Das Leben stirbt - weltweit
Ein Kommentar
Zum ersten Mal hat die UNO (IPBES) einen Bericht zum weltweiten Artensterben vorgelegt, einen Biodiversitäts-Bericht.
In Nord- und Südamerika hat sich die ökologische Belastung seit 1960 verdoppelt. Deshalb sind 40% aller Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. 17% des Amazonas-Regenwaldes sind bereits abgeholzt. Seit der europäischen Besiedlung sind 95% der Prärielandschaften in Agrarland und in Agrarwüsten verwandelt worden.
In Europa und in Zentralasien sind die Fischarten um 71% zurückgegangen, um 60% in den letzten zehn Jahren. Seit 1990 ist der Wasserbestand um 15% gesunken.
In Deutschland sind in den letzten 20 Jahren die Insektenarten um zwei Drittel reduziert worden.
In Afrika südlich der Sahara hungern 25% der Bevölkerung. 50% der Vögel- und Säugetierarten werden durch den Klimawandel bis zum Jahr 2100 verschwinden.
Asien/Pazifik: 13% des Waldes sind bereits verschwunden. 37% der Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Acht von zehn Flüssen weisen die höchste Plastik-Belastung auf. Ab dem Jahr 2048 gibt es keine nutzbaren Fischbestände mehr.
Die Studie weist nach, dass der Raubbau nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Katastrophen zur Folge haben wird. In Nord- und Südamerika sei die Leistung der Natur so hoch wie die des Bruttosozialprodukts.
Hunderte Millionen Menschen in Afrika und Asien sind abhängig von der Leistung der Natur und auf funktionierende Ökoleistungen angewiesen.
Ohne Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch sowie ohne rasche solare Energiewende, ohne ökologische Verkehrswende und ohne biologische Landwirtschaft werden wir keine Wege aus der selbstverschuldeten Öko-Krise finden, in die wir uns manövriert haben.
Die erste und vernünftigste Maßnahme muss heißen: Weniger Waffen, mehr Klima- und Umweltschutz, mehr Bildung und weniger Panzer und Bomben.
Wenn in einem Museum ein wertvolles Kunstwerk - sagen wir ein Rembrandt - zerstört wird, trauert die halbe Welt. Die Feuilletons aller Zeitungen sind voll davon. Wenn aber Dreiviertel aller Insektenarten ausstirbt und weltweit das Leben, ist das nur eine Randnotiz, wenn überhaupt.
Wir brauchen eine ganz neue Art von Bildung, wenn wir überleben wollen: Denken und Handeln in Zusammenhängen, Herzensbildung, ökologische Bildung, Sinn für Schönheit und Vielfalt.
Schön ist ein Produkt oder Programm, wenn es dem Leben dient; hässlich ist ein Programm oder Produkt, wenn es dem Leben schadet. Nicht mehr der Mensch allein im Mittelpunkt, sondern das Leben insgesamt - auch das kleinste.
Der Streit um das Pflanzengift Glyphosat macht deutlich: Es geht um nichts weniger als um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Leben ist nur in Vielfalt möglich, nicht in Einfalt.
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