Chipkrise bei Intel: Magdeburger Fabrikbau um zwei Jahre verschoben
Intel verschiebt Mega-Fabrik in Magdeburg um Jahre. Der Chiphersteller kämpft mit Verlusten und Sparzwängen. In der Ampel tobt nun ein Streit um die Subventionen.
Der Chiphersteller Intel hat angekündigt, den geplanten Bau einer hochmodernen Fabrik in Magdeburg um mindestens zwei Jahre zu verschieben. Das sagte Firmenchef Pat Gelsinger am Montag.
Intel hatte den Bau von zunächst zwei Chipfabriken in Sachsen-Anhalt angekündigt. Das Investitionsvolumen wurde auf rund 30 Milliarden Euro beziffert. Die Bundesregierung hatte dafür Staatshilfen von fast zehn Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Der erste Spatenstich war noch für dieses Jahr geplant. Rund 3.000 neue Arbeitsplätze sollten entstehen.
Doch nun legt Intel das Projekt auf Eis. Der Konzern kämpft derzeit mit Verlusten und hat ein massives Sparprogramm aufgelegt. Allein im vergangenen Quartal machte Intel einen Milliardenverlust. Analysten rechnen mit weiteren roten Zahlen. Gelsinger kündigte deshalb laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) Anfang August den Abbau von rund 15.000 Stellen an, etwa 15 Prozent der Belegschaft. Insgesamt will er mehr als zehn Milliarden Dollar einsparen.
Auch die Pläne für eine Fabrik in Polen werden vorerst auf Eis gelegt. Gleichzeitig bekräftigte Intel aber Investitionen in neue Fabriken in den USA. Zudem entwickelt der Konzern gemeinsam mit Amazon neue Chips für Cloud-Anwendungen.
Streit in der Ampel um Verwendung der Intel-Subventionen
Die Ankündigung von Intel hat sofort zu einem Streit innerhalb der Ampelkoalition geführt. Es geht um die Frage, was mit den nicht abgerufenen Fördermitteln geschehen soll.
Finanzminister Christian Lindner (FDP) meint, dass die für Intel vorgesehenen Mittel nun zum Stopfen von Haushaltslöchern verwendet werden sollten. "Alle nicht für #Intel benötigten Mittel müssen zur Reduzierung offener Finanzfragen im Bundeshaushalt reserviert werden. Alles andere wäre keine verantwortungsbewusste Politik", schrieb Lindner auf der Plattform X. "Alles andere wäre keine verantwortungsbewusste Politik."
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) widersprach. Er erklärte, man werde gemeinsam beraten, "wie wir mit nicht genutzten Mitteln sinnvoll und sorgsam umgehen und sie zum Wohle des Landes einsetzen". Aus dem Wirtschaftsministerium hieß es, die Mittel seien für den Klima- und Transformationsfonds (KTF) vorgesehen und stünden dem regulären Haushalt nicht zur Verfügung. Doch auch im KTF klafft ein Milliardenloch.
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Intel dominierte einst die Chipindustrie, fiel dann aber zurück. Ausschlaggebend war, dass sich bei Smartphones sparsamere Prozessoren anderer Hersteller durchsetzten. Konzernchef Gelsinger will jetzt mit modernsten Produktionstechniken und als Auftragsfertiger für andere Chipentwickler gegen Konkurrenten wie TSMC aus Taiwan bestehen. Die Werke in Magdeburg und Polen sind Teil dieser Strategie.
Ob und wann Intel das Magdeburger Projekt wieder aufgreift, bleibt abzuwarten. Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) sieht in der Verzögerung keine Absage: "Intel hält, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung, an dem Projekt fest. Das ist für uns alle eine wichtige Nachricht", sagte Schulze.