"Deflationäre Zeiten sind keine Zeiten des Aktivismus"
Yanis Varoufakis über Julian Assange, Militarisierung, Europapolitik und soziale Bewegungen
Der ehemalige griechischen Finanzminister und Mitgründer von "Democracy in Europe Movement 2025", Yanis Varoufakis, ist auch Spitzenkandidat der deutschen Partei "Demokratie in Europa - DiEM25", die zur Europawahl antritt. Sie tritt für einen Green New Deal ein, um "grüne Energie, grünen Verkehr und grüne Landwirtschaft" zu fördern, Varoufakis fordert auch ein neues Manhattan-Projekt zur schnellen Entwicklung neuer Energietechniken.
Er spricht mit Zain Raza von acTVism über den Fall Julian Assange und darüber, warum es vergleichsweise wenige Graswurzelbewegungen gegen die Militarisierung gibt, obwohl der "Bulletin of Atomic Scientists" sie als eine außerordentliche Bedrohung bezeichnet.
Militarisierung ist für Varoufakis auch eine Folge der Wirtschaftskrise, sie fungiert als "Stabilisierungsmechanismus für einen sehr instabilen Finanzkapitalismus". Darauf führt er auch das Fehlen einer größeren Protest- oder Friedensbewegung zurück, die es in den 1960er und 1970er Jahren gegeben hat:
Der Grund dafür ist wirklich recht simpel und sehr traurig. Es sind deflationäre Zeiten. Ihre Generation - ich sage Ihre, weil Sie jünger sind als ich - hatte das Pech, das Jahr 1929 im Jahr 2008 wieder zu erleben. Und genau wie nach 1929 gab es dann eine Zeit der Deflation. Negative Zinssätze für beschissene Jobs, die qualitativ hochwertige Arbeitsplätze ersetzen. Diese deflationären Zeiten sind keine Zeiten des Aktivismus. Es sind Zeiten der Depressionen und zwar sowohl wirtschaftlich als auch psychologisch. Sie werden sich daran erinnern, dass es in den 60er und 70er Jahren Zeiten der Inflation waren. Zeiten der Inflation haben ihre Probleme, aber sie generieren gleichzeitig Gewinne und Aktivismus auf den Straßen.
Im Venezuela-Konflikt stellt er sich weder hinter die Maduro-Regierung, die das Land heruntergewirtschaftet habe, noch hinter die Sanktionspolitik der USA: "Der einzige Retter Venezuelas muss das venezolanische Volk sein, dem durch freie und faire Wahlen und demokratische Politik ermöglicht werden sollte seine Sache in Ordnung zu bringen."
Weiter geht es darum, ob Verbraucher oder Hersteller zur Verantwortung gezogen werden müssten, wenn es um Umwelt- und Klimaschutz geht. Varoufakis tritt mit "Demokratie in Europa - DiEM25" für einen Green New Deal ein, um "grüne Energie, grünen Verkehr und grüne Landwirtschaft" zu fördern, er fordert auch ein neues Manhattan-Projekt zur schnellen Entwicklung neuer Energietechniken.