Computerspiel mit Hirnströmen steuern
Therapie für ADHS-Kinder - Selbstheilung mit der Maus
Ein paar Drähte am Kopf, ein bisschen Konzentration und schon bringen Kinder eine Maus beim Stabhochsprung zum Springen. Diese Therapie soll Kindern mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Störung helfen, sich besser konzentrieren zu können.
In der Regel werden Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Störung (ADHS) mit Medikamenten behandelt. Führend auf diesem Markt ist die Therapie mit Ritalin, um Kinder mit einer zu niedrigen Erregbarkeitsspanne wieder zu beruhigen (Kampf gegen legale Drogen vor Gericht). Denn mit der Zappeligkeit und unkontrollierbaren Zornausbrüchen können weder Eltern noch Lehrer umgehen. Lerndefizite und soziale Ausgrenzung sind vielmals die Folge. Oft scheint es kaum mehr einen anderen Ausweg zu geben, als die Kinder medikamentös ruhig zu stellen.
Auch viele Ärzte halten diese inzwischen umstrittene Therapieform in sehr vielen Fällen für angezeigt, was sich in steigenden Verbrauchszahlen messen lässt. So werden Jahr für Jahr mehr Medikamente für angebliche ADHS-Kinder verschrieben. Problematisch an dieser medikamentösen Therapieform ist unter anderem, dass dadurch oft keine Motivation zur Verhaltensänderung bei den Kindern und Eltern entsteht. Abgesehen von den Nebenwirkungen von Psychopharmaka und ihrem Suchtpotenzial ist sicher auch die Botschaft an die Kinder problematisch, dass Medikamente eine Lösungsmöglichkeit bei emotionalen Problemen darstellen können. Eine Verabreichung des Medikamentes, das unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, darf auch nicht ohne weitere Therapiemaßnahmen erfolgen. Neuerdings wurden auch Vermutungen laut, ob Ritalin nicht der Parkinsonerkrankung Vorschub leiste.
Laut Bundesgesundheitsministerium hat sich der Verbrauch von Ritalin und vergleichbaren Präparaten seit 1994 etwa verzehnfacht. Von 1997 bis 2000 sei er [...] um etwa 270 Prozent gestiegen.
Verband für neuro-linguistische Verfahren in Bildung und Erziehung (NLPäd)
ADHS-Kinder im Alter von sieben bis dreizehn Jahren sollen nun aber auch durch ein Computerspiel lernen können, ihre Gehirnströme zu kontrollieren, um sich selbst besser konzentrieren zu können. Die Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Göttingen hat ein Computerspiel entwickelt, bei dem der bekannten Maus aus dem Kinderfernsehprogramm beim Stabhochsprung geholfen, ein Luftballon aufgeblasen oder der Elefant beim Tandemfahren unterstützt wird. Gesteuert wird das Computerspiel "Göttinger Feedback" (GÖFI) von den Kindern über eine Veränderung der elektrischen Hirnaktivität. Durch ein so genanntes Brain-Computer-Interface werden die Daten aus dem EEG ausgewertet - und schon schafft die Maus den Sprung einzig und allein durch Gedankenkraft. Die über Feedback veränderten kortikalen Hirnpotenziale sind für die Aufmerksamkeitszuwendung und die Mobilisierung von Bewegungen, Gefühlen und Gedanken zuständig.
Die Göttinger Psychologen erhoffen sich von einem solchen Neurofeedback-Trainingsprogramm, dass die Kindern lernen, eine Veränderung der Hirnaktivität selbst herbei zuführen. Notwendig sind mindestens 20 Trainingseinheiten von jeweils einer Stunde, um die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern. Durch die Verbesserung der Selbststeuerungsfähigkeiten wird erwartet, dass sich auch andere Auffälligkeiten der Kinder abbauen und dass die Kinder lernen, mit "Zappelphilipp- und Tourette-Situationen" eigenständig umzugehen. Vielen Eltern, die eine medikamentöse Behandlung ablehnen, wird diese spielerische Therapiemöglichkeit entgegen kommen, aber auch in den Fällen, in denen Medikamente nichts ausrichten, erscheint es den Wissenschaftlern zweckmäßig, nach alternativen Behandlungsformen zu forschen. In Göttingen plant man daher, eine Evaluationsstudie in Kooperation mit niedergelassenen Ärzten durchzuführen. In den USA sind Neuro-Feedback-Übungen wie mit dem Ende 2000 vorgestellten Aufmerksamkeitstrainer, der durch Computerspiele mit Biofeedback die zerstreuten Medienkinder wieder zur Ruhe und Konzentration verhelfen soll (Der Aufmerksamkeitstrainer), bereits verbreitet, aber es gibt noch keine Studien über deren Wirksamkeit.