Demokraten-Fernsehdebatte, zweite Gruppe: "Spirituelle Ratgeberin" Williamson am meisten gegoogelt
Kamala Harris greift Joseph Biden an, Andrew Yang fordert ein Grundeinkommen, und John Hickenlooper wirbt mit der Marihuanalegalisierung in Colorado
In der zweiten Gruppe der ersten Fernsehdebattenrunde der Demokraten nahmen neben den beiden Umfragefavoriten Joseph Biden und Bernie Sanders der homosexuelle Bürgermeister Peter Buttigieg, die jamaikanisch-indischstämmige Senatorin Kamala Harris und sechs weniger bekannte Kandidaten teil. Wie die Teilnehmer in der ersten Runde (vgl. Spanische Antworten und technische Pannen) wollten auch sie sich mit Alleinstellungsmerkmalen profilieren:
John Hickenlooper, der Gouverneur von Colorado, versuchte das mit einem Verweis auf die Legalisierung von Marihuana in seinem Bundesstaat (die allerdings nicht von der Politik, sondern über eine Volksabstimmung durchgesetzt wurde). Für ihn illustriert sie, dass man kein "big government", keinen aufgeblähten und teuren Staatsapparat benötigt, um "progressive Sachen" zu machen. In diesem Zusammenhang verwies er auch auf die exzellenten Wirtschaftszahlen Colorados und warnte vor demokratischen Kandidaten mit einer sozialistischen Agenda. Sie würden seiner Ansicht nach dafür sorgen, dass "der schlechteste Präsident der Geschichte" wiedergewählt werden könnte.
Das Alleinstellungsmerkmal des chinesischstämmigen Unternehmers Andrew Yang ist dagegen eine "Freiheitsdividende" - eine Art bedingungsloses Grundeinkommen in Höhe von tausend Dollar monatlich. Finanzieren will er sie mit Steuern, die Amazon und andere große IT-Unternehmen zahlen sollen. Seinen Worten nach ist Yang in der Lage, eine viel breitere Wählerbasis anzusprechen als jeder andere demokratische Bewerber, weil er "weder links, noch rechts, sondern vorne" sei und einfach die Probleme lösen wolle, wegen denen Trump gewählt wurde.
"Die Liebe wird gewinnen"
Eher gegen höhere Steuern positionierte sich dagegen Senator Michael Bennet, der daran erinnerte, dass man Bernie Sanders Plan einer allgemeinen staatlichen Krankenversicherung in dessen Heimat Vermont wegen dieser Folge ablehnte. Eric Swalwell, ein Repräsentantenhausabgeordneter, erregte mit einem Plädoyer für einen "Bruch mit Russland" und eine "Versöhnung mit der NATO" Aufmerksamkeit. Die New Yorker Senatorin Kirsten Gillibrand versuchte das mit Ausführung zur Einschränkung von Abtreibungsmöglichkeiten in Georgia.
Während der Debatte am meisten gegoogelt wurde aber Marianne Williamson, die sich selbst als "spiritual adviser" bezeichnet. Die sechsundsechzigjährige ehemalige Inhaberin eines "metaphysischen Buchladens", die in der Debatte mit Sätzen wie "die Liebe wird gewinnen" auffiel, lebte in der Vergangenheit unter anderem von Veranstaltungen mit Titeln wie "A Course in Miracles" und schreibt Lebenshilfe-Bücher wie Healing the Soul of America. Die verkaufen sich so gut, dass sie regelmäßig in den Bestseller-Listen landen. Ein Geschäftsmodell, das sich vielleicht auch erfolgreich auf die Politik ausdehnen lässt.
Harris: Alleine schon "schmerzhaft", dass Biden über Segregationisten spricht
Bei den Google-Suchen an zweiter Stelle landete Kamala Harris, die vor allem dadurch auffiel, dass sie den Umfrageführer Joseph Biden angriff. Als Grundlage dafür diente ihr eine Bemerkung des 76-jährigen, die in den vergangenen Woche für Medienaufmerksamkeit sorgte: Biden hatte nämlich während eines Abendessens zum Spendensammeln gemeint, eine seiner größten Stärken sei es "Leute zusammenzubringen", wobei er auf die 1970er Jahre und die beiden segregationistischen Senatoren James Eastland und Herman Talmadge verwies.
Dem Hinweis, dass Biden diese beiden demokratischen Senatoren eben deshalb nannte, weil sie anderer Ansicht waren als er, hielt Harris entgegen, sie empfinde es schon alleine als "schmerzhaft", dass Biden über die beiden spricht. Außerdem warf sie ihm vor, dass er Mitte der 1970er Jahre für ein Ende der Busfahrten eintrat, mit denen schwarze Kinder in weiße Schulen transportiert wurden, was ihr viel geholfen habe. Der 76-Jährige meinte dazu, es sei ihm damals nur darum gegangen, dass die US-Bundesregierung nicht in kommunale Angelegenheiten eingreift.
Sanders wiederholt Forderungen, die er bereits vor vier Jahren geäußert hat
Eric Swalwell hatte ein anderes Fundstück aus Bidens langem Leben ausgegraben, mit dem er ihn attackierte: Seine vor 32 Jahren getätigte Aufforderung an ältere demokratische Politiker, es sei "Zeit, die Fackel an eine neue Generation von Amerikanern weiterzugeben". Biden war damals 44 Jahre alt - sechs Jahre älter als Swalwell heute.
Bernie Sanders, der noch ein Jahr älter ist als Biden, wiederholte zu einem großen Teil Forderungen, die er bereits vor vier Jahren geäußert hatte, und meinte, um an Amerikas Problemen etwas zu ändern, müsse man "den Mut haben, es mit der Wall Street, der Versicherungsindustrie, der pharmazeutischen Industrie, dem militärisch-industriellen Komplex und der Ölindustrie aufzunehmen". Sein ehemaliges Alleinstellungsmerkmal, die staatliche Einheitskrankenversicherung ohne private Konkurrenz, hat inzwischen neben Elizabeth Warren auch Kamala Harris übernommen.
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