen auszunutzen, um geheime Agenden voranzutreiben. Unseren Gesellschaften, in denen die Macht unsichtbarer Kräfte zunehmend undurchschaubar wird, wohnt also eine Art Paranoia inne.
Dieses Paradoxon schlägt bei Themen rund um Fragen der Medizin und der öffentlichen Gesundheit voll durch, umso mehr, da die Autoritäten sich selbst oft uneins sind. Insbesondere in Deutschland, wo die Krise bislang relativ mild verlaufen ist, behauptet der Mikrobiologe Sucharit Bhakdi , die Angst vor Covid-19 sei künstlich erzeugt und man solle der Natur freien Lauf lassen - schließlich bleiben gesunde Menschen verschont und die wenigen, die sterben, wären ohnehin gestorben.
Bleib zuhause und nimm eine Tablette
Diese Ansicht wird von jenen bereitwillig übernommen, die in jeder Regierungsmaßnahme einen willkürlichen Anschlag auf persönliche Freiheiten wittern. Doch es handelt sich dabei kaum um eine Mehrheitsmeinung in Medizinerkreisen weltweit.
Ich habe persönliche Erfahrung mit dem Virus. Ich habe es in Aktion erlebt. Es ist nicht einfach eine schlimme Erkältung oder eine saisonale Grippe. Ja, es gibt leichte Fälle, aber ebenso gibt es tödliche Fälle. Es tötet nicht nur überflüssige ältere Menschen, die manche Kommentatoren anscheinend gerne loswerden möchten.
Doch es ist durchaus vernünftig, den Sinn einer bloßen Ausgangssperre zu hinterfragen. Hier in Frankreich entschieden die Behörden sich mit einiger Verspätung für die Ausgangssperre, nur weil die Krankheit sich verbreitete und man kein anderes Mittel dagegen in der Hand hatte.
Es gab keine Masken. Eine Fabrik in der Bretagne, die den heimischen Markt mit Masken und anderen Medizinprodukten versorgte, war schon vor einiger Zeit von Honeywell aufgekauft und geschlossen worden. Ein Beispiel für die Deindustrialisierung Frankreichs, die auf der Annahme beruht, dass wir im Westen von unserem Wissen, unseren Ideen, unseren Start-up-Unternehmen leben können, während die Dinge selbst dann zu Niedriglöhnen in armen Ländern hergestellt werden.
Es gab also keine Masken und man konnte sie auch nicht unmittelbar herstellen. Außerdem gab es zu wenig Beatmungsgeräte, ja sogar zu wenig Krankenhausbetten. Um mit der Epidemie zurechtzukommen, konnte man den Menschen also praktisch nur sagen, sie sollten zuhause bleiben und Paracetamol nehmen.
Sicherlich gibt es bessere Methoden, um damit umzugehen, und unweigerlich wird es nach der Ausgangssperre eine Flut von Kritik am Umgang der Regierung mit der Krise geben und Forderungen nach gründlichen Verbesserungen unseres Gesundheitssystems.
Das Argument, "naja, an der normalen Grippe oder an Krebs oder anderen Krankheiten sterben noch mehr Menschen" zählt nicht, denn diese Erkrankung kommt zu all den anderen, mit denen man rechnet, dazu: Sie überdehnt das bereits strapazierte Gesundheitswesen über die Maßen und bringt es zum Kollabieren.
In Italien hat Covid-19 hundert Ärzte in etwas mehr als einem Monat getötet. Sie wären ohne die Epidemie nicht "sowieso an etwas anderem gestorben".
Normalerweise wählt man in Frankreich den Notruf SAMU 15 und dann kommt für gewöhnlich binnen Minuten der Notdienst. Während der Covid-19-Krise konnte man die Nummer wählen und musste eine Stunde oder länger warten, egal welcher Notfall vorlag, oder es kam gar keine Hilfe.
Der Hauptzweck der Quarantäne besteht darin, den Druck auf überlastete Systeme zu verringern. Ohne die Ausgangsbeschränkungen wäre die Überlastung noch heftiger ausgefallen. Diese Krise offenbart die Unzulänglichkeit der bestehenden Einrichtungen und den dringenden Bedarf an umfangreichen Programmen, um das öffentliche Gesundheitswesen zu stärken.
Irrationale Furcht vor Impfstoffen
Massenimpfungen sind seit jeher die sicherste Methode, tödliche Krankheiten auszurotten. Sie sind auch ein Beispiel dafür, dass individuelle Freiheiten für das Wohl der Allgemeinheit geopfert werden müssen. Es ist zutiefst verstörend, dass viele intelligente Menschen einen Impfstoff, der zur Bekämpfung dieses Virus entwickelt werden könnte, mehr fürchten als das Virus selbst.
Ein Einwand dagegen lautet, dass die Profit orientierte Pharmaindustrie jede Krankheit ausnutzt, um Geld zu verdienen. Doch die Antwort darauf kann nicht sein, Arzneimittel abzulehnen. Das Hauptproblem mit Big Pharma ist der entfesselte neoliberale Kapitalismus in den Vereinigten Staaten verbunden mit dem Fehlen einer einheitlichen staatlichen Krankenversicherung, was es den Pharmaunternehmen erlaubt, unverschämte Preise für ihre Produkte zu verlangen und sich auf die Produktion der profitabelsten, statt der allgemein nützlichsten Medikamente zu konzentrieren.
Die Antwort darauf ist nicht der Verzicht auf Arzneimittel, sondern die Forderung nach einer stärkeren öffentlichen Aufsicht und Preiskontrolle.
Schließlich sollte die Pharmaindustrie als eine öffentliche Dienstleistung und nicht als Geschäft betrachtet und deshalb verstaatlicht werden, so dass die Einnahmen zur Finanzierung der Forschung eingesetzt werden können und nicht dazu, Dividenden an die Großfinanz zu zahlen.
Die Aussichten unterscheiden sich von Land zu Land. In den Vereinigten Staaten scheint eine gesellschaftliche Kontrolle praktisch unmöglich zu sein, weil die überwiegende Meinung vorherrscht, nur "freies Unternehmertum" könne etwas erreichen. In Frankreich, das gute Erfahrungen mit einer gemischten Wirtschaftsordnung hat, könnte die Verstaatlichung der Pharmaunternehmen politisch durchsetzbar sein - wenn Frankreich nicht unter der Dominanz der Europäischen Union stünde und, weniger direkt, der Vereinigten Staaten, die immer bereit sind, alles zu tun, um sozialistische Maßnahmen überall auf der Welt zu blockieren.
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