China strebt bis 2050 zur globalen Agrarmacht
Die Regierung in Beijing plant, bis 2050 zur globalen Agrarmacht zu werden. Doch der Weg ist steinig. Wie das Land dieses Ziel erreichen soll.
China will bis Mitte des Jahrhunderts zur globalen Agrarmacht aufsteigen – ein ehrgeiziges Vorhaben, denn bisher ist das Land davon noch weit entfernt. Bislang ist das Land der weltweit größte Importeur von Agrarprodukten. Um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, soll sich das ändern.
Chinas ehrgeiziger Plan zur Agrarmacht
Laut einem im April veröffentlichten Regierungsdokument will China bis 2033 einen Selbstversorgungsgrad von 92 Prozent bei Grundnahrungsmitteln wie Getreide und Bohnen erreichen. Das wäre eine deutliche Steigerung: In den Jahren 2021 bis 2023 lag der Anteil nur bei etwa 84 Prozent.
Um diese Ziele zu erreichen, muss China die landwirtschaftliche Produktivität durch den Einsatz von Technologien, einschließlich gentechnisch veränderter Pflanzen, deutlich steigern und die Anbauflächen ausweiten.
Begrenzte Ackerfläche als Herausforderung
Der Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen wird notwendig, weil die landwirtschaftliche Nutzfläche nicht beliebig ausgeweitet werden kann. Weltweit standen im Jahr 2021 rund 1,58 Milliarden Hektar Ackerfläche zur Verfügung, davon rund 164 Millionen Hektar in China.
Das sind zwar nur etwas mehr als acht Prozent der weltweiten Ackerfläche – das Land muss damit aber rund 20 Prozent der Weltbevölkerung ernähren. Erschwerend kommt hinzu, dass jährlich rund 400.000 Hektar durch Bebauung verloren gehen.
Pläne zur Reduzierung der Agrarimporte
In den kommenden zehn Jahren sollen die Maisimporte um 75 Prozent auf 6,8 Millionen Tonnen sinken, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Zahlen des chinesischen Landwirtschaftsministeriums. Die Weizenimporte sollen im gleichen Zeitraum um 60 Prozent auf 4,85 Millionen Tonnen sinken.
Bei Sojabohnen, dem größten Posten auf der Agrarimportrechnung, die im vergangenen Jahr 234 Milliarden Dollar betrug, rechnet Beijing mit einem Rückgang der Importe um 21 Prozent auf 78,7 Millionen Tonnen innerhalb eines Jahrzehnts.
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Auswirkungen auf globale Exporteure
Sollte es China gelingen, diesen Plan umzusetzen, hätte dies erhebliche Auswirkungen auf bisherige Exporteure wie die USA, Brasilien und Indonesien. Diese Länder haben in den vergangenen Jahren ihre landwirtschaftlichen Kapazitäten ausgebaut, um die Nachfrage in China befriedigen zu können.
Die Ziele Pekings stehen jedoch im Widerspruch zu den Trends der letzten zehn Jahre, was Zweifel aufkommen lässt. In diesem Zeitraum stiegen die Importe von Getreide und Ölsaaten um 87 Prozent. "Die Vorhersage, dass das Land in zehn Jahren weniger importieren wird als heute, erscheint fragwürdig", sagte Darin Friedrichs, Mitbegründer der in Shanghai ansässigen Sitonia Consulting, gegenüber Reuters.
Auch andere Analysten gehen davon aus, dass China seine Ziele nicht erreichen wird. Sie argumentieren aber vor allem mit dem Mangel an Land und Wasser. Daten der Weltbank aus dem Jahr 2021 zeigen, dass Chinas Ackerfläche pro Kopf weniger als ein Drittel der Fläche Brasiliens oder etwa ein Sechstel der Fläche der USA beträgt.
Handelskrieg mit den USA als Motivation
Die ehrgeizigen Pläne Pekings haben durch den sich verschärfenden Handelskrieg mit den USA neuen Auftrieb erhalten. Schließlich sind die USA Chinas zweitwichtigster Agrarlieferant. Doch die USA stehen nur stellvertretend für den westlichen Staatenblock, der zunehmend bereit ist, Hunger als Waffe gegen Unbotmäßigkeit einzusetzen.
Diese Haltung drückte sich zum Beispiel in den Worten von Anton Hofreiter (Grüne) aus. Laut Berliner Zeitung hatte er im Dezember 2022 gesagt: "Wenn uns ein Land Seltene Erden vorenthalten würde, könnten wir entgegnen: ‚Was wollt ihr eigentlich essen?‘".
Inländische Herausforderungen für Chinas Landwirtschaft
Die landwirtschaftliche Entwicklung Chinas wird auch durch verschiedene Faktoren erschwert, die nicht von außen kommen. Ein Großteil der Böden ist verseucht und ausgelaugt. Bei einer Untersuchung im Jahr 2014 stellten die chinesischen Behörden fest, dass 40 Prozent der Ackerflächen durch den übermäßigen Einsatz von Chemikalien und Schwermetallbelastungen geschädigt sind.
Aber auch die Natur macht der Entwicklung einen Strich durch die Rechnung, denn ein Großteil der Landesfläche besteht aus felsigen Gebirgen und Wüsten. Mit großem finanziellem Aufwand versucht Peking beispielsweise, wasserintensive Nutzpflanzen wie Reis in den Wüsten der Inneren Mongolei und Xinjiang anzubauen. Auch die Züchtung salztoleranter Pflanzen soll neue Flächen erschließen.
Dem steht allerdings die kleinbäuerliche Struktur der chinesischen Landwirtschaft entgegen. Laut Reuters ist die durchschnittliche Farm in China 0,65 Hektar groß. Zum Vergleich: In den USA liegt die durchschnittliche Betriebsgröße bei 180 Hektar. In Deutschland bewirtschaftete ein Agrarbetrieb im Jahr 2023 im Schnitt 65 Hektar.