Das Wetter läuft Amok
Die World Meteorological Organization warnt, dass sich mit der voranschreitenden Klimaerwärmung die in den letzten Monaten beobachteten Wetterextreme häufen und verstärken werden
Extrem hohe und niedrige Temperaturen, eine Rekordanzahl an Stürmen und gleichfalls ungewöhnliche Niederschlagsmengen oder Trockenperioden weisen darauf hin, dass tiefgreifende Veränderungen eingetreten sein könnten. Die World Meteorological Organization (WMO) warnte nun davor, dass extreme Wetterverhältnisse weiter zunehmend könnten. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, so die WMO in einer Mitteilung vom 2. Juli, lassen vermuten, dass "mit der Klimaveränderung durch kontinuierlich wachsende Temperaturen die Zahl und Stärke von extremen Vorkommnissen zunehmen werden".
Angeführt werden durch die ungewöhnliche Mitteilung für die UN-Organisation, die ihren Sitz in Genf hat, die Rekordtemperaturen im Juni von mehr als 40 Grad Celsius in Südfrankreich. In der Schweiz war der Juni der heißeste Monat seit 250 Jahren. In den USA gab es im Mai 562 Tornados, ebenfalls ein Rekord. Im Osten und Südosten der USA war es hingegen über einen Monat lang ungewöhnlich kalt und nass. In Indien kam es zu einer Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 49 Grad, eine Abweichung zwischen 2 und 5 Grad von den Durchschnittstemperaturen. 1400 Menschen starben mindestens an den Folgen der Hitzewelle. In Sri Lanka hatten heftige Regenfälle Überschwemmungen und Erdrutsche zur Folge, denen nicht nur mindestens 300 Menschen zum Opfer fielen, sondern auch großflächige Zerstörungen hinterließen.
Wie die WMO mitteilt, passen die beobachteten Wetterextreme in die Statistiken, die seit 100 Jahren Zeugnis von zunehmenden Temperaturen ablegen. Neue extreme Wetterereignisse seien in den letzten Jahren mehr geworden. nach neuen Berechnungen des WMO/United Nations Environmental Programme Intergovernmental Panel on Climate Change hat die durchschnittliche globale Oberflächentemperatur seit 1861 zugenommen, im 20. Jahrhundert um 0,6 Grad Celsius. Das ist mehr als erwartet und der größte Temperaturanstieg in einem Jahrhundert während der letzten 1000 Jahre. Und in der letzten Zeit scheint sich dieser Trend zuzunehmen. Seit 1976 ist die Erwärmung drei Mal so hoch wie im gesamten letzten Jahrhundert. Für die Erwärmung spricht auch, dass die 1990er Jahre das wärmste Jahrzehnt und 1998 das wärmste Jahr des 20. Jahrhunderts gewesen sind. Im Mai 2003 waren die globalen Oberflächentemperaturen auf dem Wasser und auf dem Land die zweitwärmsten seit 1880, der vergangene Mai vermutlich der wärmste Monat.
Nach der WMO ist damit die Vorhersage, dass mit der Klimaerwärmung auch extreme Wetterereignisse einhergehen, eingetroffen. Offenbar waren für die WMO die Wetterrekorde in den letzten Monaten so außergewöhnlich, dass sie die Öffentlichkeit und die Politiker darüber in Kenntnis setzen wollten, was bei weiter voranschreitender Klimaerwärmung noch auf die Menschen zukommen könnte. Inzwischen steigen die Treibhausgas-Emissionen weiter an (Jenseits von Kyoto).