Das geplante Referendum als Scheitelpunkt der Krise
Seite 2: Wie verhalten sich die ukrainischen Truppen auf der Krim?
- Das geplante Referendum als Scheitelpunkt der Krise
- Wie verhalten sich die ukrainischen Truppen auf der Krim?
- Zwischenfälle auf der Krim
- Auf einer Seite lesen
Die neue pro-russische Regierung unter Führung von Sergej Aksjonow in Sim'feropol bot den ukrainischen Soldaten auf der Krim einen erhöhten Sold an, wenn sie sich ihr unterstellen würden. Denjenigen Soldaten, die dies ablehnen, aber auf der Krim weiterhin leben wollen, bot sie eine Verrentung an. Aber viele Soldaten lehnten diese Angebote ab: "Für ein paar Dollar werden wir nicht zu Verrätern", soll einer der loyalen Soldaten gesagt haben.
In welchem Umfang sich die ukrainischen Truppenteile auf der Krim tatsächlich den überlegenen russischen Verbänden kampflos ergeben haben, wird von beiden Seiten unterschiedlich dargestellt. So erklärte der frühere Stellvertretende Verteidigungsminister der Ukraine Alexander Kusjmuk noch am 3. März:
In der ukrainischen Armee ist keine Verzweiflung zu erkennen. Der moralische und psychische Zustand ist normal. Die Soldaten erfüllen ihren Dienst und kennen ihre Verantwortung. Die ukrainischen Streitkräfte sind nach wie vor dem Verteidigungsminister und dem stellvertretenden Präsidenten der Ukraine unterstellt.
Und Oberst Serhiy Vyshnevsky, Kommandeur der Fernmeldeeinheiten der ukrainischen Luftwaffe auf der Krim, berichtete trotzig.
Repräsentanten des russischen Kommandos und der Krim-Behörden fordern unsere Truppen ständig auf, die Waffen niederzulegen und zum 'Volk der Krim' zu gehen. Aber sie bleiben dem Eid gegenüber dem ukrainischen Volk treu.
Verräter gebe es keine.
Demgegenüber gab es von Seiten der pro-russischen Krim-Regierung mehrere, in sich widersprüchliche Darstellungen. Zunächst behauptete der Vizeregierungschef Rustam Temirgalijew am 2. März, alle ukrainischen Militäreinheiten in der Region hätten sich ergeben. Am 4. März erklärte der neue Premier Sergej Aksjonow, mehr als 5.500 ukrainische Soldaten seien aus den Garnisonen auf dem Territorium der Autonomen Republik Krim auf die Seite des Krim-Volkes übergegangen. Zur gleichen Zeit gab Gennadi Bassow, Abgeordneter des Stadtrates von Sewastopol, bekannt, 23 der insgesamt 34 auf der Krim stationierten Verbände und Einheiten der ukrainischen Streitkräfte hätten sich der neuen pro-russischen Regierung unterstellt. In gleicher Weise behauptete der russische Präsident Putin bei seiner Pressekonferenz am 4. März 2014 in Nowo-Ogarjowo, 22.000 ukrainische Soldaten hätten auf der Halbinsel Krim die Seiten gewechselt und sich der Regionalregierung in Simferopol unterstellt.
Konkret bekannt wurde zumindest, dass sich drei Flugabwehrraketenregimenter (50., 55. und 147. FlaRakRgt) in Jewpatorija, Sewastopol und Feodossija ergeben haben bzw. zu den Russen übergelaufen sind. "Insgesamt haben mehr als 700 Soldaten und Offiziere ihre Bereitschaft bekundet, die Bevölkerung der Krim zu schützen", erklärte ein Sprecher der pro-russischen Regierung in Simferopol. Die Regimenter sind mit mehr als 20 Fla-Raketenkomplexen des Typs Buk und mehr als 30 Fla-Raketensystemen S-300 PS ausgerüstet. Der Regimentskommandeur in Jewpatorija, Oberst Andrej Matwijenko, hatte sich zunächst noch entschlossen gezeigt: "Sie haben unsere Kommandozentrale besetzt, die Stromversorgung und Kommunikation lahmgelegt. Aber unsere Luftabwehrraketen haben wir nicht rausgerückt."
In diesem Zusammenhang stellte der neue Kommandeur der ukrainischen Marine Admiral Sergei Gaiduk am 3. März fest: "I am going to be absolutely open. We will do everything possible and impossible to avoid bloodshed. I am appealing to journalists and the population and everybody who hears me. All of you should understand that the Ukrainian Navy is posing no threat to the people of Sevastopol or the Crimea " (http://en.itar-tass.com/world/721817)