Child Soldier Use 2003
Immer mehr Kinder ziehen in den Krieg
Child Soldier Use 2003 ist der bündige Name eines Reports der Koalition zum Stopp des Einsatzes von Kindersoldaten. Kofi Annan wird darin u.a. aufgefordert, in Zukunft regelmäßig die Namen der Organisationen zu veröffentlichen, welche Kindersoldaten einsetzen und rekrutieren.
Eine solche Liste hat es erstmals im Dezember 2002 gegeben. Die daraufhin im Januar 2003 verabschiedete UN-Resolution 1460 (PDF) verurteilt die Rekrutierung von Kindersoldaten und sieht Maßnahmen gegen verantwortliche Regierungsstreitkräfte und Oppositionsgruppen vor. Ein Effekt blieb aus: "Child Soldier Use 2003" umfasst den Zeitraum von Januar bis einschließlich September 2003 und kommt zu dem Ergebnis, dass die Anzahl der kämpfenden Kinder letztes Jahr nicht zurückgegangen, sondern in einigen Gebieten sogar stark angestiegen ist.
Einen "massiven Anstieg" verzeichnet der Bericht für Liberia (vgl. Mission impossible?), Kongo und die Elfenbeinküste, drei Länder in denen eigentlich Friedensprozesse laufen - die aber offensichtlich noch nicht greifen. Auf der Liste stehen außerdem die Regierungsstreitkräfte von Birma, Burundi und Uganda sowie bewaffnete Gruppen aus diesen Ländern und neun weiteren: Afghanistan, Kolumbien, Nepal, Nordirland, Philippinen, Somalia, Sri Lanka, Sudan und Tschetschenien. Auch in Kolumbien wurden letztes Jahr noch mehr Kinder, oft schon zwölfjährige, als Soldaten benutzt und gezwungen, Waffen oder explosive Geschosse zu tragen. Mädchen dienen oft gleichzeitig als Soldatin und als Sexsklavin der erwachsenen Soldaten. Entführungen, Vergewaltigungen und ständige Schläge gehören zum Alltag der Kindersoldaten.
In Sri Lanka nimmt die Zahl der von den Tamil Tigers of Eelam (LTTE) rekrutierten Kinder ebenfalls konstant zu. 70.000 Kinder sollen 2003 in der Regierungsarmee von Birma gedient haben. In Sierra Leone wurden Tausende von Kindern von Rebellengruppen rekrutiert und zu grausamsten Handlungen gezwungen, zum Beispiel dazu, Zivilisten anzuzünden; nicht selten bekommen die Kinder Drogen, damit sich ihre Ängste und Hemmungen lösen. In Norduganda sollen Mädchen von Rebellenführern geschwängert und dann gezwungen worden sein, ihre Babies auf den Rücken geschnallt, gegen die ugandischen Sicherheitskräfte zu kämpfen.
Sieben Wochen nachdem ich ankam, gab es einen Kampf. Es war ein Angriff auf die Paramilitärs. Wir töteten sieben von ihnen. Sie töteten einen von uns. Danach mussten wir ihr Blut trinken, um unsere Angst zu besiegen. Nur wer Angst hatte, musste das tun. Ich hatte am meisten Angst von allen, denn ich war neu und ich war die jüngste.
"Adriana", rekrutiert von der kolumbianischen Guerilla FARC, war zum Zeitpunkt der beschriebenen Ereignisse zwölf Jahre alt
Etwa 300 000 Kindersoldaten gibt es nach Angaben der Unicef weltweit. Die Koalition zum Stopp des Einsatzes von Kindersoldaten ruft die Vereinten Nationen dringend zum Handeln auf. Morgen soll das Thema im UN-Sicherheitsrat in New York diskutiert werden.
Übrigens: Nach dem im Oktober von terre des hommes veröffentlichten Dokument Ehemalige Kindersoldaten als Flüchtlinge in Deutschland " haben ehemalige Kindersoldaten kaum eine Chance in Deutschland Asylrecht zu erhalten, da sie von der deutschen Rechtssprechung als "Fahnenflüchtige ohne politische Verfolgung" angesehen werden.