Chinas Automobilindustrie erobert den Export

Seite 2: Wie der deutsche Steuerzahler die Entwicklung der thailändischen Automobilindustrie förderte

Thailand zählt heute zu den zehn wichtigsten Fertigungsstandorten der Automobilindustrie weltweit. Getrieben wurde die Entwicklung zu Beginn hauptsächlich von japanischen Automobilkonzernen.

Zeitweise hatte Toyota seine gesamte Pick-up-Fertigung nach Thailand verlagert. Deutsche Hersteller bedienten den Markt vielfach über eine CKD-Montage bei lokalen Partnern.

In den 1990er-Jahren startete dann der damals noch zu General Motors zählende Rüsselsheimer Fahrzeughersteller Opel in Rayong im sogenannten Eastern Seabord östlich von Bangkok eine Dublette des Opelwerks in Eisenach. Die dabei entstehenden Kosten haben die mageren Erträge der deutschen Tochter noch weiter dezimiert.

Das Werk war kurz vor der Jahrtausendwende fertig aufgebaut. Die deutsche Entwicklungshilfe beteiligte sich über das Thai German Institute vor Ort an der Ausbildung der für die Fertigung eingestellten Thai Mitarbeiter. Den Rüsselsheimern brachte das Werk jedoch kein Glück. Durch Umgruppierungen im General Motors Konzern wurde das Werk von Opel auf Chevrolet umgewidmet und die lokal produzierten Fahrzeuge erhielten eine neue Marke.

Mit dem Kauf der südkoreanischen Dewoo, deren Fahrzeuge dann ebenso auf Chevrolet umgelabelt wurden, erhoffte sich der US-Konzern eine weitere Reduktion der Fertigungskosten und wickelte in Rayong nur noch Auftragsfertigung für Dritte ab. Da war es letztlich nur konsequent das Werk komplett abzustoßen.

Nachdem man zuvor schon mit der chinesischen Great Wall Motor über die letztlich gescheiterte Übernahme eines Werks in Indien verhandelt hatte, wurde man in Rayong handelseinig. Und so werden in Rayong statt Opel jetzt Fahrzeuge des GWM-Konzerns produziert.

Unter den örtlichen Zulieferern finden sich zahlreiche lokale Werke deutscher Autoteilehersteller, die den südostasiatischen Markt schon von Jahren erkannt haben. Dass sich die deutschen TÜVs in der Region auch niedergelassen haben, wundert nur wenig.

Deutsche Automobilzulieferer profitieren vom chinesischen E-Mobil-Boom

Während die Automobilzulieferer in Deutschland von den Automobilherstellern immer stärker unter Druck gesetzt werden und nur noch geringe Margen erzielen können, leben sie derzeit in China geradezu auf.

Der chinesische Markt, der in den 1990er-Jahren noch vorwiegend große Fahrzeuge nachgefragt hatte, die für den Einsatz mit Chauffeuren ausgelegt waren, nimmt heute mit der Massenmotorisierung viele Kompaktfahrzeuge auf. Damit explodieren die Stückzahlen geradezu.

Dies erfreut die deutschen Zulieferer. ZF, Bosch und die aus Continental hervorgegangen Vitesco zieht es immer stärker nach China, meldete das Handelsblatt dieser Tage.

Da sich die Fertigung in Deutschland zunehmend auf weniger, dafür teurerer Fahrzeuge konzentriert, sinkt die Auslastung in Deutschland. Sollte das Dienstwagenprivileg in Deutschland wegfallen, werden auch die Stückzahlen im Luxussegment fallen. Da erscheint eine Produktion in China, wo man die aufstrebenden lokalen Autobauer beliefern kann, geradezu als Erlösung.

Dass man die in China erwirtschafteten Gewinne nicht so einfach aus dem Land schaffen kann, erscheint bei dem boomenden Markt durchaus verschmerzbar. Bei den im Automotive-Bereich benötigten Chips, die keine Hardware-Rekorde brechen, sondern mit der zugehörigen Software sicher arbeiten müssen, ist auch die deutsche Automobilindustrie stark von China abhängig.

Daran ändern auch die mit massiven staatlichen Subventionen geförderten neuen Chip-Fabriken in Dresden und Leipzig nichts.

Vorzeichen

Die Entwicklung im chinesischen Autobau war in ihrer aktuellen Entwicklung durchaus absehbar und folgt der Geschichte, welche sich bei den Schienenfahrzeugen in den letzten Jahren schon gezeigt hat.

Zuerst wurden fertige Züge beispielsweise bei Siemens eingekauft, dann wurden sie in verschiedenen Joint Ventures in China gebaut. Nachdem die jeweiligen chinesischen Partner genug gelernt hatten, wurden sie zu einem marktbeherrschenden Konzern unter staatlicher Führung fusioniert.

Inzwischen darf Siemens Mobility einstweilen noch Komponenten liefern, ist bei der Entwicklung und Produktion der Hochgeschwindigkeitszüge jedoch außen vor.

Die Leistungen der chinesischen Eisenbahnindustrie durfte kürzlich auch die deutsche Außenministerin bewundern, welche die Volksrepublik China ja gerne wirtschaftlich einhegen würde. In China gilt das gute Vorbild mehr als alle Argumente.