Dennis Haysbert For President!
Was Barack Obama mit Jack Bauer und John F. Kennedy verbindet
Vor kurzem galt es noch als ausgemacht, dass es in den nächsten Jahren eine Frau schaffen würde, als Kandidatin einer der beiden großen Parteien für die amerikanischen Präsidentschaftswahlen nominiert zu werden, und irgendwann nach ihr der erste Afroamerikaner. Jetzt gibt es bei den Demokraten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Hillary Clinton und Barack Obama. Wenn es Obama gelingen sollte, die prognostizierte Reihenfolge umzudrehen, hätte er das nicht zuletzt Film und Fernsehen zu verdanken. Denn die Massenmedien sind nicht nur das Archiv für unsere kollektive Vergangenheit, sie ermöglichen auch einen virtuellen Blick in die Zukunft, die dadurch vorstellbarer und wahrscheinlicher wird.
Vor acht Jahren schickte sich Al Gore an, Bill Clinton als Führer der freien Welt nachzufolgen. Damals machte er schüchterne Versuche, sich als der „neue Kennedy“ zu präsentieren. Sein Wahlkampfteam fand das bald zu riskant. Als der neue JFK war schon Bill aufgetreten, der Mann mit der Praktikantin, und der alte Kennedy hatte ein Verhältnis mit Marilyn Monroe gehabt. In ein solches Umfeld wollte Al nicht geraten. Lieber versprach er, zusammen mit seiner Gattin gegen Schmutz und Schund anzukämpfen. Gemeint waren noch nicht die Treibhausgase, sondern das, womit skrupellose Sänger, Filmemacher und Killerspielhersteller seine Landsleute zu verderben schienen. Die Wahl verlor er trotzdem (oder wenigstens den Streit um die Auszählung in Florida). Für Al wurde dennoch alles gut. Er machte einen Film, bekam den Oscar und wurde Friedensnobelpreisträger wie vor ihm schon Jimmy, auf dessen „Carter-Doktrin“ sich dann George W. Bush beim Einmarsch im Irak berufen konnte. Das Nobelkomitee würdigte damit auch die positiven Einflussmöglichkeiten des Mediums Film.
Irgendwie hätte man Al gewünscht, dass er sein aufrüttelndes Werk, An Inconvenient Truth, selbst hätte sehen können, als er noch ein aktiver Politiker gewesen war. Denn als Bills Vize und dessen Experte für Umweltschutz hatte er eher den Eindruck hinterlassen, der Verbündete der Klimakiller zu sein. Leider besann sich Al Gore erst auf die potentiell segensreichen Wirkungen der Medien (vorher war ihm zu diesen öfter mal ein Vorschlag für eine schärfere Zensur eingefallen), als er selbst ins Filmgeschäft einstieg. Ohnehin finden solche positiven Einflussmöglichkeiten viel zu wenig Beachtung, obwohl sie gerade für Präsidentschaftskandidaten interessant sein könnten. Mag sein, dass sich das jetzt, angesichts der Entwicklung bei den amerikanischen Primaries, ändern wird.
Von Shakespeare nach Hollywood
Gehen wir kurz zurück in das Elisabethanische Zeitalter, als es noch keine Wahlkämpfe gab und statt Präsidenten, Kanzlerinnen und Premierministern noch die gekrönten Häupter das Sagen hatten: zum englischen Bühnendichter William Shakespeare, von dem viele meinen, er wäre Drehbuchautor und Filmregisseur geworden, wenn er heute leben würde. In zwei von Shakespeares Tragödien, in Macbeth und in Richard III., werden die Titelhelden für ihr Verhalten zur Rechenschaft gezogen und am Schluss getötet. Das war eigentlich ganz unerhört, denn Richard und Macbeth sind Könige und waren damit, als quasi gottgleiche Figuren, jeder Rechenschaftspflicht ihrem Volk gegenüber enthoben. Zumindest in der Wirklichkeit. Indem Shakespeare und andere Dramatiker des Elisabethanischen Theaters ihre fiktionalen Könige vom Sockel holten, schufen sie einen öffentlichen Raum, in dem es erstmals denkbar wurde, dem Souverän den Prozess zu machen und ihn abzuurteilen. Von Shakespeare, kann man sagen, führt der Weg zum Puritaner Oliver Cromwell, der den englischen König Charles I. vor Gericht stellte und ihm im Rahmen eines großen Spektakels den Kopf abschlagen ließ. Erst nachdem so etwas denkbar geworden war, nachdem man es auf der Theaterbühne gesehen hatte, konnte es auch ganz real getan werden. (Bei „normalen“ Morden ist das anders. Kain musste nicht ins Kino oder ins Theater gehen, bevor er seinen Bruder Abel erschlagen konnte.)
Das bringt uns zu den Vorwahlen in Amerika. Vom Republikaner Mitt Romney bis zum Demokraten Barack Obama versuchen diesmal fast alle Kandidaten, den Eindruck zu erwecken, sie seien die Wiedergeburt von John F. Kennedy. Nach den Bush-Jahren ist offenbar Versöhnung angesagt. Kennedy war nicht nur charismatisch und telegen, er gilt heute vielen Amerikanern als derjenige, der eine zerrissene Nation einen wollte wie vor ihm der legendäre König Artus (der Hofstaat des jungen Präsidenten wurde nicht umsonst als „Camelot“ bezeichnet). Besondere Verdienste, heißt es, erwarb er sich um die Emanzipation der Afroamerikaner. Ironisch kommentiert wird das im Film Love Field. Michelle Pfeiffer spielt eine wasserstoffblonde Kosmetikerin aus Dallas, die Jackie Kennedy zu ihrem Idol erkoren hat. Nach dem Attentat auf den Präsidenten beschließt sie, zu dessen Beerdigung zu fahren. Unterwegs trifft sie auf Schwarze, von denen sie große Trauer erwartet, weil Kennedy doch so viel für sie getan habe; aber die Schwarzen haben davon noch gar nichts mitbekommen. Kontrastiert wird das schöne Ideal mit einer Welt, in der sich der schwarze Begleiter der Blondine als „boy“ anreden lassen muss und dafür zusammengeschlagen wird, dass er mit der Weißen in einem Auto fährt, ohne deren Chauffeur zu sein.
Der Darsteller von Michelle Pfeiffers Begleiter heißt Dennis Haysbert. Später sah man ihn wieder in der TV-Erfolgsserie 24. Diese Serie wurde viel diskutiert wegen ihrer Dramaturgie (24 Stunden eines Tages, in Echtzeit erzählt) und wegen der Brutalität des Helden Jack Bauer (Kiefer Sutherland), der ein amoralisches System vertritt, in dem die Folter wie selbstverständlich dazugehört, wenn es darum geht, die (amerikanische) Welt vor irgendwelchen Terroristen zu retten. Wir Europäer – zumindest diejenigen unter uns, die fest an der Seite von George W. Bush stehen – nehmen das übrigens gelassen. In England, Heimstatt des strengsten Zensurgesetzes in Westeuropa, wird auf den DVDs zur Serie auf die „moderate Gewalt“ hingewiesen. Damit muss gemeint sein, dass man erst nach einer Stunde nicht mehr weiß, wie viele Leichen es bisher gab und dass Jack Bauer nicht in jeder Episode einem Terroristen den Kopf abschlägt oder ihm die Kehle aufschlitzt. Und wenn doch, dann natürlich nur, um Schlimmeres zu verhüten.
Aber hier soll über etwas anderes gesprochen werden. Denn durch den an Hysterie grenzenden Hang zur Gewalt ging ein wenig unter, dass die Macher von 24 für Barack Obama das leisten könnten, was Shakespeare (unter anderen Vorzeichen) für King Charles getan hat - etwas denkbar zu machen, das bisher, zumindest auf absehbare Zeit, als ausgeschlossen galt: Ein Afroamerikaner könnte der nächste Präsident der Vereinigten Staaten werden.
Der Fernseh-Präsident
Die erste Staffel der Serie beginnt am Tag der (nun wieder anstehenden) Vorwahl in Los Angeles. Haysbert spielt den schwarzen Senator David Palmer. Er ist einer der Kandidaten. Das war damals nichts Neues mehr. Bei den Vorwahlen war auch schon Jesse Jackson angetreten, der O.J. Simpson nach der Ermordung von dessen sehr blonder Gattin Nicole zum Gebet bat und das via Fernsehen der Nation sofort mitteilte. Oder Reverend Al Sharpton, den man neulich in einer Gastrolle in Boston Legal sehen konnte. Aber dann: David Palmer wurde im weiteren Verlauf der Serie nicht nur der Kandidat seiner Partei, sondern auch der erste schwarze Präsident der USA. Und er blieb es lange genug, damit das Publikum sich daran gewöhnen konnte. Sein Amt übte er so aus, wie man es vom Präsidenten erwartet: umsichtig, tatkräftig, führungsstark. Eben so, wie man sich JFK während der Kuba-Krise vorstellt (siehe dazu Thirteen Days). Ein Politiker wie Barack Obama kann davon nur profitieren. Seine Herkunft ist plötzlich von Vorteil, allerdings mit Einschränkungen.
Als Sohn eines kenianischen Einwanderers und einer Weißen aus Kansas (das ist da, wo früher alles schwarzweiß war und nicht bunt wie in der Welt des Zauberers von Oz) ist Obama das Produkt einer Beziehung, die immer noch stark angstbesetzt ist. Vor nicht allzu langer Zeit wurde in den USA noch darüber gestritten, wie groß der Anteil am Blut einer anderen ethnischen Gruppe sein muss, damit ein Mensch nicht mehr als „weiß“ gelten kann: ein Achtel, ein Sechzehntel, oder reicht schon ein Zweiunddreißigstel? Die Hälfte genügt scheinbar allemal, denn Obama wird wie selbstverständlich als Schwarzer gehandelt, obwohl es doch eigentlich 50:50 steht. Das Bedürfnis nach Abgrenzung ist also groß.
Der beste und entlarvendste Film zum Thema ist The Unforgiven von John Huston. Da wird so lange auf der Angst vor Inzest herumgeritten (Burt Lancaster liebt seine vermeintliche Schwester Audrey Hepburn), dass es wie eine Erlösung wirkt, als sich herausstellt, dass Audrey ein heimlich adoptiertes Indianerkind ist. Es braucht eine sehr verwickelte Geschichte, damit der Weiße die Indianerin heiraten kann (zuvor wurden noch alle verfügbaren Komantschen umgebracht). In Flaming Star von Don Siegel führt die umgekehrte Konstellation (der „Indianer“ Elvis Presley liebt die blonde Barbara Eden) unweigerlich zum Tod des Helden, denn da gibt es noch die Angst vor der vermeintlichen Virilität der Indianer (oder auch der Schwarzen). Wer nun meint, das seien Geschichten aus der Zeit, bevor – sagen wir – Kennedy das Land geeint hat, der sehe sich an, mit wem Kevin Costner in Dances With Wolves sein Leben teilen will. Oder The Bodyguard. Costner liebt Whitney Huston, was ein sehr verschwurbeltes Ende erforderlich macht, damit der Weiße und die Schwarze sich kriegen können, oder vielleicht auch nicht, und überhaupt könnte dieser Schluss auch nur eine Todesphantasie sein. Das klassische Happy Ending scheint bei so einer Beziehung nicht in Frage zu kommen.
Schwarz + weiß = schwarz
Helfen kann wieder Dennis Haysbert. In Love Field liebt er Michelle Pfeiffer, die sich zwar erst von ihrem Mann, ihren Vorurteilen und ihrer Dauerwelle befreien muss, dann aber umso entschlossener zu ihm kommt (ein Jahr nach dem Attentat auf JFK). Weniger Glück hat er im Melo Far From Heaven, denn da spielt die Handlung ein paar Jahre vor Kennedys Präsidentschaft. Am Ende fährt er, am Rassismus seiner Mitmenschen verzweifelnd, mit dem Zug in ein neues Leben unter Schwarzen, während die ihn liebende Julianne Moore allein am Bahnsteig zurückbleibt. Doch wer würde sich nicht über die Schlechtigkeit der Welt ärgern, die verhindert, dass der schwarze Gärtner und die weiße Hausfrau ein Paar werden? Und in Staffel 5 von 24 wird zart angedeutet, dass Präsident Palmer mal was mit der Gattin seines Nachfolgers hatte; die Dame ist natürlich blond, weil solche Klischees einfach zu schön sind, um auf sie zu verzichten. Für etwaige Fortsetzungen könnten sich daraus noch interessante Möglichkeiten ergeben.
Barack Obama sollte sich seiner Sache, trotz Haysberts Vorarbeiten, aber nicht zu sicher sein. Schließlich will er kein Verhältnis mit einer Blondine beginnen, sondern er ist bereits das Produkt einer schwarz-weißen Beziehung und somit ein Vertreter der nächsten Generation. Und das ist eigentlich nicht vorgesehen. Paradoxerweise ist Obama nicht zu dunkelhäutig, er ist zu wenig schwarz. Denn Hollywood hat verfügt, dass die Nachkommen eines gemischten Paares wieder entweder schwarz oder weiß zu sein haben, Zwischentöne sind nicht gefragt. Wie das funktionieren soll? Immer, wenn Haysbert auf die weiße Frau trifft, ist er verwitwet. In erster Ehe war er jeweils mit schwarzen Frauen verheiratet, die ihm schwarze Kinder geschenkt haben. Um diese Kinder will er sich jetzt kümmern, was ihn für seine neuen, weißen Partnerinnen noch liebenswerter macht. Das soll uns sagen, dass die von der amerikanischen Familie verlangte Fortpflanzung bereits abgeschlossen ist, bevor es zu sexuellen Kontakten zwischen Haysbert und einer Kosmetikerin aus Dallas (oder, wie in Far From Heaven, einer Hausfrau aus Hartford) kommen kann. Obama wirkt da eher wie ein Betriebsunfall. Vielleicht ist es ganz gut für ihn und seine Wahlchancen, wenn er weiterhin unter der Rubrik „Schwarz“ geführt wird.
Solche Probleme verblassen angesichts der Schwierigkeiten, mit denen sich mittlerweile die Rivalen des schwarzen Helden konfrontiert sehen. Denn der weiße Amerikaner, daran führt kein Weg vorbei, ist nicht mehr das, was er mal war. So entdeckt Dennis Quaid als Gatte von Julianne Moore (Far From Heaven), dass er schwul ist und das trotz psychiatrischer Behandlung, trotz Elektroschock- und Hormontherapie auch bleiben wird. Weil Hollywood zwar Angst vor den Folgen gesellschaftlich verpönter Zweierbeziehungen hat, nicht aber vor absurden Geschichten, hat er vorher wenigstens einen weißen Sohn und eine weiße Tochter gezeugt. Wenn nur noch die schwarzen Männer mit ihren schwarzen Frauen schwarze Kinder kriegen würden, wäre das nämlich auch nicht gut.
Und was ist davon zu halten, dass 24 in den USA bei Fox läuft? Sollte ausgerechnet der Sender seine Zuschauer an einen schwarzen Präsidenten gewöhnen, der von Chauvinisten dominiert scheint und dessen Berichterstattung über Bushs „Krieg gegen den Terror“ gelegentlich mit der Wochenschau des 3. Reichs verglichen wurde? Steckt auch dieser Macho-Sender in der Krise? Im Fernsehen ist der Präsidenten-Nachfolger des hühnenhaften David Palmer („Du bist so schön“, sagt Julianne Moore in Far From Heaven zum Gärtner Haysbert, damit das endlich einmal ausgesprochen wird) wieder ein Weißer. Er ist klein, unathletisch, ältlich, paktiert heimlich mit den Terroristen, weil er das für patriotisch hält und würde am liebsten nicht ans Telefon gehen, wenn es klingelt, weil die Welt in Flammen steht. Wie rassistisch muss man sein, um sich nicht einen Präsidenten wie David Palmer zurückzuwünschen, schwarz hin oder her?
Wie wirklich ist die Wirklichkeit?
Jetzt läuft also alles auf den großen Showdown zwischen Obama und Hillary Clinton am 5. Februar hinaus. An diesem „Super Duper Tuesday“, wenn in 22 Bundesstaaten die Vorwahlen anstehen, wird Barack Obama versuchen, es David Palmer gleichzutun und der Präsidentschaftskandidat seiner Partei zu werden. Aber welcher Partei eigentlich? Bei 24 gibt es keine nennenswerte Opposition, und wenn Palmer ein politisches Programm haben sollte, erfährt man zumindest nichts davon. Dieser Fernsehheld ist der erste Präsident des „post-politischen Zeitalters“, und genau das will Obama, seiner Werbekampagne zufolge, nun auch in der Realität werden. Doch wo ist sie geblieben, die Realität? Einer der republikanischen Bewerber gab seine ganz reale Kandidatur in einer Talkshow bekannt und somit in einem durch und durch fiktionalen Gebilde, was schon daraus ersichtlich wird, dass die Talkshow ausfallen musste, als die Autoren streikten. Und weil dieser Kandidat und seine Parteifreunde sich nicht nur auf den Demokraten Kennedy berufen können, heben sie noch Ronald Reagan in den Himmel. Das ist der Schauspieler, der Gouverneur von Kalifornien und US-Präsident wurde, nachdem ihn Lee Marvin (in Don Siegels Film The Killers) erschossen hatte und der seine letzten Jahre in geistiger Umnachtung vor dem Fernseher zugebracht haben soll.
Es wird immer schwieriger, zwischen Film, Fernsehen und einer ganz auf Inszenierung (sowie die zugehörigen TV-Spots) setzenden Politik zu unterscheiden. Das muss noch kein Schaden sein. Aber man muss wissen, wo das eine aufhört und das andere anfängt. Der wirkliche Präsident wird nicht, wie in 24, nur daran gemessen, wie effektiv er an einem Tag des Jahres einen Terroranschlag abwehrt. Ein schlüssiges Konzept für eine bezahlbare Krankenversicherung hat Obama bisher eher nicht (um eines der dringendsten Probleme zu nennen). 24 ist ihm da keine Hilfe, denn die Serie bietet nur eine Lösung für privilegierte Staatsschützer: sie verfügen über eine bestens ausgestattete, betriebseigene Krankenstation, die außer ihnen aber nur Terrorverdächtige aufnimmt, damit unter medizinischer Aufsicht gefoltert werden kann. Und beim Lesen von Obamas erstaunlich inhaltsarmen Reden über „Hoffnung“ und „den Wandel“ wird einem ganz melancholisch zumute, wenn man sie mit denen seines Vorbilds Kennedy vergleicht. Kann Obama wirklich mehr sein als das Bonusmaterial zur DVD?
Dennis Haysbert hat kürzlich als Nelson Mandela brilliert und seinen weißen Gefängniswärter nebst – ganz klar! – blonder Ehefrau zur political correctness geführt (Goodbye Bafana). Die Kennedy-Rolle wird ihm wegen seiner Hautfarbe verwehrt bleiben. Aber JFK war katholisch, und irgendwann wird Haysbert vermutlich – dies als Warnung an den Vatikan - der erste schwarze (Film-)Papst werden. Als Präsident Palmer wurde er in der fünften Staffel erschossen. Er muss die Rolle jetzt nicht gleich im realen Leben übernehmen, obwohl Reagan dies bei viel schlechteren Voraussetzungen gelungen ist (er spielte einen schäbigen Gauner, als er sich im Film erschießen ließ, um als Politiker wiederaufzuerstehen). Sollten die Demokraten Obama aber tatsächlich zu ihrem Kandidaten machen, könnte er im Falle eines Wahlsiegs Haysbert das Amt des Außenministers antragen. Aus Dankbarkeit, und auch, weil er selbst auf dem Gebiet der Außenpolitik beträchtliche Defizite aufweist. In den Jahren seiner Zugehörigkeit zum Auswärtigen Ausschuss des Senats hat er in Kenia (der Heimat seines Vaters) über Korruption gesprochen. Um einen Beitrag zum „Krieg gegen den Terror“ zu leisten, war er in Russland (von dort kommen die Separatisten, die in der fünften Staffel von 24 den Giftgasanschlag planen), und er hat noch Zeit für eine Stippvisite in London gefunden (der Anführer der bösen Separatisten wird, einer alten Hollywood-Tradition folgend, vom Engländer Julian Sands verkörpert).
Im kriegsunwilligen Teil des „alten Europa“, also etwa in Frankreich oder Deutschland (in Staffel 5 kommen wir schlecht weg, weil unser Geheimdienst mit dem Feind schläft und nicht so kooperiert, wie Jack Bauer sich das vorstellt), war Obama nie. Für den Mann, der damit wirbt, dass er gegen Bushs Irak-Krieg stimmte und der im Senat dem für Europa zuständigen Unterausschuss vorsitzt ist das ziemlich wenig. Wer nun aber hofft, dass gleich Jack Bauer zum Präsidenten gewählt wird, weil er keine Berührungsängste kennt, weil ihm sein Image egal ist und weil er, statt ausländischen Potentaten zu drohen, sogar den Mut hätte, sich mit dem Heimatschutz sowie den Pharma- und Versicherungskonzernen anzulegen, der muss sich auf eine Enttäuschung gefasst machen. US-Präsident werden kann nur, wer in Amerika geboren ist. Und Kiefer Sutherland erblickte in London das Licht der Welt. Dennis Haysbert stammt aus Kalifornien. Das würde gehen. Besser als Obama wäre er allemal. Der Senator aus Illinois, sagt sein Wahlkampfmanager, verkörpert automatisch die Hoffnung, weil er schwarz ist. Inhalte nicht erforderlich. Aber das wäre dann (die weiße Mutter) nur die halbe Hoffnung.