Den Garten biologisch düngen mit Pellets aus Schafwolle
Schafwolle als Dünger im eigenen Garten? Es funktioniert. Aber worauf sollte der Gärtner achten? Ein Gespräch mit Björn Lanzke vom Pellet-Hersteller floraPell.
In der Welt der Mode und des Komforts ist Schafwolle ein bekannter Star. Weniger bekannt ist sie in der Gartenpflege, wo sie als Dünger eingesetzt werden kann. Nach der Schur durchläuft die Wolle einen aufwendigen Prozess, bis sie als Düngepellets verwendet werden kann.
In Deutschland ist dies eine sinnvolle Nutzung, da Schafwolle oft nicht für die Herstellung von Kleidung verwendet werden kann. Würde sie nicht zu Düngepellets verarbeitet, bliebe oft nur die thermische Verwertung in der Müllverbrennungsanlage oder die Entsorgung in speziellen Anlagen.
Denn Schafwolle gehört zu den sogenannten K3-Materialien. Dabei handelt es sich um verschiedene Materialien tierischen Ursprungs, die nicht für die Nahrungsmittelkette bestimmt sind. In diese Kategorie fällt unter anderem Fleisch, das aus verschiedenen Gründen nicht für den menschlichen Verzehr geeignet ist. Aber auch Schafwolle.
Seit einiger Zeit kann Schafwolle zu Düngepellets verarbeitet werden. Für die industrielle Landwirtschaft mit immer größeren Maschinen und großen Anbauflächen ist der Dünger nicht geeignet. Im Haus- und Kleingartenbereich hingegen kann er eingesetzt werden.
Bis es in Deutschland wieder Wolle gibt, die zu tragbaren Textilien verarbeitet werden kann, ist es sicher sinnvoll, die anfallende Schafwolle aus der jährlichen Pflichtschur als Dünger zu verwenden.
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Die Verarbeitung von Schafwolle zu Düngepellets erfordert viel Handarbeit, da sich die Wolle einer rein maschinellen Verarbeitung oft heftig widersetzt.
Telepolis sprach darüber und über die Verwendung der Düngepellets im Gartenbau mit Björn Lanzke. Er ist Geschäftsführer der ostdeutschen Firma floraPell Düngeprodukte in Lauchhammer.
Herr Lanzke, seit wann produziert ihr Unternehmen Düngepellets aus Schafwolle?
Björn Lanzke: Im Jahr 2013 hat floraPell mit der Entwicklung von Düngepellets aus Schafwolle begonnen. Dies geschah in Zusammenarbeit mit dem Institut für Agrar- und Stadtökologie (IASP) der Humboldt-Universität zu Berlin und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus. Nach mehrjähriger Forschungsarbeit ist ein marktfähiges und wirksames Produkt entstanden.
Sind die Pellets nur für den privaten Kleingarten geeignet oder gibt es auch Möglichkeiten der maschinellen Ausbringung?
Björn Lanzke: Wir arbeiten hauptsächlich im gewerblichen Bereich mit Demeter- und Bioland-Betrieben zusammen. Der Absatz liegt hier bei etwa 170 Tonnen pro Jahr. Wir sind Marktführer im Bereich Schafwollpellets und haben uns voll auf diesen Bereich spezialisiert. Wir produzieren Pellets aus 100 Prozent Schafwolle ohne Bindemittel und Zusatzstoffe, die voll verkehrsfähig sind.
Wird die verwendete Schafwolle auf infektiöse Bestandteile (K3-Problematik) und Pestizide untersucht?
Björn Lanzke: Bei dieser Frage lohnt es sich, die Bedeutung von "handelsfähig" zu betrachten. Die "Handelsfähigkeit" des Produktes "Schafwollpellets" wird von vielen Akteuren unterschätzt. Es ist ein Unterschied, ob man eine Tonne Schafwolle mit einer kleinen Pelletpresse zu Versuchszwecken auf dem Hof pelletiert oder ob man hunderte Tonnen in gleichbleibender Qualität (rieselfähig) für den ökologischen Landbau produziert.
Die EU-Verordnung 1069 legt strenge Hygienevorschriften für die Verwendung tierischer Nebenprodukte fest. Ein wesentlicher Teil der Entwicklungsarbeit wurde darauf verwendet, den technischen Prozess so zu gestalten, dass er diesen Anforderungen entspricht. Dies ist gelungen. Wir setzen jetzt das energieeffizienteste Hygienisierungsverfahren ein, das weder Gas noch Wasser verbraucht.
In der Branche hat man aber auch immer wieder mit "schwarzen Schafen" zu tun. Dann kommen Pellets in Umlauf, bei deren Herstellung nicht so genau auf die Vorschriften geachtet wurde. Diese Akteure bewegen sich am Rande der Legalität.
Das Genehmigungsverfahren, das wir durchlaufen haben, hat drei Jahre gedauert, um alle Auflagen zu erfüllen. Das geht über das HACCP-Konzept und dessen Umsetzung bis zu regelmäßigen Laboruntersuchungen zum Nachweis der Keimfreiheit.
Was ist mit Umweltgiften? Können sie nicht über die Schafwolle und die Pellets in den heimischen Garten gelangen?
Björn Lanzke: Zunächst ist festzuhalten, dass Schafwolle ein Naturprodukt ist. Was sie enthält, hängt vor allem auch davon ab, was und wo die Schafe fressen. Schließlich werden die Tiere zur Pflege der Kulturlandschaft eingesetzt. Über die verschiedenen Weiden können sie Einträge verschiedener Stoffe im Promillebereich haben.
Man muss aber auch wissen, dass Wolle chemische Verbindungen abbauen oder neutralisieren kann. Dies ist auf ihre einzigartige Struktur und ihre chemischen Eigenschaften zurückzuführen. Man kann also davon ausgehen, dass Schafwolle in der Regel unbelastet ist.
Es kann jedoch nie ausgeschlossen werden, dass sich Stoffe in der Wolle anreichern und im Labor nachgewiesen werden können. Unsere Umwelt ist eben bereits stark belastet. In der Regel liegen die Stoffe aber immer weit unter den festgelegten Grenzwerten.
Herr Lanzke, ich bedanke mich für das Gespräch.
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