Clinton über Julian Assange: "Können wir den Kerl nicht einfach 'drohnen'"?
US-Wahlkampf mit E-Mails, Steuern, alten Softpornos und Gary Johnson
Dem Portal True Pundit zufolge, das sich auf eine anonyme Quelle beruft, fragte Hillary Clinton bei einem Brainstorming zum Umgang mit der Wikileaks zugespielten US-Diplomatenpost 2010, ob man Julian Assange nicht einfach "drohnen" könne? Der Quelle zufolge lachten die anderen Teilnehmer auf diese Bemerkung hin erst, verstummten dann aber, weil die damalige Außenministerin angespannt und aufgebracht anfügte, immerhin sei Assange ja ein "relativ weiches Ziel", das sich frei bewege und den USA eine lange Nase drehe, ohne Schaden befürchten zu müssen.
Unmittelbar nach dem Treffen soll Clintons damalige Chefplanerin Ann-Marie Slaughter [sic] an die Außenministerin, ihre Stabschefin Cheryl Mills, ihre stellvertretende Stabschefin Huma Abebin und ihren Berater Jacob Sullivan eine E-Mail mit dem Betreff "An SP memo on possible legal and nonlegal [Hervorhebung TP] strategies re Wikileaks" versendet haben, der ein Dokument mit dem Namen "SP Wikileaks doc final11.23.10.docx" beilag. Diese Email und das Word-Dokument sollen zu den gelöschten Daten gehören, die das FBI bislang noch nicht wiederherstellen konnte.
Bislang haben sich weder Slaughter noch Mills, Abedin oder Sullivan zu den Vorwürfen geäußert. Auch von der ehemaligen Außenministerin selbst gibt es noch keine Stellungnahme dazu. Ihr Sprecher Robby Mook weigerte sich gestern, einen Kommentar abzugeben, dementierte den Vorwurf aber nicht, sondern wich aus.
[Update: Inzwischen sagte Clinton auf die Vorwürde hin, sie könne sich nicht erinnern, das gesagt zu haben - und wenn sie es gesagt habe, dann sei es ein Scherz gewesen.]
Dass Clinton extralegale Tötungen nicht unbedingt als großes ethisches Problem ansieht, zeigte ihre Reaktion auf die anale Pfählung des ehemaligen libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi nach einem CBS-Interview: Offenbar in dem Glauben, dass die Kamera nicht mehr lief, meinte sie kichernd: "We came. We saw. He died."
Trump: Steuern und ein Softsexfilm
Während Clinton früher Politikerin war, war ihr Konkurrent Donald Trump Geschäftsmann. Dem entsprechend liegen seine potenziellen Leichen im Keller eher im Bereich des Finanziellen. Der New York Times wurden dazu drei Steuerdokumente von 1995 zugespielt, die die Möglichkeit nahe legen, dass Trump Mitte der 1990er so große Verluste erwirtschaftete, dass er danach18 Jahre lang legal keine Bundeseinkommenssteuern gezahlt hat. Ob das tatsächlich so ist, lässt sich nicht nachprüfen, weil Trumps Rechtsanwälte ihm nach eigenen Angaben geraten haben, seine Steuerunterlagen bis zum Abschluss einer Steuerprüfung nicht öffentlich zu machen. Medienkritikern fiel aber auf, dass auch die New York Times 2014 keine Steuern zahlte - und Clinton-Kritikern, dass auch die Ex-Präsidentengattin das Instrument des steuerlichen Verlustübertrags nutzt
Als Geschäftsmann handelte Trump nicht nur mit Immobilien, sondern auch mit sich als Marke. Diese Marke sieht er für so wichtig an, dass er sie - je nachdem, wie wertvoll er sich gerade fühlt - mit einem beträchtlichen Anteil in seine Vermögensangaben mit einfließen lässt. Weil Trump aber nicht der einzige ist, der seinen Namen und sein Image für wertvoll hält, wird er immer wieder für Unternehmungen außerhalb des Immobiliengeschäfts engagiert - zum Beispiel für die Reality-Show The Apprentice. Buzzfeed zufolge trat er vor 16 Jahren auch in einem Playboy-Centerfold-Video mit den Bernaola-Zwillingen auf - allerdings spritzt die Figur, die er sein könnte, in der sehr kurzen Szene lediglich eine Playboy-Limousine mit Sekt ab und sagt: "Beauty is beauty, and let’s see what happens with New York".
Auch aus einer anderen Veranstaltung Trumps mit schönen Frauen versucht die Clinton-Kampagne derzeit Kapital zu schlagen: In der ersten Fernsehdebatte warf die Kandidatin ihrem Konkurrenten vor, Alicia Machado, eine ehemalige Miss Universe, als übergewichtig kritisiert zu haben. Seitdem gibt Machado Interviews zu diesem "fat-shaming" - und Trump verriet den Medien via Twitter, das ein Video von Machado existiert, das sie in einer Reality-TV-Infrarotaufnahme beim Geschlechtsverkehr zeigt.
Die Fernsehdebatte zwischen den Vizepräsidentschaftskandidaten, die heute Nacht stattfindet erregt dagegen kaum Aufmerksamkeit, weil die Kandidaten Tim Kaine und Mike Pence bislang so farblos agierten, dass niemand ernsthaft erwartet dass einer der beiden etwas überraschendes sagt. Anders bei William Weld, dem Vizepräsidentschaftskandidaten der Libertarian Party: Auf die Frage eines MSNBC-Reporters, ob der libertäre Präsidentschaftskandidat Gary Johnson qualifizierter für das Präsidentenamt sei als Hillary Clinton, antwortete der ehemalige Gouverneur von Massachusetts am Freitag, er sei sich nicht sicher, ob irgendjemand qualifizierter ist als sie, aber darauf komme es auch nicht an, sondern darauf, dass Johnson für einen ausgeglichenen Haushalt sorgen werde.
Libertärer Kandidat Johnson in New Mexico bei 24 Prozent
Johnson selbst meinte auf die letzte Woche allen Kandidaten gestellte Frage, welchen ausländischen Politiker sie als Vorbild ansehen würden, nach einer längeren Denkpause auf Twitter, er habe jetzt fast 24 Stunden überlegt, und ihm sei immer noch kein ausländischer Politiker eingefallen, zu dem er aufsehen würde. Das kam bei vielen Amerikanern anscheinend besser an als Angela Merkel, die auf diese Frage hin sowohl von Hillary Clinton als auch von Donald Trump genannt wurde - von letzterem allerdings mit der Einschränkung, das gelte nur für die Zeit bis zur Änderung ihrer Migrationspolitik im letzten Jahr.
In jedem Fall liegt der von der Chicago Tribune und mehreren anderen traditionell republikanischen Zeitungen empfohlene Libertäre inzwischen im Bundesstaat New Mexico in einer neuen Umfrage bei stolzen 24 Prozent - obwohl (oder vielleicht auch gerade weil) er auf die Reporterfrage, was er wegen Aleppo unternehmen würde, erst einmal nachfragte: "What is Aleppo?", bevor er nach einem Hinweis auf Syrien meinte, er würde hier mit Russland zusammenarbeiten.
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