Chinesisch-russische Mondbasis schon in fünf Jahren?
Seite 2: USA schließen China aus und sanktionieren Russland
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Das russische Raketenprogramm unterliegt ebenfalls US-Sanktionen. Deshalb ist man in Moskau wohl dabei, sich umzuorientieren. Der Direktor des staatlichen russischen Raumfahrtunternehmens Roscosmos, General Dmitry Rogozin hat kürzlich öffentlich erwogen, die Zusammenarbeit mit der EU und den USA bei der ISS 2025 – nach Auslaufen des derzeitigen Vertrages – zu beenden, wenn die USA die Sanktionen gegen die russische Raumfahrt nicht aufheben.
Und Russland bereitet sich offensichtlich auch ganz praktisch auf die strategische Neuausrichtung seiner Raumfahrtprojekte vor: Im Sommer 2021 haben zwei Kosmonauten die Pir, ein russisches Segment der ISS während einer 6,5-stündigen Schicht im Weltall (vulgo Weltraum-"Spaziergang") abmontiert, damit es kontrolliert zur Erde stürzen konnte.
Kurz darauf wurde Pir durch das Forschungsmodul Nauka (russisch für Wissenschaft) ersetzt, das aber ebenfalls über eine multifunktionale Andockstation verfügt. Diese Vorarbeiten beweisen, dass die schon seit 2015 bestehenden Überlegungen Moskaus, nach der Mir wieder eine eigene Raumstation zu betreiben, überaus realistisch sind. Man ist schon vor Ort, und eine Raumstation in der Erdumlaufbahn könnte für Flüge zum Mond von unschätzbarem Nutzen sein.
Der von Peking avisierte Zeitplan mag ambitioniert erscheinen und natürlich ist es nicht sicher, dass das hohe Tempo gehalten werden kann. Andererseits sollte man die chinesische Raumfahrt nicht unterschätzen: 55 der weltweit 145 Raketenstarts in 2021 gingen auf das Konto Chinas, 51 führten die USA durch. In den letzten 33 Monaten bis Ende 2021 hat das staatliche chinesische Raumfahrtunternehmen CASC stolze 100 Raketenstarts absolviert. Das ist alle zehn Tage einer.
Darunter waren auch viele herausragende Missionen wie der Start des Kernmoduls der Tianhe Raumstation, bemannte Shenzhou Missionen, um TaikonautInnen dorthin zu bringen, der Start des Mondrovers Chang'e-5, der Mondgestein zur Erde zurückgebracht hat sowie der Mars-Satellit Tianwen-1.
Und auch für 2022 sind mehr als 40 Raketenstarts geplant. In Arbeit ist zudem eine noch leistungsfähigere Variante des Modells Langer Marsch 5. Bei den besonders schubstarken Feststoffraketen hält China mittlerweile den Weltrekord.
KI soll chinesische Taikonauten ersetzen
Interessant ist der Blick auf die unterschiedlichen Herangehensweisen der drei großen raumfahrenden Nationen bei der Mondforschung und -erschließung, die sich nicht nur auf die Frage der Bemannung beschränkt.
Um den aus der Artemis-Initiative erwachsenden Ansprüchen der USA etwas entgegenzusetzen, plant Peking eine große, aber mobile Mondstation. Sie soll in der Lage sein, bis zu 1.000 km weit herumzufahren, wobei künstliche Intelligenz die Kosmo- und TaikonautInnen auf absehbare Zeit ersetzen soll.
Anders als die USA plant China, der Auffindung und Erkundung von Höhlen und Hohlräumen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Diese könnten als natürliche Schutzräume für zukünftige BewohnerInnen dienen, denn anders als die Erde ist die Mondoberfläche durch kein Magnetfeld vor der Strahlung im Weltall geschützt.
Frühere Chang'e Missionen haben schon mehr als zehn Löcher identifiziert, die möglicherweise zu vulkanisch entstandenen, unterirdischen Hohlräumen führen könnten.
Um schließlich doch die Landung von Menschen vorzubereiten, plant Peking vorher ein unbemanntes Mini-Atomkraftwerk mit einer Leistung von einem Megawatt auf der Mondoberfläche abzusetzen. An diesem Projekt wird bereits gearbeitet.
Denn eine sichere Energieversorgung stellt eine wichtige Voraussetzung für längere Aufenthalte von Menschen auf dem Erdtrabanten dar. In Peking hofft man, bis 2050 eine Führungsposition bei der Erforschung und Erschließung des Mondes aufbauen zu können. Da wird Moskau mit seiner langen und erfolgreichen Weltraumtradition sicher nicht hintenan stehen wollen.