Corona: "Die Starken werden stärker, die Schwachen schwächer"
Nach Gaststätten und Hotels kämpfen nun auch Skihersteller mit Schwierigkeiten
Bislang haben die Corona-Pandemie und die dagegen ergriffenen staatlichen Maßnahmen vor allem Gaststätten, Hotels, Veranstalter und die Luftfahrtbranche in finanzielle Schieflagen gebracht. Mit dem zweiten Lockdown geraten nun auch andere Dienstleister und sogar Produzenten in Schwierigkeiten. Das betrifft unter anderem den Skisport, dessen Umfeld mit seinen Feiern im Tiroler Ischgl im März in bedeutendem Umfang zur Ausbreitung der Sars-CoV-2-Viren beitrug.
Italienische Regierung will EU-weites Skiverbot bis Ende Januar
Wegen dieser Rolle der Skiurlauber will die italienische Regierung einem Bericht der Repubblica nach auf EU-Ebene erwirken, dass die Skipisten erst Ende Januar 2021 geöffnet werden, wenn Impfstoffe zur Verfügung stehen (vgl. Italien will ab Januar massenimpfen).
Das kommt nicht nur in den italienischen Regionen mit Skigebieten nicht gut an (wo man über eine Strafe für die Wahl der Lega als eigentlichen Hintergrund des Vorhabens spekuliert), sondern auch in Nord- und Osttirol, wo Landeshauptmann Günther Platter von der Volkspartei für ein "Aufsperren" im Dezember wirbt. Ob die österreichische Bundesregierung das Aufsperren überhaupt erlaubt, hängt Platters Worten nach aber davon ab, "welche Wirkung der [aktuell gültige] harte Lockdown zeigt" und "wie sich die Zahlen entwickeln".
Kurzarbeit bei Blizzard
Unter der Unsicherheit, die deshalb herrscht, leiden jetzt auch Skihersteller wie Blizzard. Das im österreichischen Bundesland Salzburg heimische Unternehmen, das der italienischen Tecnica-Gruppe gehört, will seine Mitarbeiter ab Anfang Dezember in den Urlaub und anschließend in die Kurzarbeit schicken, wie Geschäftsführer Helmut Exenberger gestern bekannt gab. Anlass dafür ist ihm zufolge ein Nachfragerückgang von etwa 400.000 Paar Ski 2019 auf nur mehr 300.000 im laufenden Jahr.
Besser als die italienischen Tecnica-Investoren scheinen es die Chinesen von der Anta-Gruppe erwischt zu haben: Ihnen gehört über den Umweg der finnischen Amer-Gruppe der ebenfalls in Salzburgs ansässige Skihersteller Atomic. Der verzeichnet bislang kein Minus von 25, sondern nur von 15 Prozent. Hier waren die Umsatzrückgänge in Europa und in Japan sehr viel stärker ausgeprägt als in Nordamerika, wo man dem Amer-Manager Michael Schineis nach "fast das Vorjahresniveau" halten konnte.
Rossignol: nichtalpiner Bereich kann Minus nicht ausgleichen
Als Ursache für den Umsatzrückgang in Europa nennt Schineis auch Probleme mit dem Verleihgeschäft, das umso mehr an Bedeutung gewann, je weniger Lagerplatz Wintersportlern in teuren Großstädten mit ausgebauten Dachgeschossen zur Verfügung stand. Weil Wintersportler dort nicht wissen, ob und wann sie in diesem Winter ins Ausland oder überhaupt in Skigebiete dürfen, bieten manche Verleiher Geld-zurück-Garantien an: Je später die Skisaison anfängt, desto mehr Geld gibt es zurück.
Nicht nur zwischen den Kontinenten, auch zwischen den Skisportarten gibt es große Unterschiede: Während Christoph Bronder vom Straubinger Skihersteller Völkl (der zusammen mit seiner Marke K2 der amerikanischen Beteiligungsgesellschaft Kohlberg & Company gehört) im Alpinbereich mit einem Gesamtmarktjahresminus zwischen einem Fünftel und einem Viertel rechnet, geht er in den Bereichen Tourenski (ebenso wie Schineis) von einer steigenden Nachfrage aus.
Während Schineis eher unscharf von einem "zweistelligen Zuwachs" bei Tourenski-Hardware spricht, nennt Hilmar Bolle, der Deutschlandmanager des französischen Traditionsherstellers Rossignol, einen möglichen Zuwachs von bis zu 30 Prozent. Weil die Umsätze hier viel kleiner sind, reicht das ihm zufolge aber nicht, um das zwanzigprozentige Minus auszugleichen, dass Rossignol im Alpinbereich erwartet.
Bronder rechnet auch bei den Nordischen Skisportarten einen Zuwachs - und einen steigenden Marktanteil von Völkl und K2: "Starke Marken", so der gebürtige Recklinghausener, "wird das sehr viel weniger treffen": "Die Starken werden stärker, die Schwachen schwächer."
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