Corona-Krise: 73 Prozent der Afro-Amerikaner halten Trump für "gefährlichste Bedrohung"
"Im ersten Stock leben die Weißen, im Erdgeschoss die Schwarzen." Georgia meldet, dass in den Krankenhäusern 80 Prozent der COVID-19-Fälle Schwarze sind
Von den schwarzen Wählern kann sich Trump bestenfalls erhoffen, dass sie nicht wählen gehen und nicht für Joe Biden stimmen. Dessen Vorsprung bei den Umfragen sieht aktuell so aus: 50 Prozent der Wähler sind für Biden und nur 39 Prozent für Trump.
Bis zur Präsidentschaftswahl Anfang November ist noch Zeit. Trumps Team wird angesichts seines Wahlsieges 2016, den die meisten Umfragen nicht voraussahen, nach außen wenig Schwierigkeiten haben, den Biden-Poll-Vorsprung rhetorisch auszudünnen. Intern wird die Bewertung eine andere sein, da wird mobilisiert.
Anfang März hieß es, dass Trumps Team mehr Geld und Mittel als republikanische Präsidentschaftskandidaten zuvor in ihre Kampagne für schwarze Wählerstimmen steckt. Andocken könnte man am Konservatismus unter Afro-Amerikanern, von dem öfter die Rede ist. Dann schlug das Virus richtig zu.
Es traf Schwarze und Weiße, aber die Schwarzen überproportional mehr und schlimmer. Die Corona-Krise legte ein Grundgerüst offen, so der US-Schriftsteller Ta-Nehesi Coates: "Im ersten Stock leben die Weißen, im Erdgeschoss die Schwarzen."
Ob die gegenwärtige Pandemie oder Naturkatastrophen und die Finanzkrise zuvor, wer die Geschichte der USA kenne, für den sei es keine Überraschung, dass es die Schwarzen mit größerer Härte trifft - besonders unter einem Präsidenten, der sich als Birther hervortue und White Supremacy unterstützt, so Ta-Nehesi Coates, der auch die Texte für Captain America schreibt, worin die Trump-Gegenwart und der neue rechte US-Patriotismus beängstigend und düster wiedergespiegelt wird.
Überproportionaler Anteil an Covid-19-Todesfällen
73 Prozent der Afro-Amerikaner stimmten der Äußerung zu, dass sich Trump als "gefährlichste einzelne Bedrohung für die Afro-Amerikaner" erwiesen habe, da er beim Schutz gegen Covid-19 versagt habe. Dass das Virus diese Gemeinschaft besonders getroffen habe, sei ihm so gut wie egal gewesen - "lack of concern" - so der Vorwurf, der in der Fragestellung der NAACP-Umfrage steckt.
Die Bürgerrechtsorganisation (National Association for the Advancement of Colored People, NAACP) mit langer Vergangenheit und einigem Einfluss breitet in ihrer Umfrage noch einige Ergebnisse mehr aus , die es eher unwahrscheinlich machen, dass sich Trump von schwarzen Wählern etwas erhoffen kann: 80 Prozent der Afro-Amerikaner sind der Auffassung, dass der US-Präsident während der Pandemie eine ärmliche Arbeit geleistet hat.
Die Grundgesamtheit der Umfrage ist nicht groß - es wurden knapp über 600 Personen befragt - auch ist die Fragestellung wie im erstgenannten Beispiel "rhetorisch", allerdings gibt es demgegenüber eine Menge an großen Zahlen, die unterlegen, dass Sars-CoV-2 die Schwarzen in den USA überproportional getroffen hat.
Die black communities haben einen überproportionalen Anteil an den Toten im Zusammenhang mit Covid-19-Todesfällen, berichtete CNN Anfang Mai über eine Studie. Schwarzen US-Bürger würden laut US Census Bureau etwa 13,4 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, aber in Counties, wo die schwarze Bevölkerung den größeren Anteil stellt, gebe es mehr als die Hälfte der Infizierten und fast 60 Prozent der Todesfälle.
Aus dem Bundesstaat Georgia melden Forscher aktuell, dass in Krankenhäusern von 305 Covid-19-Patienten 247 schwarz waren,mehr als 80 Prozent. Es gibt Zahlen aus vielen Bundesstaaten, wie etwa in National Geographic nachzulesen, die untermauern, dass Afro-Amerikaner überproportional von der Pandemie und ihren Auswirkungen getroffen wurden. Das zeigte sich schon Mitte April sehr deutlich.
Außer der schlechten medizinischen Versorgung, den Lebensbedingungen in bestimmten Wohnvierteln und Vorerkrankungen wie Diabetes und Übergewicht (ähnlich wie in den französischen Vorstädten) setzen ihre Jobs viele Afro-Amerikaner einem deutlich höheren Ansteckungs-Risiko aus. Und, wie sich augenblicklich wieder zeigt, auch einem höheren Risiko der Arbeitslosigkeit, was in vielen Fällen auch bedeutet, dass die Krankenversicherung nicht bezahlt werden kann.