Covid-19: Regierungsberater Fauci rät zum Tragen von Brillen und Gesichtsschutz
Trump besuchte Texas, das gerade eine Rekordzahl von Corona-Toten an einem Tag erreichte, und propagiert weiter das Antimalariamittel Hydroxychloroquin, Twitter schreitet ein, Fauci widerspricht Trump
US-Präsident Donald Trump besuchte in Texas das Perm-Becken, wo es das zweitgrößte Öl- und Gasvorkommen der Welt gibt und wo gerade die Frackingindustrie wegen der in den Keller gefallenen Preise und der Pandemie in Nöte geraten ist. Trump beschwor die angebliche Gefahr, die von Biden und den Demokraten ausgehe, die die "amerikanische Energie abschaffen" wollen. Biden, der nach Umfragen in Texas gleichauf mit Trump liegt, würde dem Land nicht gut tun.
Während in den USA bereits mehr als 150.000 Menschen an oder mit Sars-CoV-2 gestorben sind - gestern starben 1461 Menschen, jede Minute ein Amerikaner -, wurde in Texas an einem Tag mit 313 Menschen eine Rekordzahl an Toten berichtet, insgesamt sind es bislang 6190, fast 10.000 werden in Krankenhäusern behandelt. Vor allem trifft es Latinos und Schwarze aus der Unterschicht. Nach Umfragen wollen wegen der Krise viele Amerikaner keine Kinder oder verschieben den Kinderwunsch auf später. Auf Bloomberg kommentiert man dies, dass wahrscheinlich die Zahl der wegen Covid-19 nicht geborenen Kinder die Zahl der Todesfälle deutlich übersteigen könnte.
Der republikanische Gouverneur Greg Abbott will trotz steigender Todeszahlen die Schulen wieder öffnen. Als einer der ersten hatte er bereits im Mai Lockerungen begonnen, dann aber wieder gestoppt und öffentlich bedauert, dass er Bars zu früh hat wieder öffnen lassen. Seine Zustimmungswerte sind ebenso wie die vieler Gouverneure anderer Bundesstaaten und die von Donald Trump wegen des Umgangs mit der Coronakrise deutlich gefallen. Seit Anfang Juli gibt es einen Maskenzwang.
Aber republikanische Abgeordnete im Repräsentantentenhaus wie Louie Gohmert lehnen dies ab und halten sich nicht gerne daran, auch nicht im Kongress. Er sollte am Treffe mit Trump teilnehmen, wurde jedoch zweimal positiv getestet. Jetzt sagt er, er vermute, er habe sich das Virus durch das Maskentragen eingefangen.
Texas ist zudem konfrontiert mit dem ersten Wirbelsturm, es wird eine heftige Wirbelsturmsaison inmitten der Pandemie und der durch die Schutzmaßnahmen ausgelösten Wirtschaftskrise vorhergesagt. Städte und Gemeinden, so Medienberichte, werden sich weiter verschulden müssen, um Schutzkleidung, Masken und Desinfektionsmittel sowie Notunterkünfte zur Verfügung zu stellen, in denen die soziale Distanzierung gewahrt werden kann.
"Niemand mag mich"
Derweil dürfte sich bei Trump der Nationale Infektionsberater Anthony Fauci, der Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID), noch unbeliebter machen. Fauci hatte immer wieder Trumps Herunterspielen der Pandemie widersprochen und ist deswegen seit einiger Zeit in Ungnade gefallen.
Zuletzt gab es einen Disput über das Antimalariamittel Hydroxychloroquin, das Trump auch als Schutz vor Covid-19 empfiehlt und angeblich selbst einnimmt. Es gibt allerdings keine Belege dafür, dass das Mittel gegen Covid-19 wirksam ist, vielmehr wird vor gefährlichen Nebenwirkungen gewarnt. Twitter sperrte vorübergehend Trumps Sohn, wegen eines Werbevideos für das Malariamittel und den Retweet auf Trumps Account (Twitter gegen Trump: Es geht um Wahrheit). Auch die Arzneimittelbehörde FDA rät vor der Einnahme des Mittels gegen Covid-19 ab. Gestern erklärte Fauci, alle guten Studien hätten gezeigt, dass "Hydroxychloroquin nicht wirksam gegen Covid-19 ist". Trump behauptet, Fauci habe die Öffentlichkeit des Öfteren getäuscht, vor allem über die Medikamente Hydroxychloroquin und Remdesivir. Twitter löschte die Tweets und Retweets wie diesen, Fauci versicherte, er habe die Öffentlichkeit niemals in die Irre geführt.
Trump verteidigte das Video und trat wieder einmal ohne Fauci bei einer Coronavirus-Pressekonferenz auf. Gefragt, warum Fauci den Pressekonferenzen des Präsidenten nicht mehr teilnimmt, beklagte er, dass dieser höhere Zustimmungswerte als er habe. Fauci arbeite doch zusammen mit der Regierung, also warum habe er nicht auch sehr hohe Zustimmungswerte, wunderte er sich: "Aber niemand mag mich. Das kann nur an meiner Persönlichkeit liegen." Das sollte wohl als Witz gemeint sein, nicht als Selbsterkenntnis.
Gestern riet Fauci den Amerikanern auch noch, nicht nur Atemschutzmasken zu tragen, sondern auch Brillen oder einen Gesichtsschutz, um das Virus nicht zu verbreiten oder sich damit anzustecken. Schleimhäute habe man nicht nur in der Nase oder im Mund, sondern eben auch in den Augen. "Theoretisch" müsse man alle Schleimhäute als Eintrittsportale des Virus bedecken. Jetzt, so schränkte er ein, seien Brillen und ein Gesichtsschutz noch "nicht allgemein zu empfehlen", "aber wenn man einen wirklich vollständigen Schutz haben will, sollten man dies wahrscheinlich verwenden, wenn man kann". Als Nebeneffekt schützen Atemschutzmasken und Brillen auch Demonstrierende gegen Tränengas und Pfefferspray.