Covid-19 und das Wetter
Seite 2: Reisen, Wohnsituation, urbane Dichte
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Eine Analyse ihrer Daten ergab, dass Wetterparameter die Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung offenbar lediglich zu knapp drei Prozent beeinflussen. Als weitaus wirkmächtiger erwiesen sich dem Papier zufolge andere untersuchte Faktoren, so etwa das individuelle Reisen (mit 34 Prozent) oder allein schon der Aufenthalt außerhalb der Wohnung (mit 26 Prozent). Weitere starke Einflussfaktoren wurden identifiziert in der Bevölkerungsdichte (mit 23 Prozent) und, wenig überraschend, in der Bebauungsdichte (mit 13 Prozent).
Die US-Forscher erklären im Vergleich:
In der Rangfolge relativer Relevanz ist das Wetter einer der letzten Parameter.
(US-Studie, November 2020)
Unterschiedliche Schutzmaßnahmen der Länder oder auch Regionen, Wettervariabilität und der Beginn des Screenings auf Covid-19 machen es schwer bis geradezu unmöglich, verlässliche kausale Aussagen zu treffen. Auf einer feineren räumlichen Skala kann man aber die Faktoren Mobilitätsindex, Wohnsituation und urbane Dichte in Beziehung setzen, um die Möglichkeit von Vorhersagen zu verbessern.
Beim Einfluss des Wetters spielen Temperatur und Luftfeuchtigkeit eine Rolle, auch hier bleibt deren Wirkung und Wechselwirkung auf die Ausbreitung von Covid-19 in der Bevölkerung aber zu diskutieren; strenge Kausalitäten wagt niemand geltend zu machen. Nochmal: Das Wetter an sich wird in der US-Studie als "nicht-einflussreicher Faktor" identifiziert (relative Bedeutung weniger als drei Prozent).
Das Potenzial der solaren UVR
Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet eine Expertengruppe der Universität Wien die Wirkung des Wetters auf die Wahrscheinlichkeit einer Covid-19-Infektion. Die Forscher untersuchten, inwiefern die natürliche UV-Strahlung ausreicht, das Virus zu hemmen bzw. zu zerstören und damit die Virenkonzentration in der Luft zu reduzieren.
Ihre Arbeit erschien Anfang des Jahres in dem Fachblatt Photochemistry and Photobiology Die Autoren schreiben:
Unsere Ergebnisse zeigen, dass die UV-Strahlung der Sonne ein hohes Potenzial zur Inaktivierung von Coronaviren aufweist. Das konkrete Ausmaß hängt jedoch stark vom Standort und der Jahreszeit ab.
(Potential of Solar UV Radiation for Inactivation of Coronaviridae Family, Jan/Feb 2021)
Die ultraviolette Strahlung der Sonne (Solar ultraviolet radiation, UVR) wirkt bekanntermaßen als natürliches Viruzid. Die viruzide Wirksamkeit hängt von der Empfindlichkeit des Virus gegen UVR und von der Intensität der einfallenden Strahlung ab, die auf das Virus trifft. Die Strahlungsintensität ist im Winter geringer als im Sommer, wenn die Sonne mittags fast senkrecht am Himmel steht und einen verkürzten Weg bis zu bodennahen Luftschichten zurücklegen muss.
Sofern die Sonne - hierzulande im Winter auch zur Mittagszeit - flach am Himmel steht, muss die Strahlung einen weiteren Weg durch die Atmosphäre zurücklegen, bevor sie den Boden erreicht. Dabei wird ein Gutteil der UV-Strahlung herausgefiltert.
Hinzu kommen im Winter Nebel, Ruß und Feinstaub (vermehrt aus Heizungen) und der dichte Individualverkehr, so dass die Luft "schmutzig" ist und daher weniger Strahlung durchdringt. Und es kommt noch etwas hinzu: Im Winter ist die Haut der meisten Menschen sonnen-entwöhnt. Zwischen Oktober und März ist die UV-Strahlung im Flachland Mitteleuropas sehr schwach, sodass in der Haut kein Vitamin D gebildet werden kann. Über Vitamin D ist auch im Zusammenhang mit Covid-19 viel geschrieben worden. Fest steht: Die saisonalen Schwankungen der Strahlung sind durchaus medizinisch-physiologisch relevant.