Corona, Grippe und Co.: Abwasser-Überwachung als Pandemie-Frühwarnsystem bleibt

Symbolbild: Gullydeckel

Die Wahrheit unter dem Gullydeckel: Im Abwasser lassen sich gefährliche Trends frühzeitig ablesen. Symbolbild: Andreas Gramer / Pixabay Licence

Finanzierung gesichert: Proben aus Kläranlagen bilden Verbreitung von Corona, Grippe und Co. ohne Personen-Tests ab. Die Maßnahme stand auf der Kippe.

Die Überwachung von Corona-, Grippe- und RS-Viren im Abwasser soll in Deutschland trotz der vorläufigen Haushaltsführung im Jahr 2025 weitergehen. "Das Abwassermonitoring wird fortgesetzt", teilte am Mittwoch ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) laut einem Bericht des Deutschen Ärzteblatts mit.

Die Anschlussfinanzierung wird demnach durch das BMG und das Bundesumweltministerium (BMUV) in Kooperation mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) und dem Umweltbundesamt (UBA) sichergestellt.

Abwasser-Monitoring zur Pandemie-Lagebewertung eingeführt

Das Monitoring war während der Corona-Infektionswellen im Zuge des Projekts Amelag (Abwassermonitoring für die epidemiologische Lagebewertung) von RKI und Umweltbundesamt ins Leben gerufen worden.

Amelag läuft jedoch zum 31. Dezember 2024 aus. Von den Fördermitteln in Höhe von 27 Millionen Euro sind nach Angaben des RKI bisher rund 23 bis 24 Millionen Euro verbraucht worden.

Abwasserproben wurden bislang aus mehr als 160 Kläranlagen in allen Bundesländern entnommen. So werde ein Drittel der Bevölkerung abgedeckt, hatte das RKI im Sommer berichtet. In den Wochenberichten der Arbeitsgemeinschaft Influenza am RKI zu akuten respiratorischen Erkrankungen werden bisher Abwasserdaten zum Coronavirus und seit einigen Wochen auch zu Influenza-Viren dargestellt.

Die Maßnahme gilt als Frühwarnsystem: Infektionsgeschehen wie Corona-Wellen sollen so unabhängig von der Zahl getesteter Personen wahrgenommen und dokumentiert werden.

Lauterbach-Ministerium bangte um Finanzierung

Die geplante Anschlussfinanzierung hatte das Bundesgesundheitsministerium unter Karl Lauterbach (SPD) nach RKI-Angaben ins parlamentarische Haushaltsverfahren eingebracht. Doch durch den Bruch der Ampel-Koalition stand sie zunächst auf der Kippe, denn es war davon auszugehen, dass das Verfahren in diesem Jahr nicht mehr zu einem Abschluss kommen werde.

Eine Petition zur Sicherung der Finanzierung des Abwassermonitorings hatten in den vergangenen Wochen nur rund 1.300 Menschen unterzeichnet. Auch vor dem Hintergrund der Ausbreitung des hochpathogenen Vogelgrippevirus H5N1 gelte es, das Monitoring als Frühwarnsystem bundesweit sicherzustellen, heißt es zur Begründung.

Corona, Grippe, RSV: Nachweis über Fäkalien und Speichel

Nach BMG-Angaben ist für die nachhaltige Finanzierung für respiratorische Erreger wie Covid-19, Influenza und RSV auf Bundesebene mit jährlichen Kosten von rund fünf Millionen Euro zu rechnen. Eine Mitverantwortung liege bei den Ländern und Kommunen.

Der Bund sei für die Überwachung und damit vor allem für die Analyse, Bewertung und Veröffentlichung der Daten auf Bundesebene zuständig.

Auch Antibiotika-Resistenzen nehmen zu

Nach RKI-Angaben wird ergänzend erforscht, wie das Abwassermonitoring zur Überwachung antimikrobieller Resistenzen sowie weiterer Erreger im Abwasser genutzt werden kann. "Hierfür sind zusätzliche Mittel notwendig, die im Rahmen des Haushaltsaufstellungsverfahrens 2025 von einer zukünftigen Regierung verhandelt werden müssen", hieß es von Seiten des RKI. Dies verlange unter anderem auch die Europäische Kommunal-Abwasserrichtlinie ab 2028.

Keime, die gegen verschiedene Antibiotika resistent sind, gelten weltweit als zunehmendes Problem, unter anderem ausgelöst durch den Einsatz von Reserve-Antibiotika in der Massentierhaltung. Diese Keime können beispielsweise schwere Blutvergiftungen auslösen, die nur durch Amputationen oder gar nicht mehr gestoppt werden können.

Krankheitserreger oder Bestandteile davon können über Kot, Urin und Speichel ins Abwasser gelangen. Die Daten erlauben somit Rückschlüsse zum Trend der Infektionsdynamik und gelten als wichtige Ergänzung zu anderen Überwachungssystemen.

Allerdings kann zum Beispiel die Krankheitsschwere nicht abgebildet werden. RKI-Experten räumten auch ein, aus den Daten keine präzisen Rückschlüsse auf die Inzidenz, Prävalenz oder Untererfassung ziehen zu können.

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