Das Jahr hat ein weites Maul und einen großen Magen
Ein Physiker hat den Kalender von Bob McClenon aufgegriffen, in dem Jahr für Jahr jeder Tag auf denselben Tag der Woche fällt
Richard C. Henry von der Johns Hopkins University hat sich über den herkömmlichen Gregorianischen 365-Tages-Plan geärgert. Er empfiehlt stattdessen das Jahr ein für allemal festzulegen, nämlich auf 364 Tage, und dann nach 5-6 Jahren die bestehende Lücke mit der "Newtonschen Woche" auszufüllen.
Die Vorteile des neuen Kalenders ("C&T" - Common Civil Calendar and Time) sind leichter erkennbar, als es zunächst erscheinen mag. Er beruht auf der 7-Tage-Woche und den Monaten, die wir kennen. Jedes Quartal hat zwei Monate mit 30 und einen Monat mit 31 Tagen. Planung wird einfacher, denn jeder Tag fällt immer auf denselben Wochentag. Ostern und Pfingsten werden an denselben Tagen zelebriert. Weihnachten und Neujahr sind nur eine Woche getrennt, nämlich von Sonntag zu Sonntag.
Allerdings sieht der Plan vor, dass die Woche grundsätzlich mit dem Sonntag beginnt, wie es bei uns vor dreißig Jahren noch üblich war. Damit müsste bei uns die Wocheneinteilung nach dem amerikanischen Beispiel zurückverändert oder der Kalender der ISO-Norm von 1976 angepasst werden.
29. Februar versus Newtonsche Woche
Das Besondere an dem Plan ist die "Newtonsche Woche". Sie wird nach dem Vorschlag von Richard C. Henry immer zwischen dem 31. Juni und dem 1. Juli liegen, so in den Jahren 2015, 2020, 2026, 2032, 2037, 2043 und 2048.
Zur Newtonschen Woche bleiben allerdings zunächst viele Fragen offen: Bringt diese eine Woche die reguläre Jahresplanung durcheinander? Wird eine Geburt in dieser Woche dem 31. Juni oder dem 1. Juli zugeschlagen? Wird ein Todesfall in der Newtonschen Woche notiert, oder ebenfalls dem 31. Juni oder 1. Juli zugerechnet? Wie müssen die Jahre mit Newtonscher Woche berücksichtigt werden, weil sie in wechselnden Abständen auftreten? Das sind Fragen, die mit dem Gregorianischen Kalender elegant gelöst wurden, denn er sieht nur einen Tag "mehr" in vier Jahren vor.
Zur Geschichte des Gregorianische Kalenders
Am Anfang stand der Julianische Kalender, der von Julius Caesar eingeführt wurde. Der Kalender war ein reiner Sonnenkalender mit einer Länge von 365 Tagen für drei Jahre sowie 366 Tagen für das vierte Jahr. Die Osterfestberechnung für die Christen beruhte allerdings auf dem Mondkalender. Nach dem Vorbild des jüdischen Mond-Sonnenkalenders richtet er sich nach dem Paschafest, wobei das Osterfest nach einer Verordnung von Papst Viktor I nicht mit dem Paschafest zusammenfallen durfte. Daraus ergibt sich die Regel: "Ostern soll an jenem Sonntag gefeiert werden, der zunächst auf den Frühlingsvollmond folgt. Trifft der Vollmond mit einem Sonntag zusammen, so ist Ostern erst am folgenden Sonntag zu feiern."
Dennoch konnten lange Zeit weder das Sonnenjahr noch das Mondjahr exakt berechnet werden. Erst im Anschluss an das Trientiner Konzil rief Papst Gregor XIII eine Kalenderkommission ein, deren Ergebnis die Reform des Kalenders war).
Die Reform beruhte auf der Schrift "Compendium novae rationis restituendi Calendarium" des Arztes und Astronomen Aloysius Lilius und des Jesuiten und Astronomen Christoph Clavius, und wurde am 24.2.1582 mit der Bulle "Inter gravissimas" wirksam.
Ziel der Änderung war es, Ostern auf den vom Konzil in Nikäa, dem heutigen Iznik in der Türkei, festgelegten Platz zu schieben, den Frühlingsanfang auf den 21. März fallen zu lassen und dabei das mittlere astronomische Jahr genau zu berücksichtigen, ohne den Bestand des alten Kalenders wesentlich zu verändern.
Im Gregorianischen Kalender beträgt ein Jahr 365,2425 Tage verglichen zu 365,2500 Tagen nach dem Julianischen Kalender. Aber auch hier muss nach 3322 Jahren ein Tag aufaddiert werden, um das astronomische Sonnenjahr zu erreichen. Im Laufe der Jahrhunderte wurden Vorschläge unterbreitet, die auf eine unbeschränkte Dauer bis zu 100.000 Jahren hinausliefen, aber nicht verwirklicht wurden.
Durch die gregorianische Reform lässt sich zwar die Struktur des Kalenders mit drei einfachen Schaltregeln relativ gut an den Sonnenlauf anpassen. Unbefriedigend bleibt hingegen der Ballast durch den Mondkalender. Er hat 29,5 Tage und kann damit nicht vollständig in den 365-Tages-Plan integriert werden.
185 Kalender in den 20er Jahren
Schon der Völkerbund prüfte in den 20er Jahren insgesamt 185 verschiedene Kalendervorschläge. 1930 gründete Elisabeth Achelis "The World Calendar Association". Doch alle Reformversuche scheiterten, zunächst am 2. Weltkrieg, und später konnte auch die UNO die letztmalige Fassung nicht beschließen, weil die USA sich dagegen aussprachen.
Eine Fassung wird als "Immerwährender Kalender" bezeichnet. Die Folge der Wochentage wird am 31. Dezember mit dem Welttag unterbrochen. Der Schalttag fällt auf den 31. Juni und hat ebenfalls keine Wochentagsbezeichnung. Jahresanfang wäre immer ein Sonntag, in einer neueren Version allerdings ein Montag, da seit dem 1.1. 1976 mit der DIN-Norm 1355 aufgrund der ISO-Empfehlung R2015 der Montag als erster Tag der Woche festgelegt wird.
Ist der 1. Januar ein Sonntag würde Ostern auf den 8. und 9. April fallen, Christi Himmelfahrt auf den 16. Mai und Pfingsten entsprechend auf den 26. und 27. Mai. Bei Jahresbeginn an einem Montag verschieben sich die Daten natürlich um einen Tag.
Der "Immerwährende Kalender" ist zumindest ein ernsthafter Vorschlag, weil er nur mit zwei "ungewöhnlichen" Tagen auskommt: das ist der 31.Juli und 31.Dezember. Der "C&T-Plan" hingegen geht von einer Newtonschen Woche aus, die ungleich mehr Berechnungen erfordert. Hinzu kommt der Vorschlag, die Greenwich-Zeit als "Weltzeit" festzulegen, was beispielsweise für New York bedeutet, dass die Arbeitszeit nicht um 7 Uhr, sondern um 13 Uhr beginnt.
Wenn allerdings heute weltweit eine mehrheitliche Entscheidung fallen sollte, müssten wir uns bald alle nach dem chinesischen Kalender richten.